ADB:Keysere, Peter de (Drucker)
Arnold de K. (Bd. III, 688), der Gründer der Genter Typographie, war im J. 1489 oder 1490 gestorben, ohne männliche Kinder zu hinterlassen (vgl. K. Martin), und die anderen uns bekannten Buchdrucker dieses Namens hatten sich entweder zu Paris oder Antwerpen niedergelassen. So erscheint denn, nachdem 1513 vorübergehend eine Officin „Simon Cock et Jodocus Petri de Hallis in Brabantia“ in Gent bestanden hatte, aus der jedoch nur ein einziger bis jetzt bekannter Druck hervorgegangen ist (Vanderhaeghen a. a. O. S. 20–22) Peter de K. als der dritte Drucker, welcher seine Kunst in der flandrischen Hauptstadt ausübte und welchem daselbst bis zum Jahre 1648 noch 26 weitere nachgefolgt sind. Obgleich wir über den Grad der Verwandtschaft unseres Druckers mit der des Vaters der Genter Buchdruckerkunst keine nähere Kenntniß haben, so dürfen wir doch zweifelsohne annehmen, daß er ein Verwandter dieser Familie gewesen ist, aber als ein Sohn des Arnold, für welchen ihn einige Bibliographen erklärt haben, kann er schon aus dem Grunde nicht gelten, weil in einem Aktenstücke des Genter Archivs vom J. 1547 sein Vater ausdrücklich Jan (Johann) genannt wird. Sein Name als Drucker und Buchhändler erscheint zwar erst im J. 1516, allein schon 1511 figurirt er als Buchbinder sowol in den Rechnungen der Stadt als auch auf den Titeln mehrerer seiner Bücher und als solcher kommt er noch 1559 vor. Aber er war nicht nur dieses, sondern seit 1528 auch Papiermüller und seit 1537 bekleidete er auch das Amt eines öffentlichen Notarius. Ein Mann aber, welcher so verschiedene Beschäftigungen in sich vereinigte, konnte selbstverständlich dem Buchdrucke, der nicht nur Fleiß sondern auch Geduld erfordert, nur eine geringe Aufmerksamkeit zuwenden, und es überrascht uns deshalb auch nicht, daß die Erzeugnisse dieses letzten Ausläufers der Keysere’schen Typographen-Familie weniger gelungen sind als die seiner Verwandten und in Betracht der Zierlichkeit und Eleganz des [700] Drucks viel zu wünschen übrig lassen. Auch scheint er weniger die Kunst selbst als die merkantile Seite des Geschäfts im Auge gehabt zu haben, denn auf der Mehrzahl seiner Bücher finden wir einen Appell an die Großmüthigkeit d. h. den Geldbeutel seiner Mitbürger, aber diese scheinen sich sehr wenig um ihn gekümmert zu haben und auch die damaligen Genter Buchhändler: Victor van Crombrugghe, Gerard Zweemere, Eigidis van der Walle und Georg van Gavre hatten kein großes Vertrauen zu seiner Geschicklichkeit, weil sie in anderen Städten ihren Verlag drucken ließen. Als typographische Marke hatte K. die des Jodocus Badius zu Paris adoptirt (abgebildet bei Vanderhaeghen a. a. O. S. 23), nur daß er die Unterschrift „Prelū Ascēsianū“ in Prelū Cesareū (vgl. auch Peter de Keysere, zu Paris) und unten das Monogramm des Badius in PC änderte, so wie die Worte PETRVS CAESAR GANDAVVS beifügte. Seine Officin befand sich anfänglich „auf dem Sandberge“, „in monte arenoso“ und er unterzeichnet sich öfters „circum“ oder „ante capitolium“, später wohnte er in einem Hause auf dem Platze St. Pharahildis, vielleicht dasselbe Haus, welches sein Vorgänger Arnold de K. inne gehabt hatte, und aus diesem adressirte er by der Crane, devant le Chasteau au conte, prez leglise saincte Pharahilde. Sein letzter Druck ist mit dem Datum versehen: 25. Nov. 1547; ob er zu dieser Zeit in Folge des geringen Absatzes seiner Erzeugnisse oder aus Furcht vor der Concurrenz mit Jodocus Lambrecht 1536–1553 (vgl. d.) auf den Buchdruck verzichtete, ist unbekannt, als Buchbinder aber kommt er, wie oben erwähnt, noch 1559 vor. Vielleicht hat er von jetzt an sich ganz der Buchbinderei und seinen notarischen Pflichten gewidmet so wie dem Buchhandel, dessen Ertrag sicherer und beträchtlicher war. Auch seine Papiermühle hatte er bereits 1544 veräußert. Die Anzahl der sämmtlichen Drucke des K. in lateinischer, französischer und holländischer Sprache beläuft sich auf 31, worunter 2 undatirte und unter diesen sind die verhältnißmäßig gelungensten: „P. Fausti Andrelini … Epistolae prouerbiales“, 1520. 4. mit außerordentlich zahlreichen das Verständniß erschwerenden Abkürzungen, auch einigen griechischen Wörtern, deren Form äußerst ungestaltet ist; „De Keyserlyke Ordonnan Edicten: Statuten Gheboden …“ 1531. 4.; „Triumphus Dhonneur faitz p. le comand. du Roy à lempereur en la ville de Poietiers …“, 1539. 8. und „Cooplieden Handbouxkin“, 1545. 16.
Keysere: Peter de K. (Caesar, Cesar, Cesaris), Buchdrucker zu Gent 1516–1547.