ADB:Joannis, Georg Christian
Serarius fünf Büchern Mainzer Geschichte im Auge hatte. Kaum hatte Gudenus durch eine buchhändlerische Anzeige im J. 1716 Kenntniß von dem Vorhaben des J. erhalten, als er sich mit demselben in Verbindung setzte, zur Förderung des Unternehmens das bereits durch ihn gesammelte Material dem J. zuschickte und für ihn die Archive durchsuchte. Gudenus hat in der Vorrede zum ersten Bande seines Codex diplomaticus (Göttingen 1743) das Verhältniß zu J. ausführlich dargelegt. Aus der gemeinsamen Arbeit gingen die beiden ersten, dem Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn gewidmeten Bände des Werkes von J. „Volumen I et II rerum Moguntiacarum“ (Frankfurt a/M. bei J. M. v. Sande, 1722) hervor; die Vorrede zum ersten Bande gibt Auskunft über die benutzten Quellen (– gute Notizen hierzu enthält das auf der Stadtbibliothek zu Mainz befindliche Exemplar Bodmann’s –) und gedenkt der Beihilfe des Gudenus. Nach dem Erscheinen der beiden ersten Bände erkalteten die Beziehungen der beiden Gelehrten zu einander zum Nachtheil des Unternehmens, so daß der dritte Band („Scriptorum Historiae mogunt. tomus novus“) gegen die vorhergehenden Bände zurücksteht. Zwischen die Herausgabe der ersten Bände und das Erscheinen des letzten Bandes (1727) [98] fallen folgende Arbeiten des J.: „Tabularum literarumque veterum spicilegium primum“ (1724); „Miscellanea hist. Palatinae maxime vero Bipont. inserv.“ (1725) und die neue Bearbeitung von Reuber’s Sammlung „Veterum scriptorum“ (1726). Das Lob, welches Gudenus dem umfassenden Wissen des J. zu Theil werden lässt, (doctissimus et polyhistor nulli secundus inclarescebat et huic commensurata rei historicae ac litterariae profunda scientia et penetratio in circulos se diffundebat amplissimos), ist wohl verdient. Daneben ist namentlich die vorurtheilsfreie Darstellung der Mainzer Geschichte zu rühmen.
Joannis: Georg Christian J., protestantischer Geistlicher und Geschichtsforscher, geb. am 4. November 1658 zu Markbreit (Franken), erhielt seine Ausbildung in Wittenberg und Altdorf, begleitete dann der Reihe nach die Stelle eines Hofpredigers bei dem Grafen Hohenlohe-Weikersheim (von 1682 an), eines Feldpredigers bei den brandenburgischen Truppen (1694) und eines Predigers bei der schwedischen Gesandtschaft in Wien (1695) und ließ sich dann (1702) auf Veranlassung des zum Statthalter in Zweibrücken berufenen Grafen Oxenstierna an dem gedachten Orte als Professor der Geschichte und der schönen Wissenschaften nieder. Aus dieser Stellung, mit welcher die Leitung des gesammten Unterrichtswesens verbunden war, schied J. nach dem Tode seines Gönners im J. 1717 aus, um sich ganz seinen Studien zu widmen. Alle Berufungen berühmter Universitäten konnten ihn nicht von Zweibrücken weglocken, woselbst er, eine Reise nach Holland abgerechnet, bis zu seinem Lebensende, 23. Februar 1735, verblieb. Das größte Verdienst erwarb sich J. durch seine Bearbeitung der Mainzer Geschichte, wobei er zunächst die Herausgabe eines Commentars und einer Fortsetzung zu des