Zum Inhalt springen

ADB:Liebe, Karl Theodor

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Liebe, Karl Theodor“ von August Rothpletz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 702–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liebe,_Karl_Theodor&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Liebe, Friedrich von
Band 51 (1906), S. 702–703 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Theodor Liebe in der Wikipedia
Karl Theodor Liebe in Wikidata
GND-Nummer 116987219
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|51|702|703|Liebe, Karl Theodor|August Rothpletz|ADB:Liebe, Karl Theodor}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116987219}}    

Liebe: Karl Theodor L., war ein Mann von ungewöhnlicher Begabung und unermüdlicher Arbeitskraft, der diese Eigenschaften ganz in den Dienst der Naturwissenschaften stellte. Aeußere Verhältnisse und z. Th. wohl auch eigne Veranlagung haben dazu geführt, daß sich seine Thätigkeit gleichzeitig auf sehr verschiedenartigen Gebieten entfaltet hat, und so kam es, daß am Grabe dieses vortrefflichen Erziehers der Jugend nicht nur seine ehemaligen Schüler, sondern auch die Geologen und Ornithologen sich vereinigten, um den Hingang dieses neidlosen und liebenswürdigen Mannes zu betrauern.

Er war in Thüringen geboren (1828 zu Moderwitz bei Neustadt a. d. Orla) und hat mit Ausnahme dreier Jahre, die er als Lehrer an dem Schleiden’schen Realgymnasium zu Hamburg zubrachte, und einer kurzen skandinavischen Reise sein ganzes Leben in seinem engeren Vaterlande zugebracht und dessen wissenschaftlicher Erforschung gewidmet. 1855 kam er als Lehrer der Mathematik an die Gewerbeschule nach Gera, 1861 als Professor der Mathematik und Naturwissenschaften an das dortige Gymnasium, wo er bis 1893 thätig war. Kurz nach seiner Pensionierung ist er im Juni 1894 gestorben. Als Ornithologe hat er sich auf die Biologie der Vögel beschränkt, hierin aber Bedeutendes geleistet. Als Geologe hat ihn alles interessirt, was Thüringen in dieser Beziehung aufzuweisen hat. Er wurde bald der beste Kenner Ostthüringens, hat die Stratigraphie aufgeklärt und insbesondere den so verwickelten geologischen Bau des Landes. Musterhaft sind die 16 geologischen Specialkarten (1:25 000), die er für die preußische Landesanstalt aufnahm. Er war einer der ersten, der in bewußter Weise die zahllosen Störungen und Verwerfungen auf der Karte einzeichnete und dadurch vorbildlich für die ganze Landesanstalt wurde. Eine zusammenfassende Darstellung gab er 1884 unter dem Titel: „Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens“ in den Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preußen u. s. w. Wenn man so L. in gutem Sinne des Wortes einen Localgeologen nennen darf, der über 40 Jahre lang sein engeres Vaterland mit dem Hammer in der Hand durchstreift hat, so hat seine Arbeit doch auch vielfach Fragen von allgemeiner Bedeutung betroffen. Insbesondere bemerkenswerth ist es, daß er schon 1852 die Bryozoenriffe im Zukstein beschrieb und so einen weiteren Beitrag zur Faciesbildung lieferte, die in der Jura- und Tertiärformation wenige Jahre vorher von Greßly in der Schweiz und Prévost [703] in Frankreich nachgewiesen worden war, im allgemeinen aber noch wenig Anklang gefunden hatte.

Ausführlicher Nekrolog nebst vollständigem Litteraturverzeichniß gab E. Zimmermann 1894 im Jahrb. d. preuß. geol. Landesanstalt.