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ADB:Kalchberg, Johann Ritter von

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Artikel „Kalchberg, Johann Ritter von“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 14–16, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kalchberg,_Johann_Ritter_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:03 Uhr UTC)
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Band 15 (1882), S. 14–16 (Quelle).
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Kalchberg: Johann Ritter von K., geb. am 15. März 1765 auf dem Schlosse Pichl im Mürzthale der Steiermark, † am 3. Febr. 1827 in Graz, erhielt den ersten Unterricht auf dem väterlichen Schlosse, später von einem benachbarten Pfarrer in Hohenwang; da der Vater bald starb, kam K. in das Seminarium nach Graz, welches damals unter der Leitung des für die Jugendbildung so einflußreichen gelehrten Theologen Royko stand. Es waren hier insbesondere historische Studien, sowie die Lectüre der eben damals auftretenden deutschen klassischen Dichter, denen sich K. mit steigendem Eifer hingab, während er als Fachstudium das der Rechte betrieb. 1785 in den öffentlichen Dienst getreten, verließ er denselben doch bald wieder aus Abneigung gegen den trockenen Geschäftsgang. Seit 1790 schon zum zweitenmale verehelicht lebte er, nachdem er eine Reise nach Oberitalien unternommen, auf dem väterlichen Schlosse Pichl, das er aber später verkaufen mußte; dann auf den beiden steiermärkischen Herrschaften Wildbach und Feilhofen, die er nach einander gekauft und ebenfalls wieder veräußerte. 1791 wählten die steiermärkischen Stände K., der sich als Dichter und Geschichtschreiber schon einen Namen gemacht, zum Ausschußrath. Er legte die Stelle zwar bald nieder, wurde aber im J. 1796 abermals gewählt und beschloß, sich nun ganz dem Dienste seines Vaterlandes zu widmen, zu welchem Behufe er in der Folge auch ganz nach Graz übersiedelte. Hier war er für das Wohl des Landes und seiner Mitbürger unermüdlich thätig; er nahm sich mit Wärme der Ordnung der heimischen Archivalien an, betrieb eifrig historische Forschungen und lenkte dadurch auch die Blicke des Erzherzogs Johann auf sich, welcher damals zuerst seine Aufmerksamkeit der Hebung des Culturlebens in der Steiermark zuwandte. K. wurde vom Erzherzog als Mit-Curator des Gelehrteninstitutes Joanneum ernannt, welches, obgleich Erzherzog Johanns eigenste Schöpfung, doch auch der warmen Hingebung Kalchberg’s sehr viel verdankt. Welches Vertrauen letzterem der Erzherzog geschenkt, beweist der umfangreiche (von mir herausgegebene) Briefwechsel zwischen dem Prinzen und K. Im J. 1810 wurde K. von den Ständen zum [15] zweiten Verordneten des Ritterstandes gewählt, ebenso im J. 1816; im folgenden Jahre rückte er zum ersten Verordneten vor. Auch in seiner Stellung als Landesbeamter war er unermüdlich thätig; seine trefflichen Referate sind oft geradezu werthvolle historische Arbeiten zu nennen; er verbrachte in unermüdlichem Fleiße nicht selten ganze Nächte am Schreibtische. Hierdurch aber wurde seine Gesundheit zerrüttet; da er in Folge verschiedener Unglücksfälle auch sein einstiges nicht unbedeutendes Vermögen einbüßte, bemächtigte sich seiner tiefe Melancholie und er starb geistig und körperlich gebrochen in Graz, wo sich auf seinen besonderen Wunsch an der historisch interessanten Kirche des deutschen Ordens, insgemein „Leechkirche“ genannt, seine Grabstätte befindet. K. hat als Dichter und Historiker relativ Bedeutendes geleistet. In Steiermark war er der erste, welcher den seit Jahrhunderten entschlafenen Sinn für Poesie wieder neu weckte. Seine Gedichte (1788) zeigen den Einfluß der Lectüre unserer klassischen Dichter, unter den lyrischen und epischen Dichtungen findet sich manches nicht üble. Das meiste Talent aber zeigt er im Drama. Unter den gleichzeitigen österreichischen Dramatikern ist er wenigstens der bedeutendste. Seine Dramen, namentlich „Die Tempelherren“ (1788) und „Die deutschen Ritter in Accon“ (1796) lassen vielfach Lessing’s Einfluß erkennen. In Folge seiner poetischen Arbeiten wurde K. auch zum Mitgliede der arkadischen Gesellschaft in Rom und zum „vornehmen Mitgliede“ der deutschen Gesellschaft in Jena ernannt. Besondere Beachtung verdient es auch, daß K. zuerst die Geschichte seines engeren Vaterlandes zum Vorwurfe seiner Arbeit wählte und in Gedichten, Erzählungen und Dramen dieselbe populär zu machen suchte. Er hatte damit auch die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die Geschichte Steiermarks gelenkt. Von den Dramen, welche hieher gehören, sind zu nennen: seine Jugendarbeit „Agnes, Gräfin von Habsburg“ (1776), umgearbeitet in den Sämmtl. Werken unter dem Titel: „Wülfing von Stubenberg“; die zwei Schauspiele, welche unter dem Collectivtitel: „Die Grafen von Cilli“ (1790 und 1793) erschienen, „Die Ritterempörung“ (1792, in den Sämmtl. Werken unter dem Titel: „Andreas Baumkircher“, eine dramatische Bearbeitung der sagenhaften Geschichte dieses Helden, die heute noch in Steiermark überaus populär ist). Von minderem Werthe sind die Dramen: „Maria Theresia“ und „Attila, König der Hunnen“. Besonders zu erwähnen ist auch eine Art Musenalmanach, den K. unter dem Titel: „Früchte vaterländischer Musen“ (Grätz 1789–90, 2 Bdchn.) herausgab und damit zur Förderung des poetischen Lebens in Steiermark nicht wenig beitrug, auch sei hier angemerkt, daß er mit Schiller in Verbindung stand, der in der „Thalia“ (1793, IV. Stück) die dramatischen „Scenen aus dem Leben Kaiser Heinrichs des Vierten“ zum Abdrucke brachte. In den „Historischen Skizzen“ (2 Bde. 1800) hat K. im Gewande kleinerer Erzählungen Gegenstände aus der deutschen und insbesondere wieder aus der heimischen Geschichte behandelt, die sich eines großen Leserkreises erfreuten. Aber auch archivalische Forschungen betrieb K., wie seine Einleitung zum „Andreas Baumkircher“ und insbesondere seine treffliche Arbeit „Ursprung und Verfassung der Stände Steiermarks“ zeigen. Ebenso haben einige steirische Reisebriefe („Das Mürzthal“ etc.) historischen und ethnographischen Werth.

Wurzbach, Biogr. Lex. X. Kehrein, Biograph. litterar. Lexikon (Zürich 1868) I. J. B. v. Winklern, Biogr. u. litt. Nachrichten v. d. Schriftstellern … in … Steiermark. Vgl. ferner: A. Schlossar, Innerösterr. Stadtleben (Wien 1877) und desselben Biographie Kalchberg’s in den Mittheilungen des hist. Vereins f. Steiermark, XXVI. Heft (Graz 1878). Sämmtliche Werke Kalchberg’s in 9 Bänden erschienen 1816–17 in Wien. Eine [16] Neuausgabe in Auswahl mit Benutzung des Nachlasses und mit eingehender Biographie veranstaltete der Unterzeichnete Wien 1878–79. 4 Bde.