ADB:Heyde, Moritz
Wigard’s Leitung als Stenograph aus und wurde vom November 1839 ab als Landtagsstenograph des sächsischen Landtags beschäftigt. Eine Zeitlang arbeitete er daneben als Hülfsarbeiter bei der Kgl. Bibliothek in Dresden, gab diese Stelle aber 1849 auf und widmete sich ausschließlich der Stenographie. 1850 wurde er Stenograph erster Classe im Kgl. Stenographischen Institut und erhielt 1857 den Professortitel. Am 1. Januar 1866 wurde ihm die Vorstandschaft des Kgl. Stenographischen Instituts mit dem Titel Director übertragen; diese Stelle bekleidete er bis zum 1. October 1878, wo er seine Pensionirung nachsuchte und zum „Ehrenmitgliede“ des Instituts ernannt wurde. H. war ein bedeutender stenographischer Praktiker und außer im sächsischen Landtage in vielen parlamentarischen und anderen Versammlungen als Stenograph thätig; u. a. wurde er 1859 nach Kopenhagen berufen, um die Reden der deutschen Reichstagsmitglieder aufzunehmen. Auch als stenographischer Schriftsteller und Lehrer war er geschätzt. 1863 hielt er als Wanderlehrer im Auftrage des Instituts und der Gabelsberger’schen Vereine neue stenographische Unterrichtscurse in Hannover und Braunschweig ab und gründete den Stenographenverein in den Städten Hannover und Braunschweig. In den Jahren 1854 und 1855 gab er mit dem Institutsmitgliede Dr. Krause die Zeitschrift „Stenographische Mittheilungen“ heraus, 1863 des „Echo“, 1870 mit Krieg die „Stenographische Militärzeitung“; von 1856 bis 1878 leitete er die Zeitschrift des Instituts, das „Correspondenzblatt“, das er auch abwechselnd mit Rätzsch und später mit Krieg autographirte. Außerdem veröffentlichte er 1853 in Gemeinschaft mit den Institutsmitgliedern Dr. Krause und Steinmann ein „Lehrbuch der Gabelsberger’schen Stenographie“, 1854 ein Lesebuch, 1858 zusammen mit Rätzsch das Lesebuch zur Preisschrift, das vielfach aufgelegt wurde (36. Tausend, Dresden 1894), 1875 mit Zeibig „Stenographische Lehrstunden“ im „Illustrirten Familienjournal“ und in Payne’s „Panorama des Wissens und der Bildung“ (Leipzig 1875). Bei den Systemberathungen des Stenogr. Instituts in den Jahren 1854–1857 [297] und an den Commissionsberathungen des Jahres 1857 zu Dresden, in denen das Gabelsberger’sche Stenographiesystem einer umfassenden Regelung unterzogen wurde (sog. „Dresdner Beschlüsse“), war H. hervorragend betheiligt; ebenso hatte er dem 1863 gegründeten Systemausschuß der Gabelsberger’schen Schule eine Anzahl Anträge zur Vereinfachung der Vocalbezeichnung der Gabelsberger’schen Stenographie unterbreitet, die neuerdings meist angenommen worden sind. In mehreren Aufsätzen trat er für die weiteste Verwendung der Stenographie ein.
Heyde: Georg Moritz H., Director des Kgl. Stenographischen Instituts zu Dresden, geboren am 22. Januar 1810 zu Dresden, † daselbst am 20. Juli 1886. Nach dem Besuch der Kreuzschule in Dresden studirte H. seit 1830 in Leipzig Theologie und Philologie, promovirte 1833 zum Dr. phil. und bestand 1835 in Dresden das Candidatenexamen. Seit 1836 bildete er sich unter- Vgl. Correspondenzblatt des k. stenogr. Instituts 1864 u. 1886, Nr. 4. – Festschrift des k. stenogr. Instituts. Dresden 1889, S. 70, 77 u. 80. – Trachbrodt, Illuftr. Ztg. 1879, S. 100. – Deutsche Stenographenzeitung 1886, S. 245. – Krumbein, Entwickelungsgesch. d. Schule Gabelsbergers, 1901, S. 241. – Ein Verzeichniß d. Bücher u. Aufsätze Heyde’s bei Näther, Stoffregister f. Vorträge u. Abhdlgn. stenogr. Inhalts. Dresden 1890, S. 10.