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ADB:Koopmann, Wilhelm Heinrich

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Artikel „Koopmann, Wilhelm Heinrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 653–654, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koopmann,_Wilhelm_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:35 Uhr UTC)
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Koopmann: Wilhelm Heinrich K., evangelischer Bischof. Er war geboren in der Stadt Tönning in Schleswig-Holstein als Sohn eines Schullehrers. Auf dem Gymnasium in Husum, unter Rector P. Friedrichsen vorgebildet, bezog er 1834 die Universität Kiel, wo er fünf Jahre studirte und 1839 das theologische Amtsexamen mit sehr rühmlicher Auszeichnung bestand. Nachdem er kurze Zeit Hauslehrer bei dem damaligen Amtmann auf Gottorf, nachherigen bekannten dänischen Minister v. Scheele gewesen, ward er schon am 23. August 1840 zum Diaconus in Heide gewählt. Am 2. April 1845 ward er zum Pastor in der Stadt Lauenburg befördert und am 7. September 1854 zum Pastor in Ottensen, aber schon am 2. Mai 1855 zum Generalsuperintendenten für Holstein, mit dem Titel eines Bischofs ernannt. Er nahm seinen Wohnsitz in der Stadt Altona. 1866 ernannte ihn die theologische Facultät der Universität Kiel zum Dr. theol. hon. causa. Er starb auf einer Visitationsreise in Hamberge am 20. Mai 1871 und ward auf dem Friedhofe in Nordhastedt, wo seine Tochter als Pastorin lebte, beerdigt. Während seiner Studienzeit, die er vortrefflich angewandt, machte besonders Dr. Claus Harms auf ihn einen tiefen und bleibenden Eindruck. K. bekannte sich ganz entschieden zur orthodoxen Theologie und vertrat den confessionellen lutherischen Standpunkt mit Hartnäckigkeit. Zuerst erschien von ihm anonym gegen seinen früheren Lehrer, den Pastor Dr. Clasen in [654] Tönning, der 1841 die Grund- und Glaubenslehren der Orthodoxen und Rationalisten, der Blind- und Denkgläubigen in der lutherischen Kirche herausgegeben hatte, unter dem Titel: „Der Grund- und Glaubensmangel des Buches „die Grund- und Glaubenslehren“ etc. Nachgewiesen von einem orthodoxen Prediger in Dithmarschen“, 1842. Dagegen schrieb Pastor M. Harring in Sehestedt: „Erster Brief an den s. t. orthodoxen Herrn Amtsbruder in Dithmarschen, enthaltend die biblische Lehre von der Nothwendigkeit der guten Werke zur Seligkeit“, 1842, und zweiter Brief eod. anno. Hierauf veröffentlichte K.: „Die Scheidewand zwischen Christenthum und Widerchristenthum, allgemein faßlich beschrieben. Als Vorwort ein Sendschreiben an Herrn Pastor Harring“, 1843. Dieser antwortete mit einem Sendwort auf das Vorwort, 1843, womit dieser Streit aufhörte. Während seiner Lauenburgischen Zeit eröffnete K. eine neue Polemik mit seiner Schrift: „Die grundrechtliche Confession in Staat, Kirche und Schule, beleuchtet mit besonderer Rücksicht auf den neuen Schulgesetzentwurf für das Herzogthum Lauenburg“, 1850. Er erklärte sich darin gegen die Schleswig-Holsteinische Erhebung. Als Generalsuperintendent war er bemüht verschiedene Reformen hervorzurufen. Zuerst wollte er einen neuen Landeskatechismus herstellen. Die Versuche, einen solchen zu Stande zu bringen, waren bisher gescheitert. Pastor Hasselmann und Dr. Asmussen hatten die ihnen ertheilten Commissorien nicht ausgeführt. K. lieferte nun selbst einen Entwurf: „Der kleine Katechismus Lutheri durch Bibelsprüche und kurze Sätze erklärt“, 1860 und 2. Auflage in demselben Jahre. Es erhob sich hiergegen ein starker Kampf, besonders von Seiten der Lehrerwelt. Die Einführung desselben ward aufgegeben. Auch bemühte er sich ein neues Gesangbuch einzuführen, das jedoch noch nicht fertig geworden. Bei dem Uebergang der Elbherzogthümer an Preußen trat er nicht auf die Seite der Dänen, sondern blieb in seinem Amte und vertheidigte seinen Standpunkt in der Schrift: „Meine Rechtfertigung gegenüber den Verdächtigungen der Kreuzzeitung in Betreff meiner Stellung zur Landessache“, 1864, 2 Auflagen. – Gegen die Zeitrichtung erhob er seine Stimme in der Schrift: „Das evangelische Christenthum in seinem Verhältniß zu der modernen Kultur. Zugleich ein motivirter Protest gegen die Tendenzen des sogenannten deutschen Protestantenvereins“, 1866, woraus ein Kampf sich entwickelte, der besonders mit dem Professor Dr. Lipsius scharf geführt wurde. K. war ein eifriges Mitglied der lutherischen Conferenz, welche sich nun bildete. Als dieselbe in Leipzig 1870 tagte, hielt er die Festpredigt über Hebr. 4, 14, die gedruckt ist. Nach seinem Tode hat seine Wittwe (er war zweimal verheirathet) eine Sammlung Predigten (25) aus verschiedenen Jahrgängen unter dem Titel: „Zeugnisse von Christo. Predigten von Dr. theol. K.“, 1876, aus seinem Nachlaß herausgegeben. Denselben ist ein Lebensabriß von dem Seminardirector Lange in Segeberg beigegeben. K. war ein vielseitig gebildeter Mann. Er hatte sich vielfach mit Naturwissenschaften befaßt und unter Anderem eine ausgezeichnete Konchyliensammlung angelegt. Er war ein ernster und strenger Charakter, dabei aber liebenswürdiger Natur. Seine Freunde errichteten nach seinem Heimgang zu seinem Andenken die Koopmann’s-Stiftung für Theologie Studirende positiver Richtung.

Vgl. Alberti, Schriftstellerlexikon s. v. Lange, vor den Zeugnissen von Christo, 1876. (Mommsen), Erinnerung an Koopmann. Neuer Kalender, Breslau 1880.