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ADB:Martin von Troppau

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Artikel „Martinus Polonus“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 483, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martin_von_Troppau&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:25 Uhr UTC)
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Martinus Polonus ist der herkömmliche Name des Dominikaners Martin aus Troppau, der in Prag eingekleidet wurde, denn die böhmischen Dominikaner gehörten zur polnischen Ordensprovinz. Bald ist er von Prag nach Rom gekommen und päpstlicher Kaplan und Pönitentiar geworden; 1278 wurde er zum Erzbischof von Gnesen ernannt, starb aber auf der Reise dahin in Bologna. Auf Befehl Clemens IV. schrieb er eine Chronik der Päpste und Kaiser, die er jedoch erst nach dem Tode des Papstes vollendete. Das noch vorhandene Autograph, mit zahllosen Aenderungen und Zusätzen versehen, schickte er an seine Ordensbrüder in Prag, und in dem uns erhaltenen Dankschreiben wird schon damals der hohe Ruhm dieses Werkes in aller Welt gepriesen. In Abschriften erhalten ist jedoch nur die zweite, bis 1268 reichende Bearbeitung, so eingerichtet, daß jede Seite zwei Columnen für Päpste und Kaiser und 50 Zeilen, je eine für jedes Jahr, enthielt. Von diesem lästigen Zwange hat er sich in der dritten Bearbeitung befreit, welche er mit einer Uebersicht der alten Geschichte vermehrte und bis 1277 fortführte. Nur als Compendium für Theologen und Juristen sollte nach seiner Angabe die Chronik dienen; von geschichtlicher Auffassung ist gar keine Rede. Es fehlen aber auch die wichtigsten Begebenheiten, während die abgeschmacktesten Fabeln aufgenommen sind. Begreiflich ist, daß die Auffassung vollständig die päpstliche der Zeit ist, und durch die außerordentliche Verbreitung der handlichen und durch die Autorität des curialen Ursprungs getragenen Chronik hat sich diese Form der Geschichte für lange Zeit festgesetzt. Während dem Buche geschichtlicher Werth fast vollständig fehlt, hat es einen äußerlichen Anlaß zu zahlreichen Fortsetzungen gegeben, die zum Theil nicht unwichtig sind. Außerdem hat er auch Predigten geschrieben und eine alphabetische Uebersicht über Gratian’s Decret und die Decretalen unter dem Titel „Margarita Decreti“.

Erste kritische Ausgabe der Chronik von L. Weiland, Mon. Germ. SS. XXII, 377–475. Einige Fortsetzungen ebenda und im 24. Band. Wattenbach, Geschichtsquellen, II, S. 360–363.