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ADB:Hermann, Karl Heinrich

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Artikel „Hermann, Karl Heinrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 185–186, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann,_Karl_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:27 Uhr UTC)
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Hermann: Karl Heinrich H., Historienmaler, Sohn eines Rechtsanwalts, geb. am 6. Januar 1802 in Dresden, besuchte als Schüler Hartmann’s erst die Akademie daselbst, ging dann durch Cornelius’ Namen angezogen nach Düsseldorf, wo er sich an Stürmer, Stilke, Götzenberger und Ernst Förster anschloß und mit den beiden letzgenannten die Bilder in der Aula zu Bonn malte, wo insbesondere die „Theologie“ als sein Werk bezeichnet wird. H. galt damals schon als ein höchst bedeutendes, aber etwas fremdartiges Element in der Schule des Cornelius. Mit demselben kam er dann nach München, wo er sich als Gehülfe im Göttersaale der Glyptothek die volle Zufriedenheit des Meisters erwarb. Darauf malte er in den sog. Arkaden den „Sieg Kaiser Ludwig des Baier bei Ampfing 1322 über Friedrich den Schönen von Oesterreich“, eine gutgedachte, reiche Composition mit edlen, charaktervollen Gestalten. Für das Vorzimmer der Königin in der Neuen Residenz entwarf H. 24 Bilder aus Wolframs v. Eschenbach „Parcival“, welche 1834 in Fresco ausgeführt wurden (vgl. Kunstblatt, Stuttg. 1835 S. 42), ebenso wie im folgenden Jahre das die Himmelfahrt Christi darstellende Deckenbild in der protestantischen Kirche (lithogr. [186] von Schreiner und Engelmann, 1836), welches jedoch durch den bis zu geradliniger Härte gesteigerten herben Ernst der Composition und das schwächliche Colorit nur getheilte Anerkennung fand. Cornelius, welcher Hermann’s Begabung sehr hoch schätzte und ihn schon seines liebenswürdigen, goldklaren Charakters willen gern in etwas höheren Schwung gebracht hätte, bewog ihn zur Theilnahme an den Arbeiten in der Ludwigskirche, ließ ihn dort erst Cartons von sich ausführen, dann aber auch nach eigenen Compositionen arbeiten; zu letzteren gehören die „Magdalena“ und das große Zwickelbild mit den „Königen und Jungfrauen“ (lithogr. von Jos. Unger, vgl. Marggraff in den Münchener Jahrb. 1842, S. 93 ff. und E. Föster, Beschreib. von München, 1858, S. 82 ff.). Als Cornelius 1840 München verließ, folgte ihm H. nach Berlin, um dort die Entwürfe Schinkel’s in der Vorhalle des Museums in Fresco zu setzen, gab aber bald diese Arbeit und seine nähere Verbindung mit Cornelius auf und lieferte einige kleinere Arbeiten, namentlich für die neuhergestellte Klosterkirche, wo er die Erzväter, Propheten und Evangelisten und die Apostel Petrus und Paulus in Fresco malte, ebenso eine „Bergpredigt Christi“ in der Kirche zu Oschatz. Mit seiner Berufung als Professor an die Berliner Akademie 1844 legte er den Pinsel nieder, indem er das schon in München geplante Project wieder aufnahm, die „Geschichte des deutschen Volkes in Bildern“ darzustellen. Er entwarf dazu 15 große Tableaux, wobei er strebte, jeden Zeitraum, von der germanischen Vorzeit an bis zu den Befreiungskriegen, derart vorzuführen, daß ein Blatt immer einen ganzen Zeitraum mit vielen größeren und kleineren Darstellungen umfaßte, welche von der jeweiligen Architektur eingerahmt, alle Erscheinungen in Sitte, Tracht, Portrait, Kunst und Poesie, kurz die gesammte Kultur zur Anschauuung zu bringen. Die auf dem Wege der Subscription mitten im Tumulte des Jahres 1848 gesammelten Abonnenten deckten die Herstellung in 15 großen leider sehr unhandsamen Stahlstichen, ausgeführt von 1848–54 durch Karl Friedrich Mayer, Gonzenbach u. A. Der Plan, auch die englische Geschichte in gleicher Weise darzustellen, scheint unrealisirt geblieben zu sein. – „Bei seinen großen künstlerischen Gaben und seinem klaren, urtheilsrichtigen Blick, anspruchslos wie ein Kind und immer mild, nur das Gute suchend und aufdeckend, hülfreich und hingebend, dabei frisch, feurig und voll Begeisterung“ gewann seine Persönlichkeit und sein edler Charakter alle Herzen, wo er auftrat. Seine Hauptkraft lag in der Komposition; hier war er immer originell und poetisch, voll Formensinn, aber weniger glücklich in der Farbe. Von seinen Porträts verdient ein Pius VII., gestochen von Sam. Amsler und ein Brustbild von Cornelius, gestochen von Gonzenbach, besondere Erwähnung. H. starb am 30. April 1880 zu Berlin.

Vgl. Nagler, 1838, VI. 124 f. Raczynski, II. 246–249. E. Förster, Gesch. der deutsch. Kunst, 1860, V. 72 ff. Reber, 1876, S. 344. Seubert, 1879, II. 288, und Ernst Förster in Beil. 141 Allg. Ztg. vom 20. Mai 1880, wo H.’s Geburtstag auf den 25. August angegeben ist.