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ADB:Klaute, Johann Balthasar

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Artikel „Klaute, Johann Balthasar“ von Heinrich Reimer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 65–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klaute,_Johann_Balthasar&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:27 Uhr UTC)
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Klaute: Johann Balthasar K., geb. am 18. Nobr. 1653 zu Moischeid im hessen-kasselschen Amte Schönstein als der Sohn des Hüttenverwalters zu Rommershausen Jacob K. Die guten Vermögensverhältnisse des Vaters ermöglichten dem Sohne, auch nach Absolvirung der Universitätsstudien (1673) noch einige Jahre zu seiner geistigen Ausbildung zu verwenden. Nachdem er drei Jahre lang Hofmeister des einzigen Sohnes des kasselschen Kammerpräsidenten von Döringenberg gewesen, lebte er von 1679 an wieder bei den Seinigen, bis er 1682 eine Reise durch Frankreich, England und die Niederlande unternahm, von der er im April 1684 zurückkehrte. Während seines fast einjährigen Aufenthaltes in Metz hatte er sich mit Anna, der Tochter des dortigen Advocaten und eifrigen Hugenotten Jean Olry, seines Verwandten, vermählt (8. Novbr. 1682). Seiner Bildung und seinen Kenntnissen hatte er es zu danken, daß Landgraf Karl ihn sogleich als Auditeur beim Leibregimente anstellte und Beförderung verhieß (29. Mai 1684). Daß er diese Stelle zur Zufriedenheit versah, erkennt man daraus, daß ihn der Landgraf im Frühjahre 1687 zum Commissarius (Intendanten) des unter Oberstlieutenant Du Mont im venetianischen Solde nach Morea gegen die Türken ziehenden Regimentes ernannte; eine Vertrauensstellung, in der er unter schwierigen Verhältnissen gegenüber den verschlagenen venetianischen Beamten wie gegenüber dem Drängen der oft nothleidenden Truppen das Interesse seines Fürsten mit Geschick vertrat und durch seine Persönlichkeit auch im Regimente ein Ansehen genoß, das zuweilen die Eifersucht des Regimentschefs erregte. Obwol auch K. von den im Heere wüthenden Krankheiten ergriffen wurde, erholte er sich doch wieder und kehrte mit dem Reste des sehr gelichteten Regimentes Ende 1688 nach Venedig zurück. Die Abrechnung mit den dortigen Behörden verzögerte noch seine Heimkehr, so daß er erst im Februar 1689 in Kassel wieder eintraf. Am 6. März d. J. zum Oberkriegscommissarius befördert, nahm er an den Feldzügen gegen die Franzosen Theil. Am 1. April 1697 wurde er Geheimer und Kriegs-Secretär und erhielt am 11. Juni 1699 den Titel eines kaiserlichen Pfalzgrafen. Er gehörte zu den wenigen Begleitern, mit denen Landgraf Karl am 5./15. Decbr. d. J. plötzlich und incognito eine fünfmonatliche Reise nach Italien antrat; Klaute’s Vorbildung und Kenntniß der Sprache, seine Verbindungen und praktischer Sinn befähigten ihn zur Leitung dieser von ihm später beschriebenen Reise. Man erkennt in dieser Darstellung den gewissenhaften, in sich klaren und kenntnißreichen Mann; er bemüht sich, nur Selbsterlebtes und Selbstgesehenes zu berichten, wozu ihn eingehende Tagebücher und Notizen befähigten; den Erzählungen der italienischen Ciceroni begegnet er mit meist gerechtfertigtem Mißtrauen und mißt oder zählt ihnen wol einmal nach. Der eigentliche Sinn für die Kunst geht ihm ab, Curiositäten und das was praktisch verwendbar ist, interessiren ihn vorwiegend. In den folgenden Jahren sehen wir K. öfter im Gefolge des Landgrafen auf Reisen, die diesen außer Landes führten. Wie dies die persönliche Achtung beweist, die er bei seinem Fürsten genoß, so fand er in dem bald ausbrechenden spanischen Erbfolgekriege häufig Gelegenheit, durch diplomatische Verhandlungen (namentlich mit England und den Niederlanden über Subsidientractate) und Kriegscommissariatsgeschäfte das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen, wofür er durch die Ernennung zum Rath (1. Januar 1702) und zum wirklichen Kriegsrath (14. Juli 1706) belohnt wurde. An den Friedensverhandlungen zu Utrecht konnte er, obwol als Legationsrath dorthin abgesandt, wegen zunehmender Gicht nicht Theil nehmen; dagegen ging er im Juni 1714 in geheimer Sendung nach Paris, um für die Interessen seines Hofes und Landes bei dem Friedensschlusse zwischen Ludwig XIV. und dem Reiche zu sorgen; Bemühungen, [66] die ihm die Zufriedenheit Landgraf Karls erwarben. Eine gefährliche Verletzung, die der 61jährige dann auf der Rückreise erlitt, und später andere langwierige Krankheiten veranlaßten K., sich mehr und mehr von den Geschäften zurückzuziehen. Nachdem ihm seine Frau († 1731) und seine acht Kinder im Tode vorangegangen, starb auch er am 7. Octbr. 1733. Als Schriftsteller ist K. durch die schon erwähnte Beschreibung der mit Landgraf Karl unternommenen Reise bekannt, die er 1722 unter dem Titel „Diarium Italicum“ veröffentlichte, sowie durch die auf des Landgrafen Befehl 1701 veranstaltete Sammlung der „Sacri Romani Imperii leges fundamentales“. Ob Klaute’s Selbstbiographie, auf der Strieder’s ausführliche Mittheilungen beruhen, noch irgendwo vorhanden ist, war nicht zu ermitteln.

Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte VII, 132–142. Marburger Staatsarchiv.