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ADB:Koller, Franz Freiherr von

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Artikel „Koller, Franz Freiherr von“ von Karl Friedrich Hermann Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 477–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koller,_Franz_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:11 Uhr UTC)
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Koller: Franz Freiherr v. K., österreichischer Feldmarschalllieutenant, Inhaber des Linien–Infanterieregiments Nr. 2 Kaiser Alexander I. von Rußland, Commandeur des österreichischen Leopoldordens, Ritter des Militär–Maria–Theresien– und österreichischen Ordens der Eisernen Krone 2. Klasse, geb. am 27. November 1767 zu Münchengrätz in Böhmen, † am 22. August 1826 zu Neapel. K. trat am 6. October 1783 als Cadett in das Linien–Infanterieregiment Brinken (Nr. 18), wo er 1790 zum Fähnrich befördert wurde. Im folgenden Jahre kam er mit diesem Regimente nach den österreichischen Niederlanden zu dem Corps des Feldmarschalllieutenant Kheul und wurde im Hauptquartier beschäftigt. Der damalige Generalquartiermeister Oberst Mack verwendete den sehr geschickten und fähigen, während des Feldzuges 1792 in der Champagne zum Unterlieutenant vorgerückten Offizier zum Generalstabsdienste. Bei dem Uebergange über die Roer (1. März 1793) leistete K. wesentliche Dienste und wurde am Abende jenes Tages aus dem Hauptquartier Altenhofen als Courier nach Wien gesendet. Zur Armee als Oberlieutenant zurückgekehrt, zeichnete er sich an dem Tage von Neerwinden 18. März) aus, trat mit der Beförderung zum Hauptmann in den Generalstab, blieb in den nächstfolgenden Unternehmungen dieses Feldzuges in dieser Verwendung, bis er im J. 1800 zum Major beim Infanterieregimente Clerfayt (Nr. 9) ernannt wurde. Nach dem Frieden von Luneville Oberstlieutenant, rückte K., bei Wiederausbruch des Krieges (1805), zum Oberst im 55. Infanterieregimente vor. An den Schlachten des Feldzuges 1809 nahm K. an der Spitze seines Regiments den ehrenvollsten Antheil und zeichnete sich insbesondere bei Aspern aus. Sein Regiment gehörte zu jenen drei Infanteriebrigaden, die den furchtbaren Stoß der Reitermassen des General d’Espagne auszuhalten hatten. Die Verleihung des Ritterkreuzes des Militär–Maria–Theresien–Ordens außer Capitel mit Armeebefehl vom 24. October und die Beförderung zum Generalmajor lohnten die hervorragend tapferen Dienste Koller’s an den denkwürdigen beiden Tagen des 21. und 22. Mai. Vom Abschlusse des Wiener Friedens bis zum J. 1813 war K. als Brigadier in Böhmen. Zum Feldmarschalllieutenant befördert und im August 1813 an das Hoflager berufen, erhielt K. die hervorragende Stellung eine Generaladjutanten beim Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg. Von der Natur mit der Gabe beglückt, Herzen und Neigungen zu gewinnen, mit der Kenntniß der meisten lebenden Sprachen, einem trefflichen Gedächtnisse und einer glücklichen Rednergabe ausgerüstet, seinem elastischen Wesen nach darauf angelegt sich in allen Lagen zurechtzufinden, erwarb sich K. bald die Gunst der Verbündeten Monarchen, sowie jene der hervorragenden Männer ihrer Umgebung. Im J. 1814 ward er zum [478] österreichischen Commissär ernannt, welcher den Kaiser Napoleon von Fontainebleau nach Elba zu geleiten hatte. Auf der Fahrt durch das südliche Frankreich nöthigten die Erbitterung der Bevölkerung gegen den entthronten Kaiser diesen, der für die Sicherheit seines Lebens Befürchtungen hegte, zu einer Verkleidung. Im Wirthshause zu La Calade zog Napoleon Koller’s österreichische Generalsuniform mit dem Bande des Theresienkreuzes an, fuhr im vierten Wagen zur Linken Koller’s und war sehr erfreut in Le-Luc zwei Escadronen österreichische Husaren zu finden, unter deren Bedeckung die Weiterreise bis Fréjus fortgesetzt und hier die Verkleidung aufgegeben werden konnte. Nach der Rückkehr von dieser Sendung (Juni 1814) begleitete K. den Kaiser von Rußland und den König von Preußen sowie die Erzherzoge Johann und Ludwig nach London und auf ihrer Reise durch England. Diese militärisch–diplomatische Mission war auch Veranlassung zu seiner Sendung nach Petersburg, um den Kaiser zu dem Congresse nach Wien einzuladen. Er empfing auch den Kaiser Alexander an der Grenze und geleitete ihn nach Wien. Als 1815 Frankreich und Italien der Schauplatz neuer Siege der verbündeten Heere wurden, erhielt K. die Bestimmung als Generalintendant für die Armee im Neapolitanischen. Von dort zurückgekehrt, befehligte er eine Infanteriedivision in Prag. Als die in Neapel ausgebrochene Revolution die Intervention eines österreichischen Heeres nothwendig machte, wurde K. abermals zum Intendanten derselben ernannt und kam Ende Mai 1821 zum zweiten Male nach Neapel. Hier fand er nach fünfjährigem Aufenthalte das Ziel seines thätigen Lebens. Ein aufgeklärter Verehrer der Kunst und Wissenschaft, Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, hatte er die in Italien mit beharrlichem Fleiße zusammengebrachten, werthvollen archäologischen Sammlungen in seinem Schlosse zu Obrzisteny (in Böhmen) aufstellen lassen. Sie wurden später für das Museum in Berlin angekauft.

Hirtenfeld, Der Militär–Maria–Theresien–Orden und seine Mitglieder. Wien 1857. Helfert, Napoleon I. Fahrt von Fontaineblau nach Elba, April–Mai 1814. Wien 1874.