ADB:Hoffmann, Hermann
Joseph Hillebrand, der die Professur für deutsche Litteratur innehatte und ein geselliges, durch geistige Anregungen verschöntes Hauswesen führte, was auch auf den jungen H. nicht ohne Wirkung blieb. Er absolvirte hier seine Gymnasiallaufbahn, während deren schon seine Neigung zur Botanik hervortrat, die sich durch fleißige Excursionen in die schöne Umgebung seiner zweiten Vaterstadt praktisch bethätigte. 1837 wurde er in Gießen Student der Medicin. Außer Botanik trieb er neben seinem Berufsstudium mit Eifer Ornithologie, wobei ihn ein schönes Zeichentalent unterstützte. 1839 ging H. auf ein Jahr nach Berlin, um den berühmten Physiologen Johannes Müller und unter Link (s. A. D. B. XVIII, 714) Botanik zu hören. Von hier aus unternahm er seine erste größere Reise, die ihn nach Dänemark, Schweden und Rußland führte. Nach bestandener Staatsprüfung wurde H. im April 1841 zum Dr. med. promovirt. Er bereiste darauf Großbritannien und Irland und ließ sich, nachdem er ein halbes Jahr lang behufs Besuches der Krankenhäuser und botanischen Institute in Paris gewesen war, 1842 in Gießen als practischer Arzt nieder. Indessen gab er den ärztlichen Beruf bald auf, um sich noch in demselben Jahre als Privatdocent der Medicin zu habilitiren. In dieser Eigenschaft las er über Physiologie, arbeitete auch auf Liebig’s Anregung in physiologischer und pathologischer Chemie, aus welchen Gebieten mehrere Schriften von ihm herrühren. Bald wandte sich H. ausschließlich der Botanik zu. 1843 hielt er seine erste Vorlesung über Pflanzenphysiologie, die von nun an sein Hauptcolleg blieb; auch schriftstellerisch ging er ganz zur Botanik über. Seine erste Publication darin war eine von 12 Tafeln begleitete, im Jahre 1846 erschienene „Schilderung der deutschen Pflanzenfamilien“. Nachdem ihm 1847 die philosophische Doctorwürde hon. causa ertheilt war, erhielt er ein Jahr darauf die Stelle eines außerordentlichen Professors und rückte 1853 als Nachfolger Alex. Braun’s (s. A. D. B. XLVII, 186), der 1851 nach Berlin übersiedelte, in die ordentliche Professur auf; das Directorat über den botanischen Garten besaß er schon seit Mai 1851. Beide Stellen bekleidete er 38 Jahre lang bis zu seinem Tode. Vor schweren Schicksalsschlägen bewahrt, führte er inmitten eines glücklichen Familienkreises das stille Leben eines echten deutschen Gelehrten, mit nie ermüdender Arbeitslust und bis zuletzt bei voller geistiger [413] Frische seiner Forschung und dem Lehrberufe sich widmend. Die Ferien benutzte er zu Reisen nach Italien, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Tirol und nach vielen Orten Deutschlands, nahm auch wiederholt an den Verhandlungen deutscher Naturforscher und Aerzte Theil. Die verfügbare Zeit galt seinen bis zum Todesjahre fortgeführten wissenschaftlichen Arbeiten, welche in dem unten angeführten Nachrufe seines Schwiegersohnes E. Ihne (Oberhess. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde) in chronologischer Reihenfolge verzeichnet sind. An äußerer Anerkennung hat es H. nicht gefehlt; Für seine Abhandlung: „Ueber Bacterien“ (Botan. Zeitung 1869) verlieh ihm die Pariser Akademie der Wissenschaften zusammen mit Rabenhorst den Prix Desmazières; zwei Mal wählte ihn die Universität Gießen zum Rector; 1880 wurde er Geheimer Hofrath und im April 1891 konnte er die fünfzigjährige Wiederkehr seiner Doctorpromotion feiern. Der Wunsch, sein 100. Semester noch als Docent vollenden zu können, blieb ihm freilich versagt; Denn schon bald nach der erwähnten Jubiläumsfeier fühlte er seine Kräfte schwinden und reichte sein Pensionsgesuch ein. Die behördliche Genehmigung desselben erhielt er jedoch nicht mehr. Nach wenigen Wochen schmerzloser Krankheit verschied er im 73. Lebensjahre.
Hoffmann: Heinrich Karl Hermann H., Botaniker, geboren zu Rödelheim bei Frankfurt a. M. am 22. April 1819, † zu Gießen am 26. October 1891. Im Hause des Vaters, der ein Knabeninstitut besaß, kam H. vielfach mit jungen Ausländern in Berührung, wodurch er sich frühzeitig gute Sprachkenntnisse im Französischen und Englischen erwarb. Als neunjähriger Knabe kam er nach Gießen in das Haus seines SchwagersH. hat sich nach verschiedenen Richtungen um die Wissenschaft verdient gemacht. Zunächst kamen seine Untersuchungen der Pilzforschung zu Gute. Nachdem mit den fünfziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts vornehmlich durch die Arbeiten von Elias Fries, die reine Systemkunde der Pilze, soweit sie durch die Betrachtung der habituellen Formen und der leichter erkennbaren Sporenverhältnisse zu erreichen war, einen gewissen Abschluß gefunden hatte, kam es nun darauf an, die feineren Gewebsverhältnisse jener Pflanzen zu studiren und die Systematik dadurch wissenschaftlicher zu begründen. Hier setzte H. mit seinen Arbeiten ein. Schon seine erste mycologische Arbeit: „Pollinarien und Spermatien von Agaricus (Bot. Zeitung 1856) verfolgte dieses Ziel, das er noch entschiedener in der größeren Arbeit: „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte und Anatomie der Agaricineen“ (Bot. Zeitung 1860) und in seinen: „Icones analyticae Fungorum“ 1862–65 zum Ausdruck brachte. Die letztgenannte groß angelegte Arbeit giebt auf 24 Tafeln die Analysen von ungefähr 60 Pilzspecies aus verschiedenen Ordnungen. Jede Art ist mit ihren Einzelheiten in natürlicher Größe farbig dargestellt. Im allgemeinen wird durch die Arbeit die Richtigkeit der von Fries auf den Habitus gegründeten systematischen Einteilung der Agaricineen im weiteren Sinne auch durch entwicklungsgeschichtliche Momente bestätigt. Mit der Keimung der Pilzsporen, worüber bis dahin umfassendere Untersuchungen noch nicht vorlagen, beschäftigen sich zwei größere Arbeiten Hoffmann’s : „Ueber Pilzkeimung“ (Bot. Zeitung 1859) und „Untersuchung über die Keimung der Pilzsporen“ (Jahrb. f. wissensch. Bot. 2. Bd., 1860), die auf Grund sorgfältiger Beobachtungen vieles Neue, zum Theil von bisher bekannten Thatsachen Abweichendes über den behandelten Gegenstand bringen, auch die Fragen nach dem Verhalten gegen Temperaturunterschiede, gegen verschiedene Gifte und solche bezüglich der Uebertragbarkeit erörtern, somit also für die Würdigung pilzparasitischer Krankheiten von Wichtigkeit waren. In die gleiche Kategorie gehören noch einige kleinere, später erschienene Abhandlungen Hoffmann’s, so die „Ueber den Flugbrand“ (Karstens, Bot. Unters. 1866) und „Zur Kenntniß des Maisflugbrandes“ (Oest. landw. Wochenbl. 1876). Beiträge zur Befruchtung der Pilze lieferte H. in seinen Arbeiten: „Spermatien bei einem Fadenpilze“ (Bot. Ztg. 1854) und in der schon erwähnten Schrift „Pollinarien und Spermatien von Agaricus“ (ebendort 1856). In dem Streit über die Natur des Hefepilzes [414] und seine Beziehung zur Alkoholgährung stellte sich H. auf die Seite Pasteur’s, wonach die Kohlensäureentwicklung in einer Zuckerlösung unmittelbar an die Lebensthätigkeit der Zelle gebunden sei; er bestritt auch entschieden deren Entstehung durch Urzeugung in den gährungsfähigen Flüssigkeiten. Seine Schriften über diesen Gegenstand sind: „Mycologische Studien über die Gährung“ (Botan. Zeitung 1860); „Recherches sur la nature végétale de la levure de bière“ (Comptes rendus 1865. Uebers. in Dingler’s polytechn. Journal 1865); „Recherches sur les qualités vitales de la levure de bière“ (Comptes rendus 1866. Auszug in Bot. Zeitung 1867); „Zur Naturgeschichte der Hefe“ (Karstens, Botan. Untersuchungen 1866). Im Gegensatz zu Nägeli verwarf H. die Existenz der Urzeugung auch bei den Bacterien, mit deren Studium er sich als einer der ersten Botaniker beschäftigte, in seiner Arbeit: „Neue Beobachtungen über Bacterien“ (Bot. Zeitung 1863), denen eine ebendaselbst veröffentlichte zweite Abhandlung 1869 folgte. Ueber die Mitwirkung dieser von ihm als selbständige Pflanzen erkannten Mikroorganismen bei epidemischen Krankheiten sprach H. Zweifel aus, beharrte auch noch 1885 in einem Vortrage über Hefe und Bacterien bei der Ansicht, daß die Bacillen, nur dem fehlerhaft ernährten Organismus gefährlich, dem gesunden Menschen ganz unschädlich seien. Endlich machte sich H. noch um die Pilzforschung verdient durch die Herausgabe von Zusammenstellungen der mycologischen Litteratur. Er veröffentlichte 1860 einen Index mycologicus (Beilage zur Bot. Zeitung), 1863 dessen vermehrte Ausgabe, den Index Fungorum und schrieb die sehr werthvollen mycologischen Berichte von 1862–72 (Nr. 1–14 in Bot. Zeitung 1862–69; Nr. 15–17 selbständig erschienen in Gießen 1870–72), welche durch ihre Vollständigkeit und Objectivität ein treffendes Bild von der Entwicklung der Pilzforschung innerhalb eines Decenniums aufweisen.
Ein zweites Gebiet wissenschaftlicher Forschung, mit welchem H. sich eingehend beschäftigte, war das der Variation im Pflanzenreich, welches durch Darwin’s 1859 erschienenes epochemachendes Werk „Origin of species“ in den Vordergrund des Interesses gerückt war und worüber er zahlreiche Culturversuche mit großer Sorgfalt und Geduld anstellte. Noch vor dem Erscheinen des Darwin’schen Buches begann H. seine Versuche mit den Gartenbohnen Phaseolus vulgaris und multiflorus, um den Umfang der Speciesvariation und die Entstehung neuer Arten durch Fixirung etwa auftretender Varietäten zu untersuchen. Von den zahlreichen, diesen Gegenstand behandelnden Schriften seien nur einige hervorgehoben: „Ein Versuch zur Bestimmung des Werthes von Species und Varietät“ (Bot. Zeitung 1862); „Zur Geschlechtsbestimmung“ (ebenda 1871); „Ueber Variation, Ergebnisse von 1855–71“ (ebenda 1872); „Ueber Accommodation“ (Rectoratsrede in Gießen, 1876); „Culturversuche“ (Bot. Zeitung 1881–84, 87); „Ueber Sexualität“ (ebenda 1885); „Ueber Vererbung erworbener Eigenschaften“ (Biolog. Centralblatt 1888). Das Resultat, zu dem H. gelangte, war die Anerkennung der Darwin’schen Lehre. Er beweist das thatsächliche Vorhandensein von Umwandlungen gewisser Pflanzenarten in andere und die Unmöglichkeit, den Speciesbegriff scharf zu fixiren. Doch bewege sich, so meinte er, die Variation in so weiten Grenzen und zeigen sich bei verschiedenen Arten so große Verschiedenheiten, daß sich allgemeine Grundsätze darüber nicht aufstellen ließen. Auch nach den Ursachen der Variation hat H. geforscht und durch zahlreiche Versuche den Einfluß äußerer Agentien auf die Pflanzen, namentlich den der Bodennahrung festzustellen gesucht. Das Ergebniß war in Bezug auf die chemische Natur des Bodens ein negatives. Von größerer Bedeutung war nach seiner Ansicht die Dichtsaat, also die Herabsetzung der Nahrung überhaupt, namentlich insofern [415] als sie bestimmend auf das Geschlecht gewisser Pflanzen einzuwirken scheinen. Den Hauptgrund der Variation verlegt H. auf die Thätigkeit innerer, uns unbekannter Momente und auch die Kreuzung, wenngleich von Wichtigkeit, beansprucht nach seiner Annahme nicht die Bedeutung, die man ihr allgemein zuschrieb.
In dritter, aber dem Umfange nach nicht in letzter Linie ist Hoffmann’s floristische Thätigkeit zu nennen, wobei aber die Floristik nicht bloß im engeren Sinne als geographisch-statistische Festlegung der Pflanzenarten bestimmter Gebiete, sondern in ihrer weiteren Ausdehnung auf Klimatologie und Phänologie gemeint ist. Wichtige Schriften sind in dieser Beziehung: „Die geographische Verbreitung unserer wichtigsten Waldbäume“ (Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1867. Supplement. Mit 16 Tafeln); „Areale von Culturpflanzen als Freilandpflanzen“ (Gartenflora 1875–79, 81; 30 Kärtchen) und die für jeden Floristen des Mittelrheingebietes als Quellenschrift unentbehrliche Abhandlung: „Pflanzenwanderung und Pflanzenverbreitung“, Darmstadt 1852. Ferner veröffentlichte er „Untersuchungen zur Klima- und Bodenkunde mit Rücksicht auf die Vegetation“ (Botan. Zeitung Beilage 1863); „Pflanzenarealstudien in den Mittelrheingegenden“ (12. u. 13. Bericht der Oberh. Gesellsch. Gießen 1867 u. 69) und Nachträge dazu (daselbst 1879–89). In den letztgenannten Arbeiten giebt H. für ungefähr 700 Gefäßpflanzen des Gebietes vollständige Standortsübersichten an der Hand kleiner, besonders beigedruckter Täfelchen. Zur Erklärung der Pflanzenstandorte zieht er neben den durch Einwanderung entstandenen Veränderungen die Einwirkungen von Boden und Klima heran. Zahlreiche Versuche und Analysen von Bodenarten scheinen ihm dafür zu sprechen, daß nicht die chemische, sondern die physikalische Natur der Bodenarten für das locale Gedeihen der sogenannten bodensteten Pflanzen maßgebend sei. Er behandelte dieses Thema ausführlich in der Arbeit: „Untersuchungen zur Klima- und Bodenkunde mit Rücksicht auf die Vegetation“ (Botan. Zeitung Beilage 1865). Vielfache, sehr detaillirte Untersuchungen stellte H. an über die Einwirkung des Klimas auf die Vegetation, über Schädigung durch Frost, die Fähigkeit zu überwintern, über Acclimatisation der Culturpflanzen u. s. w. Im Zusammenhange damit steht auch das Gebiet, als dessen Hauptschöpfer H. anzusehen ist, das der Phänologie. Wenngleich schon vor ihm Boussingault, A. de Candolle und andere Forscher sich bemüht hatten, zwischen dem Wachsthum der Pflanze und der dazu nöthigen Temperatur gewisse, durch eine mathematische Formel ausdrückbare Beziehungen zu finden, so ging doch H. erst genauer auf dieses Problem ein. Indem er die Wärme als Hauptfactor des pflanzlichen Wachsthums ansah, suchte er für die verschiedenen Entwicklungsstufen der Pflanzen sogenannte thermische Constanten zu finden. Dadurch, daß er vom Jahresbeginn an bis zu dem Tage des Auftretens einer bestimmten Phase im Pflanzenleben, z. B. der Knospenentfaltung, des Aufbrechens der Blüthe, der beginnenden Fruchtreife u. s. f. die täglichen positiven Maxima eines von der Sonne beschienenen Thermometers summirte, erhielt er so übereinstimmende Resultate, daß er dadurch für erwiesen hielt, daß zwischen Sonnenwärme und Pflanzenentwicklung eine quantitative Abhängigkeit bestehe und daß eine bestimmte Pflanzenphase, wenn auch an verschiedene Daten im Jahre gebunden, doch für jede Pflanzenart stets eine constante Temperatursumme verbrauche. Unter letzterer verstand man das Product von Vegetationszeit und Mitteltemperatur. Schon von 1850 an begann H. seine phänologische Thätigkeit, die er zunächst auf Gießen und Umgegend beschränkte, dann aber durch Beobachtungen an anderen Orten ergänzte, welche auf seine Anregung hin und und unter Zugrundelegung einer von ihm [416] ausgearbeiteten Instruction (Gießener Schema) angestellt wurden. So wuchs allmählich ein gewaltiges Zahlenmaterial heran, zerstreut in zahlreichen Einzelschriften, bezüglich deren auf den unten angegebenen Nachruf von Ihne verwiesen sei. Obwol sich nun nicht leugnen läßt, daß trotz dieser Fülle einzelner Beobachtungen, welche auch nach Hoffmann’s Tode von anderen Forschern fortgesetzt wurden, ein zusammenhängendes Bild, in welchem der Phänologie ein Platz als selbständiger Zweig innerhalb der botanischen Wissenschaft zukäme, sich noch nicht hat construiren lassen, ja wenn es bei der Complicirtheit der Wachsthumsvorgänge überhaupt zweifelhaft erscheint, ob sich aus der Temperatur allein ein Schluß auf die periodischen Erscheinungen im Pflanzenleben je wird ziehen lassen, so muß doch der immense, nie ermüdende Fleiß Hoffmann’s anerkannt werden, mit welchem er die Bausteine zu dem ihm vorschwebenden wissenschaftlichen Gebäude zusammenzutragen suchte. In dieser Kleinarbeit überhaupt, weniger in der Schaffung großer allgemeiner Gesichtpunkte liegt das Hauptverdienst, das sich H. um die Botanik erworben hat. Greifbarer waren die Resultate, welche Hoffmann’s Wirken als Director der ihm unterstellten botanischen Sammlungen in Gießen während seiner fast fünfzigjährigen Docentenlaufbahn hinterlassen hat. Die zu Beginn seiner Thätigkeit recht dürftigen Sammlungen der Universität hat er zu einem zweckentsprechend geordneten, wissenschaftlich werthvollen botanischen Museum ausgestaltet, welches nach seinem Tode auch seine eignen Herbarien, sowie seine ganze fachwissenschaftliche Privatbibliothek laut Testamentsbestimmung zugewiesen erhielt. Unablässig war auch seine Sorge um den botanischen Garten. Indem er in diesem in erster Linie ein für Unterrichtszwecke bestimmtes Institut erblickte, war er bemüht, in sorgfältiger Auswahl das für alle Richtungen der systematischen, physiologischen und geographischen Botanik erforderliche Pflanzenmaterial heranzuziehen, namentlich aber durchaus zuverlässige Speciesbestimmungen durchzuführen, so daß die Gießener Samenkataloge sich in letzterer Hinsicht eines großen Rufes erfreuten. Als Lehrer fesselte er durch Gewandtheit der Rede, frischen und lebendigen, nicht selten humoristisch gefärbten Vortrag in hohem Grade seine Zuhörer, mit denen ihn auch im persönlichen Verkehr ein sympathisches Verhältniß verband. Lauterkeit der Gesinnung, Entschiedenheit in der Kundgabe seiner Meinung, Prunklosigkeit und optimistische Lebensauffassung waren die Grundzüge seines Charakters.
- Nachrufe: Egon Ihne und J. Schröter in den Berichten der Deutschen Bot. Gesellsch. X. Jahrgang 1892. – E. Ihne im 29. Bericht der Oberhess.-Gesellsch. für Natur- und Heilkunde. Gießen. Mai 1893.