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BLKÖ:Keuhl, Karl Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 203. (Quelle)
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Keuhl, Karl Freiherr von (Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Fiume 1739, gest. zu Prag 11. December 1798). Ist der Sohn des Feldmarschalls Karl Gustav Freiherrn von K. [siehe den Folgenden] und erhielt seine Erziehung in Gratz. Im Jahre 1754, 15 Jahre alt, trat er in die kaiserliche Armee, verließ aber dieselbe in kurzer Zeit wieder. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges erhielt er eine Oberlieutenantsstelle im Regimente seines Vaters Nr. 49 und wurde im November 1756 Capitän-Lieutenant bei Browne-Infanterie Nr. 36. Nachdem er sich in der Schlacht bei Prag ausgezeichnet, rückte er 1757 zum Hauptmann einer Grenadier-Compagnie vor, kämpfte noch in mehreren Schlachten dieses Krieges, wurde 1761, damals erst 22 Jahre alt. Major, war aber bereits mehrere Male und darunter gefährlich verwundet. Im Jahre 1769 wurde er Oberstlieutenant, im Mai 1773 Oberst im Regimente. Im bayerischen Erbfolgekriege that er sich bei Brüx (5. Februar 1779) besonders hervor. Der preußische General-Lieutenant Möllendorf war am 2. Februar 1779 aus seinen Winterquartieren in Sachsen mit 19 Bataillonen und 20 Schwadronen aufgebrochen, um unsern linken Flügel zu alarmiren. Obwohl der tiefe Schnee die Wege fast unpraktikabel gemacht, war er doch am 5. über den Paß Einsiedel nach Kreuzweg und Johnsdorf vorgedrungen. Dort standen Lobkowitz-Dragoner und Croaten als Vorposten, die Haupttruppe aber, 2 Bataillone des Infanterie-Regiments [204] Nr. 36, unter Commando des Obersten Keuhl, in Brüx. Keuhl, der von der ausgedehnten Linie des Feindes bedroht abgeschnitten zu werden besorgte, mußte sich zurückziehen. Aber diesen gefährlichen Rückzug führte er meisterhaft, aus. Er ließ beide Bataillone Massen formiren und hielt dadurch die feindliche Cavallerie, deren Reiter ihn ununterbrochen umschwärmten, von jedem Angriffe zurück; auf diese Art hatte er das hinter Wedel gelegene Defilé und den Sumpf Serpina erreicht. Das Dorf selbst aber vertheidigten zwei Compagnien gegen den weit stärkeren Feind mit großer Tapferkeit. Nun setzte er den Rückzug weiter über Betsch bis Laun fort und als am 6. die Preußen in ihre Cantonirungen zurückkehrten, nahmen die Oesterreicher ihre frühere Stellung wieder ein. So hatte sich K. drei volle Stunden im ununterbrochenen Kampfe gegen einen weit überlegenen Feind muthvoll gehalten und den Rückzug in bester Ordnung vollzogen. Freilich waren die Verluste nicht geringe: 30 Todte und 300 Verwundete und Gefangene zählte K.’s Corps, auch hatten sich einige Geschütze verfahren; aber auch der Feind hatte nicht unbedeutende Verluste zu beklagen, und zwar: 63 Todte, 150 Verwundete, und 40 Gefangene. K., der diesen trefflichen Rückzug mit so kaltblütigem Muthe und solcher Umsicht geleitet hatte, wurde in der zwölften Promotion (vom 15. Februar 1779) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Später focht K. in den Türkenkriegen, wurde 1783 General-Major und 1790 Feldmarschall-Lieutenant, war als Letzterer bei der Unterdrückung des Aufstandes in den Niederlanden 1790 und 1791 thätig, trat aber 1794 nach 40jähriger Dienstzeit in den Ruhestand, den er nur noch wenige Jahre, genoß. Im Jahre 1790 wurde K. Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 10. Als er zu Gratz starb, zählte er 59 Jahre.

Keuhl erscheint auch hie und da als Kheul, aber die obige Schreibart ist die richtige. –Almanaco friuliano per gli anni 1859 e 1860 (Anno V e VI) (Fiume 1860, Erc. Rezza, 8°.) p. 130. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 219 u. 1732. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 522. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 189. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix-huitième siècle ... (Londres 1800, gr. 8°.) Tome II, p. 251.