Zum Inhalt springen

ADB:Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 730, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kiesewetter,_Johann_Gottfried_Karl_Christian&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 05:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 15 (1882), S. 730 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Gottfried Kiesewetter in der Wikipedia
Johann Gottfried Kiesewetter in Wikidata
GND-Nummer 116169613
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|730|730|Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian|Carl von Prantl|ADB:Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116169613}}    

Kiesewetter: Joh. Gottfr. Karl Christian K., geb. am 4. Novbr. 1766 in Berlin, † ebendort am 19. Juli 1819, Sohn eines Küsters, welcher zugleich als Schullehrer im Gensdarmenregiment fungirte, besuchte seit 1776 das Pädagogium der Realschule und trat 1780 auf ein Jahr in die Oberclasse des Gymnasiums zum grauen Kloster ein, von wo er durch ein kurmärkisches und ein magistratisches Stipendium unterstützt, sofort an die Universität Halle überging. Dort hörte er theologische Vorlesungen bei Semler und Niemeyer, Philosophie bei Eberhard und Jakob, welch’ letzterer ihn zum Studium Kant’s anregte, ferner Philologie bei Fr. Aug. Wolf und Mathematik bei Karsten; noch als Student gab er im Halleschen Waisenhaus mathematischen Unterricht. Von der philosophischen Fakultät wärmstens empfohlen, erhielt er ein Reisestipendium von 300 Thlrn., sodaß er im Herbste 1788 sich nach Königsberg begeben konnte, um Kant’s Vorlesungen zu besuchen und demselben persönlich näher zu treten. Nach Berlin zurückgekehrt (1789), erhielt er den Auftrag, den drei jüngsten Kindern des Königs Unterricht in Mathematik und Philosophie zu ertheilen, und nachdem er 1790 von Halle aus das philosophische Doctordiplom empfangen hatte, wurde er nach einer kürzeren abermaligen Reise nach Königsberg im J. 1793 in Berlin zum Professor der Philosophie ernannt mit der Obliegenheit, an der damaligen medicinisch-chirurgischen Pepinière Mathematik und Philosophie zu lehren, welche Thätigkeit ihm auch verblieb, als jene Anstalt (1798) eine Abtheilung der Militärakademie wurde, und ebenso, als 1807 die Kriegsschule entstand. Im J. 1804 unternahm er im Auftrag der Regierung eine Reise durch Deutschland, Frankreich, Schweiz und Italien, um über die Militärbildungsanstalten dieser Länder Bericht zu erstatten. Bei Beginn des Befreiungskrieges (1813) zog er sofort als Freiwilliger mit und wurde dem Wittgenstein’schen Hauptquartiere zugetheilt, erkrankte aber bereits in Weimar und sah sich genöthigt, nach Berlin zurückzukehren, wo er nie mehr volle Genesung fand und nach zweijährigem Krankenlager starb. – Stets für Kant schwärmend, war er in Berlin der maßgebendste Verbreiter der Philosophie desselben geworden, indem er theils Einzelnausführungen kantischer Grundlagen gab, theils durch popularisirende Auszüge den Uneingeweihten (auch den Damen) die Sache mundgerecht zu machen sich bemühte. Er schrieb: „Ueber die ersten Grundsätze der Moralphilosophie“ (1788 f., 2. Aufl. 1804), „Versuch einer faßlichen Darstellung der wichtigsten Wahrheiten der neuen Philosophie für Uneingeweihte“ (1795, 2. Bd. 1803; in 4. Aufl. in einem Bande redigirt von Flittner, 1824), „Auszug aus Kant’s Prolegomena“ (1796), „Grundriß einer allgemeinen Logik nach kantischen Grundsätzen“ (1796, 4. Aufl. 1824), „Prüfung der Herder’schen Metakritik“ (1799), „Faßliche Darstellung der Erfahrungs-Seelenlehre“ (1803, 2. Aufl. 1806), „Die ersten Anfangsgründe der reinen Mathematik“ (1804, 4. Aufl. 1818), „Hodegetik“ (1811); außerdem eine Uebersetzung von Lacretelle’s Geschichte Frankreichs (1815). In der „Altpreußischen Monatsschrift“, Bd. XV, Heft 3, sind 15 Briefe Kiesewetter’s an Kant veröffentlicht.

Chr. Gottfr. Flittner in der erwähnten 4. Auflage unter dem Titel: „Kiesewetter’s Darstellung der wichtigsten Wahrheiten der kritischen Philosophie nebst Lebensbeschreibung des Verfassers“ (1824).