ADB:Martin von Amsterdam
Jodocus Badius, Thilmann Kerver (Bd. XV S. 651) und Keysere (Bd. XV S. 696) zu Paris, Paul Leenen zu Rom (Bd. XVIII S. 119), Gerh. v. Lisa zu Treviso, Vicenza, Venedig, Cividale und Udine (Bd. XVIII S. 749) und die später zu besprechenden Antonius Mathias zu Mondovi, Raynald von Nymwegen zu Venedig u. a. m. Der Zeit nach einer der letzten gehörte zu diesen Druckern auch der Eingangs Genannte, über dessen persönliche Verhältnisse jedoch keine Quelle irgend etwas Verlässiges berichtet; wir kennen nur seinen Vornamen und seine Geburtsstadt. Seine Thätigkeit fällt zwischen die Jahre 1498 und 1501 und zwar waren es die Städte Neapel und Rom, in welchen er, jedoch stets in Gemeinschaft mit anderen Deutschen, arbeitete. Diese waren Johann Tresser de Hoestet und Johannes Besicken. Mit dem ersteren ließ er in lateinischer Sprache erscheinen und zwar 1498 in Neapel: „Joann. Joviani Pontani de liberalitate, de beneficentia …“, am Ende nennen sich beide Drucker „Almani“, mit [479] dem letzteren aber druckte er in deutscher, lateinischer und italienischer Sprache. Im J. 1500 nämlich ließen beide zu Rom ausgehen nicht nur zwei deutsche Octavausgaben des schon vorher und nachher vielfach in lateinischer sowol als deutscher Sprache gedruckten Buches „Mirabilia Rome vrbis“ (schon Gerh. v. Lisa hatte eine lateinische Ausgabe in Quart 1475 zu Treviso ausgehen lassen), sondern auch in demselben Jahre noch (1500) und zwar im Januar, Juni und August und in demselben Formate drei lateinische Ausgaben unter dem Titel „Mirabilia Romae, seu historia urbis Romae ab eius origine usque ad Constantini M. tempora …“ Die deutschen Ausgaben führen den Titel: „(I)N dem Buechlin stet geschribē wie Ro | me gepaut wart …“ und sind unterzeichnet „durch Johannē Besiken vnd Martinū amsterdam“. Panzer in seinen Ann. lat. (II, 520) hält es und nicht mit Unrecht für wahrscheinlich, daß die deutschen, theilweise wol auch die lateinischen Ausgaben dieses Buches zum Gebrauche derjenigen deutschen Landsleute veranstaltet werden, welche zur Zeit des Jubiläums nach Rom kamen. Und noch in gleichem Jahre ließ auch der deutsche Drucker Stephan Planck von Passau (vgl. d. Art.), der gleichfalls in Rom arbeitete, eine ähnliche deutsche Ausgabe daselbst erscheinen, welche deshalb bemerkenswerth ist, weil sie jene Ausgabe ist, die in dem bekannten „Brotkorb der heil. Römischen Reliquien“ wieder abgedruckt wurde. Uebrigens strotzen alle deutschen und lateinischen Ausgaben dieses Buches Mirabilia, dessen Verfasser gänzlich unbekannt ist, von Fabeln und lächerlichen Erzählungen; so soll, um davon nur einer kurz Erwähnung zu thun, Romulus auf dem Platze, den man damals palatium Romuli nannte, „inter sanctam Mariam et sanctum Cosmum“ seine Bildsäule selbst aufgestellt und gesagt haben: „Haec statua non cadet, donec virgo pariet. Et statim ut beata virgo Christum peperit, statua corruit“. Mit dem Jahre 1501, in welchem M. noch mit Besicken den italienischen Druck in Quart erscheinen ließ: „Strambotti del clarissimo professore dele bone arte miser Sasso Modoneso“ verschwindet sein Name aus der Buchdruckergeschichte, während der seines Socius noch bis 1506 (nicht 1509) auf mehreren Drucken erscheint; auf seinem letzten legt sich M. auch den Titel „Magister“ bei. Nach den Untersuchungen Nagler’s (Monogrammisten I, 720) waren beide Drucker auch Formschneider. In dem erwähnten Drucke „In dem Buechlin“ findet sich nämlich ein Holzschnitt, welcher die Madonna mit dem Kinde vorstellt, in einer aus Laubwerk bestehenden Einfassung. Unten in Mitte der Leiste auf einer Art Gesims steht der Buchstabe b weiß auf schwarzem Grunde, und dieser Initial deutet höchst wahrscheinlich auf Besicken. In demselben Büchlein findet man aber auch ein schiefes M mit einem Querstrich im Schilde, welches Monogramm ebenso auf den Drucker M. v. A. zu beziehen ist. Anlangend die beiden Geschäftsgenossen des M., Johann Tresser und Johann Besicken, so ist des ersteren Name nur durch einen einzigen Druck bekannt (vgl. auch den Art. Matthäus Moravus); was aber den zweiten angeht, so hat er allerdings bereits in Bd. II S. 554 dieses Werkes von anderer Hand seine Erwähnung gefunden. Da diese aber offenbar für diesen nicht unberühmten Drucker mehr als dürftig gehalten ist, so mag es wol gerechtfertigt sein, jene Notiz durch die nachstehenden Zeilen zu vervollständigen. Dieser Drucker arbeitete zuerst zu Basel, dann zu Rom gegen das Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Ueber seinen Beinamen „Besicken“ oder „von B.“ sind die Bibliographen streitig und während die einen wollen, daß er adeliger Abkunft gewesen, behaupten die anderen, der Name sei lediglich ein bürgerlicher, weil er sich öfters auch blos „Besicken“ unterzeichnete. Dieser Streit ist ein müssiger, denn eine Adelsfamilie dieses Namens hat niemals bestanden und unser Drucker nannte sich blos nach seinem Geburtsorte. Denn auch andere seiner Zunft in jener Zeit thaten dies, als ob dieser ihr Familienname [480] wäre, so eben Martinus Amsterdam, Leonardus Basiliensis, aber auch de Basilea, Florentinus de Moguntia 1472 zu Florenz, Wendelinus de Wila (Wil in Schwaben) 1474 zu Rom, Henricus de Colonia, Johannes de Hallis 1476 und Adam de Rotwil 1477 zu Venedig, Philippi de Bensheim 1482 zu Lyon, Fridericus Basiliensis 1494 zu Burgos in Spanien u. a. m. Und so ist auch unsers Druckers Geburtsort (in der Schweiz selbst existirt eine Ortschaft „Besicken“ oder eine ähnlich klingende nicht) einfach die Stadt Besigheim in Schwaben (nennt er sich doch selbst in einem seiner ersten Drucke („de besickein“), nicht sehr weit von Stuttgart, eine Ortsbezeichnung, welche nach der nicht anzuzweifelnden Versicherung dort Heimischer in der Volkssprache ganz gleich lautet „Besigen“ und wie in der bairischen Pfalz das Dorf Billigheim „Billiken“, und daß die betreffenden beiden Buchstaben in der Orthographie des 15. Jahrhunderts wechselnd gebraucht werden, ist hinlänglich bekannt. Von den äußeren Verhältnissen des Mannes ist uns nichts überliefert und nur die kurze Notiz findet sich in dem Archive zu Basel, daß er im J. 1478 dort das Bürgerrecht erhalten habe. Möglicherweise hatte er vorher in der Werkstätte des Wensler oder Leonh. Richel gearbeitet. Kurz vor 1483 ließ er sich dann als Druckerherr in dieser Stadt nieder, doch ist bis jetzt nur ein einziges Buch bekannt, welches er zu Basel veröffentlichte: „Tractatus de horis canonicis“, 1483, 4°. Von 1493 an erscheint er zu Rom (nach einigen bereits 1489 und nach noch anderen schon 1485 zu Siena, was beides irrig), wo zu jener Zeit eine große Zahl deutscher Drucker sich befand und druckte hier bald allein, bald in Gemeinschaft mit Sigmund Mayr oder Martin v. A. 19 theils lateinische, theils italienische und theils deutsche Bücher, und zwar für sich allein 9 lateinische, gemeinschaftlich mit Mayr 5 theils lateinische, theils deutsche und mit M. v. A. die bereits oben angegebenen Schriften, wozu jedoch noch eine nicht unbedeutende Zahl zweifelhafter kommt. Ueber Sigism. Mayr, der sich zuweilen auch blos mit seinem Vornamen nennt, auch seinem Namen „de Marchsam“ (?) beisetzt, vermag ich nichts weiter beizubringen; er arbeitete bis 1495 zu Rom und ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen Drucker Heinrich Mayer, der von 1488–1496 zu Toulouse, jedoch nicht, wie früher behauptet wurde, auch in Italien thätig war: vgl. d. Art.
Martin von Amsterdam, deutscher Buchdrucker in Italien. Wie im 15. Jahrhundert aus fast allen deutschen Ländern eine bedeutende Zahl Buchdrucker zum Betriebe ihrer Kunst in das Ausland zog, so wanderten auch aus den Niederlanden nicht wenige zu derselben Zeit nach Italien, Frankreich, Spanien und England, und vorzugsweise war es das erstere Land, wo sie eine günstige Aufnahme hoffen durften und in ihrer Erwartung sich auch nicht getäuscht sahen. Zu dieser Zahl gehören, um nur einige zu nennen:- Audifreddi, Cat. hist. crit. editt. Rom. saec. XV. Laire, Spec. hist. Typogr. Rom. saec. XV. Denis, Supplem. I, 196, 262. Panzer, Ann. lat. II, XI (Roma) und dessen deutsche Annalen I, 213 und 243. Stockmeyer, Baseler Buchdruckergesch., S. 49–50. Gottfr. Weller, Altes und Neues aus allen Theilen der Geschichte, I, 529–531. Em. Weller, Repertor., S. 12.