ADB:Letteris, Max
Mendelssohn’s Phädon. Hieraus erwuchsen manche Conflikte mit dem Vater, der ihn beim trockenen Talmudstudium festhalten wollte, so daß in diesem einzigen Punkte unser Held einige Aehnlichkeit mit Friedrich dem Großen hatte, insofern nämlich die lettres persanes und einiges ähnliche vom zornigen Vater ins Feuer geworfen wurden. Das Jahr 1822 brachte einen Wendepunkt. L. hatte es zu einem Bändchen hübscher eigener Gedichte in hebräischer Sprache gebracht, welches der dadurch versöhnte und in der väterlichen Eitelkeit gekitzelte Papa selbst druckte und verlegte. Seine frühe Schulung an dem biblischen Idiom hatte ihm eine seltene Sicherheit in der correcten Nachbildung der classischen Sprache des Alten Testaments verliehen und hier liegt der Cardinalpunkt seiner Leistungen, welcher allein ihm eine Aufnahme in diese Blätter verschaffen kann, denn seine eigene productive Kraft, wie sie in den vorhin erwähnten Dibre schir von 1822 oder der späteren Gedichtsammlung Ajjeleth haschachar 1824 u. a. hervortrat, würde dazu nicht hinreichen. Sein Hauptverdienst bestand in der geschickten Wiedergabe deutscher oder französischer Dramen in hebräischer Sprache, in welcher er allerdings „der Sprache Canaans“ bewundernswürdig viel abzugewinnen wußte. So hat er die Athalie des Racine (גזע ישי Gesa Isai, 1834), Nathan den Weisen (Nathanhachakam. 1866), zuletzt sogar den Goethe’schen Faust in das Hebräische übertragen; eine eigene dramatische Behandlung der Esthergeschichte Schelom Esther erschien 1843 (vgl. Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissensch., Wien 1848, Heft III, S. 38 ff., Ztschr. der deutschen morgenl. Gesellsch., Bd. V, S. 107 f.). – Wissenschaftlicher Art ist eine Abhandlung „Zur Geschichte der epischen Poesie der Hebräer im 13. und 14. Jahrhundert“ (a. erst angef. O. Heft IV, S. 49 ff.), wo über Inhalt und Ausgaben des Tachkemoni von Charisi, des Meschal hakadmoni von Isaak Sahola, des Hammebakkesch von Schem tob ben Palkira, über das Thierepos Mischle Schualim u. a. gehandelt wird. Eine Fortsetzung dieser Arbeit erschien 1849 a. a. O. Märzheft, S. 254 ff., betitelt „Zur Geschichte der dramatischen Poesie“. Hier wird eine Reihe ethisch-allegorischer und historischer Dramen neuerer hebräischer Dichter besprochen. – Ebenda im Februarheft S. 131 ff. lieferte er einen Beitrag zur Geschichte der marokkanischen Juden nach Berichten eines hebräischen Reisewerkes Massa ba ʿarab von S. Romanulli; ebenda im Juniheft wird über seine Ausgabe von Joseph ha Kohen’s Geschichte der Judenverfolgungen berichtet. Gestorben ist L. 1871.
Letteris: Max L. ward geboren 1804 zu Zolkiew in Galizien, wo sein Vater Buchdrucker war. Dieser unterrichtete ihn selbst frühzeitig im hebräischen Bibelstudium und bestimmte ihn für die gelehrte Talmudwissenschaft. Indessen der vorzugsweise nach der Seite der Phantasie begabte Knabe fühlte sich früh zur Poesie hingezogen und lebte in seinem geistigen Traumleben in den Scenen eines hebräischen Romans, der an die Geschichte Josephs anknüpfte oder in den Bildern von Tausend und eine Nacht, welche er aus einer jüdisch-deutschen Uebersetzung kennen lernte. Reifer geworden, lernte er mit Eifer Deutsch und vertiefte sich in- Biographie und Schriftenverzeichniß s. bei Fürst, Der Orient, 1849, S. 632–635. Bibliotheca Judaica, Bd. II. 1863, S. 234, 235, wo aber die zuletzt hier angeführten Sachen fehlen und außerdem noch hinzuzufügen sind: Ein Blatt Geschichte aus d. biblischen Morgenlande, Leipz. 1871. Michtewe bene Kedem, Hebräisch-deutscher Briefsteller, Wien 1866. Kinnor we Uggab, Hebräische Gedichte, Wien. Afrot Sahab, Gedichte von Schiller und Byron ins Hebräische übertragen, Wien 1852. Letteris und Busch, Centralorgan für Cultur, Geschichte und Litteratur der Juden, Jahrg. 1848, Wien.