Zum Inhalt springen

ADB:Helwing, Ernst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Helwing, Ernst“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 182–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Helwing,_Ernst&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 05:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Helmerding, Carl
Band 50 (1905), S. 182–183 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Helwing in der Wikipedia
Ernst Helwing in Wikidata
GND-Nummer 116693436
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|182|183|Helwing, Ernst|Viktor Hantzsch|ADB:Helwing, Ernst}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116693436}}    

Helwing: Heinrich Christian Karl Ernst H., Historiker, stammte aus einer alten Juristenfamilie des Fürstenthums Lippe und wurde am 4. October 1803 zu Lemgo geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte dann auf der Berliner Universität Philologie, Geschichte und Erdkunde namentlich unter Friedrich v. Raumer und Karl Ritter und promovirte daselbst am 3. September 1825 mit einer Dissertation „De Pii II. Pontificis Maximi rebus gestis et moribus“ (Lemgoviae 1825). Nachdem er von 1825–29 an verschiedenen Orten Westfalens als Privatgelehrter mit historischen Studien beschäftigt hatte, habilitirte er sich mit einer „Geschichte des Achäischen Bundes“ (Lemgo 1829) am 25. November 1829 in der philosophischen Facultät der Berliner Universität für das Fach der Geschichte und der Staatswissenschaften. Sein Hauptgebiet war die brandenburg-preußische Geschichte. Nachdem er die 1. Abtheilung seiner großangelegten, dem Minister v. Stein gewidmeten „Geschichte des preußischen Staates“, umfassend die Entwicklung der Mark Brandenburg von der Begründung bis zum Aussterben der Ballenstädter Dynastie, veröffentlicht hatte (Lemgo 1833), wurde er durch Ministerialrescript vom 19. Februar 1834 zum außerordentlichen Professor an derselben Universität ernannt. Als solcher hielt er Vorlesungen über preußische Geschichte und politische Wissenschaften. Im folgenden Jahre gab er die 2. Abtheilung seiner Geschichte Preußens bis zum Regierungsantritt des Kurfürsten Georg Wilhelm heraus. Die 3. Abtheilung, bis zum Tode König Friedrich Wilhelm’s I. reichend, erschien erst 1846. Der Rest blieb ungedruckt. Daß umfangreiche Werk ist von Begeisterung für die Hohenzollern und den Protestantismus durchweht. In politischer Hinsicht vertritt es conservative Grundsätze. Durch ungünstige Besprechungen, die in der Jenaischen und Halleschen Literaturzeitung, sowie in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik erschienen, wurde H. in langwierige literarische Fehden verwickelt. Ein als Erläuterungswerk geplanter historischer Atlas der preußischen Monarchie, den er gemeinsam mit dem Director des Topographischen Bureaus im Großen Generalstabe, dem Major Karl v. Rau zu bearbeiten gedachte, kam nicht zur Vollendung, da Rau vor dem Abschluß des Unternehmens plötzlich starb. Weil H. keinen anderen geeigneten Mitarbeiter fand, ließ er den ganzen Plan fallen und wandte sich verschiedenen damals auf der Tagesordnung stehenden Fragen des öffentlichen Rechtes zu. Als Früchte seiner Studien auf diesen Gebieten erschienen folgende, durchgängig von altpreußischem Geiste durchwehte kleine Schriften: „Die Erbansprüche des Kgl. Preußischen Hauses an die Herzogthümer Schleswig-Holstein“ (Lemgo und Detmold 1846), „Ueber Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten von Brandenburg, religiöse Ansichten und kirchliche Politik“ (Lemgo 1847), „Das preußische Wahlgesetz vom 8. April 1848, die Wahlverordnung vom 11. April und die Vertheilung der Abgeordneten zur Preußischen Verfassungsversammlung und zur Deutschen Nationalversammlung über die kleineren und größeren Verwaltungsbezirke des Staates“ (Berlin 1848) und „Handbüchlein für preußische Urwähler und Wahlmänner“ (Berlin 1849). Am 7. November 1849 wurde er durch Cabinetsordre zum [183] ordentlichen Professor ernannt. Als solcher wirkte er ununterbrochen bis zu seinem Tode am 25. April 1875.

Seine Thätigkeit beschränkte sich im wesentlichen auf seine Vorlesungen. Im öffentlichen Leben hat er keine bedeutende Rolle gespielt. Auch auf wissenschaftlichem Gebiete trat er nur noch mit drei Arbeiten geringeren Umfangs hervor: „De politiae apud populos recentiores origine et notione commentatio historico-politica“ (Lemgoviae 1852), „Ueber die Abnahme der Kriegstüchtigkeit der ausgehobenen Mannschaften in der Mark Brandenburg“ (Berlin 1860) und „Preußen und die Schleswig-Holstein’sche Staats-Erbfolge, eine polemische Erörterung als zweites Wort in der Angelegenheit“ (Berlin 1865). Einen Versuch, einen „Jahresbericht über die staatswissenschaftliche und cameralistische Litteratur mit Einschluß der Statistik und der technischen Cameralwissenschaften, namentlich der Landwirthschaftslehre, Forst- und Jagdwissenschaft, Bergbaulehre, Technologie und Handelswissenschaft“ zu begründen, gab er bereits nach dem Erscheinen des 1. Jahrgangs (Berlin 1854) wieder auf. Neben seinen selbständigen Werken hat er zahlreiche Abhandlungen und Bücherbesprechungen für Tagesblätter und wissenschaftliche Zeitschriften, namentlich für die Augsburger Allgemeine Zeitung, den Hamburger Correspondenten, die Preußische Staatszeitung, die Jenaer Literaturzeitung, die Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik u. a. verfaßt.

Gelehrtes Berlin im Jahre 1845, Berlin 1846, S. 141–42.