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ADB:Kelch, Christian

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Artikel „Kelch, Christian“ von Richard Hausmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 555–556, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kelch,_Christian&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 13:59 Uhr UTC)
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Kelch: Christian K., livländischer Geschichtsschreiber, wurde 1657 zu Greifenhagen in Pommern geboren, studirte in Frankfurt und Rostock, kam 1680 nach Reval, wurde 1682 Pastor zu St. Johann in Jerwen, 1697 zu St. Jacob in Wierland; 1710 nach Reval berufen, starb er hier, bevor er noch sein Amt an St. Nicolai antreten konnte, an der Pest am 2. December 1710. Er verfaßte eine „Liefländische Historia“, welche bis 1690 reicht und 1695 erschien, und hinterließ eine „Continuation“ derselben, die bis 1707 geht und nach der Originalhandschrift von Joh. Lossius 1875 zum Druck gegeben wurde. Der Verfasser hatte sich ein reiches Material zu beschaffen gewußt, kannte nicht nur was an Druckwerken über die Geschichte Livlands erschienen war, sondern hat auch handschriftliche Vorlagen (Brandis, Hiärn etc.) benutzt. Aber er ist unselbständig und leichtgläubig, und bietet daher, sieht man von einigen Urkunden ab, für die ältere Zeit wenig brauchbares. Erst wo er sich der eignen Zeit nähert, für die Geschichte des 17. Jahrhunderts, wird er von Bedeutung und die jüngst publicirte Continuation ist für den nordischen Krieg bis 1707, besonders soweit sich derselbe in Livland abspielt, eine reiche Quelle. Die schwere Hungersnoth 1695–1697, die Schrecken der entsetzlichen Verwüstung des Landes durch die Russen 1701 ff. hat K. selbst durchgemacht, hier schildert er zumeist Selbsterlebtes. [556] Dazu hat er sich in großem Umfange Berichte verschiedenster Art, mehrfach officielle Relationen zugänglich zu machen gewußt und kann daher besonders über die Kriegsereignisse ausführliche und zuverlässige Angaben liefern. Die glänzende Siegeslaufbahn seines jungen Königs Karls XII. verfolgt er auch über die Grenzen Livlands hinaus und schenkt ihr warme Theilnahme, denn durch und durch ist er schwedischer Patriot. Dieser sein politischer Standpunkt hat auch sein Werk wesentlich beeinflußt, die livländische Provinzialgeschichte wird nur vom Standpunkt des schwedischen Gesammtstaates beurtheilt, so vor Allem in der Geschichte der Reduction und der Thätigkeit Patkul’s: die Opposition des Landes gegen den Rechtsbruch der Reduction ist für K. Meuterei, die Triebfeder, die Patkul zum Kampf reizt, nur persönliche Rachsucht. Für Recht und Aufgabe der Sonderstellung Livlands hat K. kein Verständniß gewonnen.

Vgl. Gadebusch, Abhandlung, 155. Lossius, Vorwort.