Zum Inhalt springen

ADB:Lang, Johann Michael

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lang, Johann Michael“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 601–602, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lang,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Lang, Johann
Nächster>>>
Lang, Joseph
Band 17 (1883), S. 601–602 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Michael Lang in der Wikipedia
Johann Michael Lang in Wikidata
GND-Nummer 100299962
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|601|602|Lang, Johann Michael|Julius August Wagenmann|ADB:Lang, Johann Michael}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100299962}}    

Lang: Johann Michael L., lutherischer Theolog des 17.–18. Jahrhunderts, geb. am 9. März 1664 zu Etzelwang im Herzogthum Sulzbach (Oberpfalz), † am 10. Januar 1731 zu Prenzlau in der Uckermark. – Von seinem Vater, Georg Christoph Lang (geb. 1636 zu Nürnberg, Pfarrer zu Etzelwang, Bruck, Poppenreuth, † am 1. Octbr. 1689 als Diaconus in Nürnberg, s. Jöcher II, 2247; Will, Nürnb. Gel.-Lex. II, 392), durch Privatunterricht zur Universität vorbereitet, studirte er seit 1682 in Altorf erst Philologie und Philosophie, dann Medicin und Naturwissenschaften, zuletzt Theologie, erhielt 1687 die Magisterwürde und den Poetenkranz, ging 1688 nach Jena, wo er besonders an den Theologen J. W. Baier aufs engste sich anschloß, wurde dort Adjunkt der philosophischen Facultät und hielt philosophische und theologische Vorlesungen. Nachdem er sodann 1692–97 eine Pfarrstelle zu Vohenstrauß im Sulzbach’schen bekleidet und 1694 auf der neugegründeten Universität Halle durch eine Disputation über die Wirksamkeit des Wortes und der Sacramente (de efficacia verbi et sacr. per homines malos administratorum) den Grad eines Licentiaten der Theologie sich erworben, erhielt er 1697 die durch den Abgang von Joh. Fabricius erledigte theologische Professur nebst der theologischen Doctorwürde an der Universität Altorf, daneben seit 1699 auch ein Predigtamt an der dortigen Gemeinde. Beide Aemter verwaltete er mit großem Fleiß und Eifer und suchte insbesondere neben den ihm obliegenden Vorlesungen und öffentlichen Predigten durch katechetische Uebungen und Privaterbauungsstunden, die er nach dem Vorgang Spener’s und der Hallenser einrichtete, christliche Erkenntniß und christliches Leben in der Gemeinde und unter seinen Zuhörern zu fördern. Einige Jahre lang blieb sein Wirken ungestört. Als aber im Septbr. 1703 der Separatist und Schwärmer Johann Georg Rosenbach, ein predigend reisender Sporergesell aus Heilbronn, und 1705 der norddeutsche Chiliast J. Wilhelm Petersen nach Altorf kamen und bei L. freundliche Aufnahme fanden, und als dieser in der Vorrede zu einer im J. 1703 herausgegebenen Schrift De herba Borith zu der Lehre vom sog. evangelium aeternum und zur Wiederbringungslehre sich bekannte oder dieselbe wenigstens nicht für heterodox erklären wollte: da kam L. selbst in den Verdacht des Pietismus, Chiliasmus und Separatismus und bekam deshalb Streit mit seinem strengorthodoxen Altorfer Collegen Christoph Sonntag, sowie mit einigen Nürnberger und auswärtigen Theologen (besonders Johann Philipp Storr in Heilbronn, Sebastian Edzard in Hamburg etc.). Er wurde der offenen Abweichung von den Bekenntnissen der lutherischen Kirche, insbesondere von den sog. Nürnberger Normalschriften, beschuldigt und da er weder einem Nürnberger Rathsdecret vom 20. Octbr. 1707 (abgedruckt in Unschuld. Nachr. 1710, S. 848), noch den zwei von dem Rath eingeholten theologischen Fakultätsgutachten (von Tübingen und Rostock 1709) sich unterwerfen wollte, so erhielt er schließlich den 16. Sept. 1709[WS 1] die erbetene Dimission von Professur und Predigtamt. Bald darauf folgte er einem von König Friedrich I. von Preußen an ihn gelangten ehrenvollen Ruf als Pastor prim. und Inspector nach Prenzlau in die Uckermark, wo er dann noch mehr als 20 Jahre lang in Frieden und Segen wirkte. – Sein Schüler und College G. G. Zeltner rühmt nicht blos seine vielseitige Begabung, seine ausgebreiteten Kenntnisse, seine ausgezeichnete Lehrgabe, sondern vor allem seinen würdigen, humanen und lauteren Charakter und seinen animus de emendandis ecclesiae morbis valde sollicitus. Von seiner poetischen Begabung, die ihm die Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden unter dem Namen Polemian verschaffte, geben Zeugniß seine „15 fürtrefflichen Lieder“, gedruckt im Schönberg’schen Gesangbuch von 1703 und in der Altorfer Liedertafel 1710, verzeichnet bei Wetzel II, 56. – Von seinen Schriften sind zu nennen eine Abhandlung „De compendiis [602] biblicis“, Einleitung zu einem von seinem Vater bearbeiteten Bibelauszug unter dem Titel „Tabulae biblicae“, 1697; philologische Abhandlungen über hebräische Quadratschrift, über den Unterschied der alt- und neugriechischen Sprache, über den arabischen Koran etc.; philosophische de veritate rei u. a., besonders aber zahlreiche theologische Abhandlungen, theilweise von ihm selbst gesammelt unter dem Titel „Decas I & II disputationum theol.“, Nürnberg 1703 und 1709. 4°., ein deutsches Werk unter dem Titel „Kern des wahren Christenthums“, in 2 Bänden, Nürnberg 1694–96; und ein kirchenrechtlicher „Tractatus de nuptiis et divortiis und Gründlicher Beweis, daß die Ehescheidung verboten sei“ gegen J. H. Böhmer, Berlin und Prenzlau 1716 u. 17.

Nachrichten von seinem Leben bei Zeltner, Vitae theol., Altorf, 468 ff.; Will, Lexikon II, 394 und Gesch. der Univ. Altorf, 2. Aufl. S. 77; Jöcher und Rotermund III, 1227; Wetzel, Histor. Lebensbeschreib. der Liederdichter II, 56; Walch, Einl. in die Relig. Streitigkeiten II, 739 ff.; III, 101; V, 1029; Frank, Gesch. der prot. Theol. II, 187 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1799