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ADB:Holzer, Wolfgang

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Artikel „Holzer, Wolfgang“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 27–29, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holzer,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:48 Uhr UTC)
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Holzer: Wolfgang H., hervorragender Parteiführer in Oesterreich, war von mittelmäßiger Herkunft, nach M. Beheim ein Bäckerssohn, doch durch Ochsen- und Pferdehandel in Ungarn reich geworden, ein Mann von großer Entschlossenheit, wie selbst Hinderbach, sonst sein politischer Gegner, anerkannte. Er hatte die Stieftochter des Wiener Bürgers Kristan Wissinger zur Frau, wurde Mitglied des Stadtrathes und Münzmeister, war mit Ulrich Eizinger befreundet und hatte an dessen von vorübergehendem Erfolge begleiteten Versuche, den Grafen Ulrich von Cilli vom Hofe des jungen Königs Ladislaus zu verdrängen, theil genommen. Als aber der Graf Ulrich die Gnade des Königs wieder erlangte, wurde H. verhaftet, seine Güter confiscirt und er selbst wegen gewisser Schmähungen, die er sich gegen Cillier erlaubt hatte, gefoltert. Nur mit Mühe rettete er das Leben. Dies geschah wider ihn besonders auf Antrieb des Hubmeisters Konrad Holzler und der Wiener Bürger Simon Pötl und Nicolaus Teschler, welche zu Eizingers Gegnern zählten. Erst nach dem Tode des Königs Ladislaus bot der Streit, welcher zwischen Kaiser Friedrich III. einer und den Ständen des Erzherzogthums Oesterreich und seinem Bruder Albrecht andererseits ausbrach, H. willkommene Gelegenheit zur Rache dar. Bis in die Mitte des J. 1462 hielt in diesem Streite die Stadt Wien trotz mancher Versuche Herzog Albrechts sie zu gewinnen, an dem Kaiser fest. Endlich aber erhoben sich, [28] durch die Leiden des Krieges aufgereizt, die Zünfte gegen Bürgermeister und Stadtrath, welch’ letzterem auch Teschler angehörte, setzten beide ab, warfen die angesehensten Bürger ins Gefängniß und wählten statt des bisherigen Rathes einen Bürgerausschuß, an dessen Spitze H. trat, der sich anfangs vorsichtig im Hintergrunde gehalten hatte. Als bald darnach der Kaiser mit einem Heere vor der aufgeregten Stadt erschien, verschloß ihm H. die Thore, so daß er im Freien übernachten mußte und erst am dritten Tage nach längeren Unterhandlungen eingelassen wurde. Bald kam es zu offenem Bruche zwischen dem Kaiser und der Stadt. Als nämlich der Kaiser bei der Wiederbesetzung des Stadtrathes, wie es heißt mit Verletzung des alten Herkommens, Sebastian Ziegelhauser zum Bürgermeister von Wien ernannte, versagten die Zünfte diesem den Gehorsam und wählten eigenmächtig unseren H., den der Kaiser, da er inzwischen die Truppen entlassen hatte, anzuerkennen genöthigt war. Zwar leistete H. und der neue Stadtrath dem Kaiser den üblichen Eid, was aber jenen nicht hinderte, insgeheim mit des Kaisers feindlich gesinntem Bruder über die Einlassung der Truppen des letzteren in die Stadt zu unterhandeln. Als aber darauf der Kaiser der Stadt den Blutbann entzog und zur Befriedigung seiner Söldner den Bürgern neue Geldopfer zumuthete, ging die Aufregung der Gemüther in offenen Aufruhr über, die Wiener kündeten dem Kaiser den Gehorsam auf und belagerten denselben in der Burg. Herzog Albrecht brachte den Wienern bewaffnete Hilfe in diesem Kampfe. Endlich rettete die Dazwischenkunft des Böhmenkönigs den Kaiser, der jedoch seinem Bruder in einem Vertrage ganz Oesterreich überlassen mußte. Allein die Gegner des Kaisers sahen sich in den Hoffnungen, welche sie an Albrechts Sieg knüpften, getäuscht. Bald trat H., der an dem Kampfe gegen den Kaiser hervorragenden Antheil genommen hatte und noch im letzten Augenblicke jede Verständigung zu vereiteln suchte, mit dem Kaiser heimlich in Verbindung und versprach demselben, ihm die Stadt wieder in die Hände zu liefern. Am Charfreitag (8. April 1463) Abends berief H. in das Haus des Pötl, das er während der früheren Unruhen sich angeeignet hatte, eine Anzahl Bürger und Rathsherren, verhaftete von diesen einige, die ihm verdächtig schienen und theilte hierauf den übrigen mit, daß der Herzog Söldner in die Häuser der Stadt zu legen beabsichtige, um die Bürger zur Bezahlung des rückständigen Soldes an die letzteren zu zwingen, deshalb habe er (H.) vor, 400 Reiter zur Beschirmung der Stadt in Dienst zu nehmen. Sein Vorschlag fand den Beifall der Versammlung, nur wollte man, daß er dies nicht ohne Vorwissen Albrechts thue. H. ging darauf scheinbar ein. Am nächsten Morgen aber ließ er den in den Diensten des Kaisers stehenden Hauptmann Augustin Tristram mit 400 Söldnern in die Stadt ein. Diesem schloß sich der Anhang Holzer’s unter dem Banner der Stadt an und H. selbst ritt dem Zuge, der sich vom Stubenthor nach dem Hofe bewegte, mit entblößtem Schwerte vor. Der Herzog war anfangs überrascht. Doch gelang es ihm, die Bürgerschaft für sich zu gewinnen und es entspann sich zuletzt ein heißer Straßenkampf, in welchem die eingelassenen Söldner unterlagen. H. selbst, dessen Haus der Herzog dem Pöbel preisgab, entfloh aus der Stadt und gelangte zu Pferd bis nach Melk. Dort aber faßte er den tollkühnen, kaum begreiflichen Entschluß, als Winzer verkleidet mit zwei Begleitern die Donau hinab nach Wien zurückzufahren. Bei Nußdorf wurde er indeß erkannt, verhaftet und an den Herzog ausgeliefert. Dieser übergab ihn dem Stadtrath, welcher H. und mehrere Mitschuldige zum Tode und Viertheilung verurtheilte. Am 15. April erfolgte auf dem Hohen Markte die Vollstreckung dieses Urtheils. Den übrigen erließ man die schmähliche Viertheilung, nur an H. wurde dieselbe vorgenommen. [29] Die Theile wurden an den vier Hauptthoren der Stadt aufgehangen, der Kopf gepfählt.

Michael Beheim, Buch von den Wienern. – Hinderpach pg. 851 ff. – Gobellinus pg. 544. – Anonymi chron. austr.Ebendorfer. – Verlauffung zu Wyenn, in der Karwochen, geschehen 1463 in Th. G. v. Karajan, Kleinere Quellen zur Gesch. Oesterreichs. 1. Heft. Wien 1859. – Vermerck des Burgermaister zu Wien furnemen etc. im Arch. f. K. ö. G.-Q. XI, 165 ff.