ADB:Heinrich (Dichter geistlicher Satiren)
Erkenfried von Melk am Schlusse bittet und nach 1153, weil der Tod des Papstes Eugen III. auf den allein V. 398 gehen kann, darin beklagt wird. Ob das später gedichtete Priesterleben jemals vollendet wurde, oder uns nur bruchstückweise erhalten ist, wissen wir nicht. Heinrich scheint herbe Erfahrungen im Leben gemacht zu haben, sodaß er sich, nach manchem Unglück in seiner Familie, schließlich nach Melk zurückzog, um dort, abgetrennt von der Welt, die ihm nach kurzer Lust so übel mitspielte, Versuche zu religiöser Erhebung an sich vorzunehmen. Mündliche Unterweisung Seitens seiner Mitbrüder, sowie eigene Lectüre, namentlich der Schriften des Gerhoch von Reichersberg, Honorius von Autun und Remigius von Auxerre, machten ihn mit den theologischen Bestrebungen seiner Zeit bekannt. Die Ansichten, welche er sich auf Grund jener Erlebnisse und dieser Belehrungen gebildet hatte, spricht er in seinen Gedichten aus. Beide sind sie Satiren. Ein Mann von Weltverachtung und Verbitterung, aber auch andrerseits von übermäßigem Standesbewußtsein erfüllt, will er in der „Erinnerung“ zeigen, daß die ganze Welt im Argen liege, die Priester nicht minder wie die Laien seien von Grund aus verderbt: dies wird in einer Reihe von lebenswarmen, wenn auch ganz einseitig aufgefaßten Sittenbildern geschildert. Diesem umfänglichen Abschnitte, dem der Dichter auch den besonderen Titel „vom gemeinen Leben“ beilegt, läßt er erst sein eigentliches Thema folgen, die [633] Erinnerung an den Tod, die Ausmalung seiner Häßlichkeit und der Schrecken, die nach ihm des Menschen warten. Im „Priesterleben“ wird im wesentlichen nur diejenige Partie der „Erinnerung“, die von der Versunkenheit des geistlichen Standes handelt, breiter und schärfer ausgeführt. Merkwürdig aber ist, wie dieser eifervolle Mann, der dem ganzen leidenschaftlichen Hasse seiner Brust gegen die böse Welt in den herbsten Worten Ausdruck verleiht, der seine Freude daran hat, zu strafen und nur zu strafen, wie dieser doch von der Zeit seiner Jugend her eine gewisse Galanterie gegen die Frauen nicht verläugnen kann; was er gegen diese vorzubringen hat, das verschweigt er höflich. Die stärksten Contraste, weltverachtende Askese und die Anfänge des Frauencultus, finden wir somit bei demselben Dichter vereint.
Heinrich, ein österreichischer Ritter, verfaßte als Laienbruder des Stiftes Melk zwei deutsche Gedichte, die „Erinnerung an den Tod“ und das „Priesterleben“, das erstere vor 1163, weil er für den in diesem Jahre verstorbenen Abt- Heinzel, Heinrich von Melk, Berlin 1867.