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ADB:Lauer, Franz Freiherr von

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Artikel „Lauer, Franz Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 36–37, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lauer,_Franz_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 19:40 Uhr UTC)
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Lauer: Franz Freiherr v. L., k. k. Feldzeugmeister und Generalgeniedirector, dessen hervorragende kriegswissenschaftliche Ausbildung und gründliche Kenntniß des Ingenieurwesens dem Staatswohle in ernsten Zeiten wiederholt wahrnehmbaren Nutzen brachten, kam 1735 als Sohn eines k. k. Offiziers zur Welt und wurde nach genossener häuslicher Vorbildung der Wiener Ingenieurschule zur Erziehung übergeben. Dort legte er den festen Grund zu seinem bedeutenden Wissen; im Geniecorps aber, in welchem er 1755 als Kadet seine Eintheilung erhielt, erlangte er die nöthige praktische Erfahrung. Wie sehr sein Wirken schon als junger Offizier befriedigte, bezeugt der Umstand, daß L. in Anerkennung seiner Verwendbarkeit und Tapferkeit während der Kämpfe des siebenjährigen Krieges, wobei er bei Leuthen am 5. Decbr. 1757 für kurze Zeit in feindliche Gefangenschaft gerieth, rasch bis zum Hauptmann vorrückte. Die nun folgenden Friedensjahre waren für L. eine Zeit ununterbrochenen Studiums, dessen Erfolge wesentliche Steigerung erfuhren gelegentlich einer Visitirungsreise mit dem Ingenieurgeneral Pellegrini 1771 nach Ungarn, Slavonien, dem Banat und Siebenbürgen, dann 1775 und 1782, als sich L. aus eigenem Antriebe zur Erweiterung seiner fortifikatorischen Anschauungen nach Italien begab. In Würdigung der sichtlichen Befähigung Lauer’s wurde selber nach dem Feldzuge 1778, welchem er als Oberstlieutenant beiwohnte, der Festungsbaucommission [37] in Böhmen beigezogen; er entwarf den Festungsplan für Theresienstadt und setzte 1787 Pleß in Vertheidigungszustand. Zu voller Entfaltung seines Wissens und Könnens, zur Bethätigung von Muth und Opferfreudigkeit fand L. aber zunächst in dem Türkenkriege 1788–90 den gewünschten Anlaß. Als Oberst, welche Charge er 1783 erreicht hatte, befehligte er die Arbeiten der Genietruppe anfänglich bei Dubicza, dann bei Belgrad. Bei letzterem Orte leitete er freiwillig und ohne Ablösung 14 Tage lang den Tranchéenbau und den Kampf gegen die Vorstädte; sieben Tage hindurch verblieb er während des Hauptangriffs auf die Festung in den Laufgräben. Laudon und Pellegrini anerkannten Lauer’s Verdienste um den Fall Belgrads durch die Empfehlung für die Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresienordens, welches ihm auch bald hierauf zugesprochen wurde. 1789 erfolgte überdies auch noch die Ernennung Lauer’s zum Generalmajor, 1790 dessen Erhebung in den Freiherrnstand. Daß unter der Einflußnahme eines solchen Generals die Ausbildung der ihm untergeordneten Offiziere und Mannschaft des Ingenieurcorps eine fruchtbringende gewesen, zeigten die wenige Jahre später ausgebrochenen großen Kämpfe mit Frankreich, in welchen L. überdies auch persönlich im Interesse des Heeres und des Staates einzugreifen vermochte. Seine vielfältige, in ihren Details den Umfang eines Buches fordernde Thätigkeit galt ebenso der Wahl der Vertheidigungs- als Angriffspunkte, dem Baue von permanenten und flüchtigen Befestigungen, von Minen, Brücken und Straßen, sowie auch der Führung des Kampfes selbst, in welchem Lauer’s geistiges Uebergewicht geeint mit heldenhafter Tapferkeit, seinen Truppen voranleuchtete. Zu den schönsten Gedenktagen Lauer’s in diesen Kriegsjahren zählen die Betheiligung an der Einnahme der Lauterburger Linien im October 1793, die Belagerung, Wegnahme und Sprengung des Forts Louis im Januar 1794, und endlich die schwierigen Kämpfe um Mannheim 1795. Für die entschiedene, geschickte und erfolgreiche Durchführung der letzteren wurde L. das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresienordens zuerkannt. Anfangs 1796 befehligte der im März dieses Jahres zum Feldmarschalllieutenant beförderte Lauer als Prodirector und Inspector das Geniewesen, als Oberdirector die Ingenieurakademie, im Juli 1796 suchte er durch persönliche Anschauung und Einwirkung die Vertheidigungsfähigkeit Mantuas zu heben, 1797 verfügte er an Ort und Stelle die vorzunehmenden fortifikatorischen Arbeiten längs der niederösterreichischen Landesgrenze, im selben Jahre leitete er auch als Geniedirector von Wien die Verstärkung der Befestigung der Stadt, die Einbeziehung des Wiener Berges und der Leopoldstädter Insel in den Vertheidigungsrayon. Nur noch ein Mal kam L. in feindliches Feuer; es war dies in der verlorenen Schlacht bei Hohenlinden, am 3. Decbr. 1800. Im nächsten Jahre trat er nach 45jährigen, ehrenvollen, anstrengenden Kriegsdiensten als Feldzeugmeister in den Ruhestand, lebte zu Krems und starb dort am 11. Sept. 1803.

Wurzbach, Biograph. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 14. Bd., Wien 1865. Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden etc., 1. Bd., Wien 1857. (Gräffer) Kurze Geschichte der Regimenter etc., 2. Bd., Wien 1801. Vollständige Gesch. von der Belagerung und Einnahme der Festung Belgrad etc., Prag 1789. Schels, Oesterr. milit. Ztschr., 1824 2. Bd.; 1825 2. Bd.; 1831 4. Bd.; 1832 3. Bd.; 1833 1. Bd.; 1834 3. Bd.; 1837 3. Bd.; 1846 3. Bd.