Zum Inhalt springen

ADB:Johann Reinhard I.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hanau, Johann Reinhard Graf von“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Reinhard_I.&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hanau, Johann
Band 10 (1879), S. 497–498 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Reinhard I. (Hanau-Lichtenberg) in der Wikipedia
Johann Reinhard I. in Wikidata
GND-Nummer 137530285
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|497|498|Hanau, Johann Reinhard Graf von|Ludwig Spach|ADB:Johann Reinhard I.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137530285}}    

Hanau: Johann Reinhard Graf von H., 1569[WS 1]–1625, ist der Gründer des protestantischen Gymnasiums von Buchsweiler, d. h. der kleinen Haupt- und Residenzstadt der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, im Unterelsaß. Schon einige seiner Vorfahren hatten im Laufe des 16. Jahrhunderts der Reformation Vorschub geleistet, so Philipp IV., der sich am Abschluß des Religionsfriedens (1555) betheiligte, und im J. 1573 eine Verfügung erließ, die bis zur französischen Revolution maßgebend für sämmtliche Consistorien der kleinen Herrschaft blieb. † am 19. Febr. 1590. Sein Sohn, Philipp V., zu Tübingen erzogen, zeigte ebenso großen Eifer für den neuen Glauben. Joh. Reinhard H. aber setzte den Werken seiner [498] Vorgänger die Krone auf. Das Buchsweiler Gymnasium hielt sich bis 1792 aufrecht, und wurde eine bedeutende Gelehrtenschule für Geistliche und Laien. Mehrere Notabilitäten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verdankten dieser Schule ihre Bildung; der Einfluß zog sich in das laufende Jahrhundert herüber (v. Schoell). – Unter Wolfgang Philipp, Sohn des Joh. Reinhard, wurde das Elsaß zum Schauplatz der Verwüstung; der Graf von Hanau-Lichtenberg, nachdem er sich an der Spitze eines Partisanencorps zu bewähren gesucht, zog sich zuerst a. 1636 nach Straßburg zurück, und starb, gebrochenen Herzens, zu Buchsweiler a. 1641. – Dasselbe Unwetter war auch über die hanauischen Ländereien auf dem rechten Rheinufer und in der Wetterau, wo die reformirten Hanau-Müntzenberger ansässig waren, losgebrochen. – Das Residenzstädtchen Hanau hatte eine Bevölkerung von geflüchteten protestantischen Franzosen aufgenommen; es blühte auf durch seine Industrie, wurde mit einem Gymnasium, nach dem Muster des elsassischen Buchsweiler bedacht. Es hatte von beiden Parteien, den Schweden und den kaiserlichen Truppen viel zu leiden. Im J. 1641–42 trat die Eventualität ein, wogegen durch einen im J. 1610 bereits zwischen Wolfg. Philipp von Hanau-Lichtenberg, und Philipp Ludwig von Hanau-Müntzenberg, abgeschlossenen Vertrag vorgebeugt werden sollte; beide Ländereien wurden, der Zersplitterung zuvorzukommen, in eine Hand vereinigt. Dieser Act wurde durch Friedrich Casimir von Müntzenberg vollzogen (s. Müntzenberg, Friedrich Casimir). Ein launenhafter, verschwenderischer, mit Gründungsplänen am Orinoko umgehender Herr! Er war auf dem Punkte, die Hanau-Lichtenbergische Grafschaft dem Herzog von Lothringen zu verpfänden; da erhob sich seine Schwägerin, die Wittwe des letztverstorbenen Grafen von Lichtenberg, und bethätigte sich als Vertheidigerin ihrer beiden Söhne, der Neffen Friedrich Casimirs. Sie versammelte, auf Schloß Lasteritz, die Delegirten der Grafschaft, und brachte es zu einem Vertrag mit dem Oheim. Nach des letzteren Tode (1685) theilten sich die Neffen in die Gesammterbschaft; Philipp Reinhard erhielt Müntzenberg, Joh. Reinhard II. Lichtenberg. Nach dem Tode seines Bruders Philipp Reinhard (1712) vereinigte letzterer die gesammten Ländereien der doppelten Grafschaft. Aber auch seine Ehe mit einer brandenburgischen Prinzessin war ohne männliche Erben. Unliebsame Streitigkeiten mit Hessen-Cassel wegen „Müntzenberg“ standen bevor. Während dem 30jährigen Krieg hatte Maria Elisabeth, Schwester des Grafen von Müntzenberg, den Landgrafen Ludwig Wilhelm von Hessen-Cassel, geheirathet, und sich durch einen Pakt von 1643 für geleistete Dienste verpflichtet. Joh. Reinhard (II.) sah sich nach einem anderen Beschützer um; er vergab 1717 die Hand seiner einzigen Tochter Charlotte Christine an den Erbprinzen von Hessen-Darmstadt (nachmals Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt). Als er, den 28. März 1736, mit Tode abging – zehn Jahre nach dem schon 1726 erfolgten Abscheiden der Tochter – trat der hessen-darmstädische Prinz unbehindert in die Rechte seines Schwiegervaters auf Lichtenberg ein. Bereits seit 1780 war die Stadt Hanau von hessischen Truppen besetzt.

Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg von Lehmann, 2 Bde. mit Stammtafeln, in 8°, Mannheim 1862–63. L. Spach, Le château et le Comté de Hanau-Lichtenberg. Oeuvres choisies Tom. III. p. 339 u. ff. und im Bulletin de la société historique d’Alsace. Volume III. p. 1 u. ff. Geographische Beschreibung der Grafschaft Hanau-Müntzenberg und Geschichte der ehemals regierenden Herren und Grafen zu Hanau überhaupt, mit den daher entstandenen müntzenbergischen und lichtenbergischen Linien, nebst einer neuen Landkarte und Geschlechtstafel. Hanau 1782. 1 Bd. in 8°.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1599