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ADB:Karl (Hochmeister des Deutschen Ordens)

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Artikel „Trier, Karl v.“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 606–607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_(Hochmeister_des_Deutschen_Ordens)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:33 Uhr UTC)
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Trier: Karl v. T. (von gleichzeitigen Schriftstellern und in Urkunden, in fremden wie in eigenen, stets nur so genannt, als Karl Beffart v. T. erst seit dem 15. Jahrhundert, wol in genealogischem Mißverständniß, bezeichnet), der erste in Preußen gewählte Hochmeister des Deutschen Ordens, dessen Wahl bald nach dem am 5. März 1311 erfolgten Tode Siegfried’s v. Feuchtwangen geschah, welcher den hochmeisterlichen Sitz nach der Marienburg verlegt und durch die Erwerbung des Fürstenthums Pommern das Ordensgebiet nach Westen hin über die Weichsel hinaus ausgedehnt hatte. T. starb am 12. Februar 1324. Die geschickte Amtsführung in einigen höheren außerpreußischen Stellungen, seine gewissenhafte Achtung vor den Ordensregeln und eine seltene Gewandtheit in der Rede (auch Lateinisch und Italienisch beherrschte er wie seine Muttersprache) waren es gewesen, was die Stimmen der Gebietiger auf ihn gelenkt hatte. Wenn es den Rittern jener Zeit und ihrem neuen Meister auch sicherlich noch nicht zum vollen Bewußtsein gekommen war, daß durch die beiden erwähnten Ereignisse Aufgabe und Bedeutung ihres Ordens gewaltig gewachsen waren, daß es sich nicht mehr bloß um die einträgliche Verwaltung großer, zerstreuter Besitzungen handelte, sondern daß dem ausgedehnten Gebiete vom Embach in Livland bis zur Küddow in Pommern die natürliche Aufgabe zufiel, sich zu einem mächtigen weltlichen Staate herauszubilden, so machten sich doch die daraus erwachsenden Gefahren sofort fühlbar. Nicht nur einen drei Jahre andauernden Mißwachs mit Hungersnoth und Seuchen im Gefolge und die fortdauernde natürliche Feindschaft der heidnischen Littauer waren zu überwinden: jener durch nachdrückliche Colonisation, diese durch unaufhörliche Abwehr und Angriff. Im äußersten Osten meinte sich der Erzbischof von Riga, in vieler Beziehung doch immer das Oberhaupt der Geistlichkeit in den baltischen Ordensbesitzungen, jetzt mehr denn je dem drohenden Anwachsen der Macht des Ordens entziehen zu müssen (und sei es auch durch eine Annäherung an die Heiden), und die nicht durch den Orden, sondern durch die Bischöfe gegründete Stadt Riga wehrte sich schon jetzt mit aller Kraft davor, wie ihre livländischen und preußischen Schwesterstädte eine einfache Landstadt des Ordens zu werden. Im äußersten Westen dann konnte es Polen, welches sich eben, wenn auch noch lange nicht gesammelt, so doch energisch zu sammeln begonnen hatte, nicht verschmerzen, das stammverwandte Pommerland und damit den Zugang zur Ostsee sich für immer entzogen zu sehen. Den Mittelpunkt endlich, um welchen sich alle Gegner des Ordens sammeln, von dem sie kräftigste Förderung erwarten durften, mußte die römische Curie bilden, die schon lange daran war, die der Obedienz entwachsene geistliche Körperschaft zu beugen und nunmehr auch aus den Reichthümern derselben für sich selbst die Früchte zu sammeln gedachte. Bei den schier endlosen Verhandlungen über alle diese Dinge, deren Fäden zumeist über Avignon liefen, tritt nun freilich, da nur diplomatische Actenstücke und Proceßprotocolle vorliegen, die Person des Hochmeisters ganz in den Hintergrund, aber, wenn auch bei allen drei Hauptgegnern die Verhältnisse so lagen, daß sie nicht auftreten [607] konnten, wie sie wollten und, um zum Ziele zu kommen, es mußten, so entgeht, scheint mir, doch nicht, daß auf der Seite des Ordens die oberste Leitung in geschickter Hand gelegen haben muß. Denn es kam doch selbstverständlich nicht bloß auf reichliche und richtige Vertheilung von Handsalben an, die leider damals bei der Curie den meisten Eindruck machten, sondern nicht minder auf die geschickte Benutzung der Umstände und des stetigen Wechsels derselben. Als Beweis möchte auch der weitere Verlauf dienen. Im preußischen Zweige des Ordens hatte sich bald ein starker Gegensatz gegen den Meister herausgebildet, nach dunklen, wenig jüngeren Aufzeichnungen, denn urkundliche Nachrichten fehlen, vielleicht wegen seines zu großen Eifers für den Buchstaben des Gesetzes; der herkömmlich angeführte Grund wenigstens, ein Zwiespalt über die Besetzung des Meisterstuhles von Livland, entfällt, weil dieser Vorfall sich erst fünf Jahre später ereignete. Im J. 1317 erklärte sich T. bereit, das Meisteramt niederzulegen und sich in den heimischen Convent nach Trier zu begeben. Bei der Heimreise aber ließ er sich auf einem Generalcapitel zu Erfurt leicht dazu bewegen, die Abdankung zurückzunehmen, und auch in Preußen fügte man sich und wählte dort wieder nach alter Sitte einen besondern Landmeister. Inzwischen war von Avignon auch an den Meister die Vorladung zu persönlicher Rechtfertigung gegen die Klagen der Rigenser und der Polen gelangt; der Meister folgte ihr, und es gelang ihm bei längerm Aufenthalt und durch seine rednerische Gewandtheit den Sieg zu erringen. Trotz früherer päpstlichen Verfügungen mußten der Erzbischof und seine Stadt sich bescheiden und die Polen den Uebergang Pommerns an den Orden als eine zu Recht vollzogene Handlung anerkannt sehen, sogar der dem Kulmerlande als einem alten Theile des polnischen Reiches aufgelegte Peterspfennig wurde erlassen. Schon erkrankt heimgekehrt, lebte der Meister noch vier Jahre in Trier, während deren er sich von den preußischen Angelegenheiten ganz fernhielt, nur der obersten Leitung des Ordens sich widmete.

Joh. Voigt, Geschichte Preußens, IV (1834). – K. Lohmeyer, Gesch. v. Ost- und Westpreußen, I (1881). – Scriptores rerum Prussicarum, I u. II (1861 u. 1863); dazu die verschiedenen preußischen Urkundenbücher.