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ADB:Heidel, Hermann

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Artikel „Heidel, Hermann“ von Alfred Woltmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 299, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heidel,_Hermann&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:14 Uhr UTC)
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Heidel: Hermann H., Bildhauer, geboren zu Bonn den 20. Februar 1810, gestorben zu Stuttgart den 29. September 1865, war der Sohn eines Fabrikanten, mußte auf Wunsch der Mutter sich dem Studium der Medicin widmen und that erst 1835 den entscheidenden Schritt, die Künstlerlaufbahn einzuschlagen. Er machte seine Lehrjahre bei Schwanthaler in München durch und lebte dann 1838–42 in Italien, meist in Rom, wo er der Freund des Wiener Malers Karl Rahl wurde. Im J. 1843 ließ er sich in Berlin nieder, wo er von nun an seinen Wohnsitz behielt, aber mehr mit politischen und wissenschaftlichen als mit künstlerischen Kreisen in Verkehr stand. Eine seiner frühesten Arbeiten ist Luther die Thesen anschlagend, ein Gypsrelief im Martinsstift zu Erfurt. Dann zeichnete er Umrisse zu Goethe’s Iphigenie (gestochen von Sagert, Berlin, Fr. Duncker, 1850). Künstlerische Stellung gewann H. mit der Statue der Iphigenie, einem tief empfundenen Werk, das, in Marmor ausgeführt, den Orangerie-Palast bei Sanssouci schmückt. Die noch bedeutendere Gruppe: „Antigone den blinden Oedipus führend“ (1854) kam nicht über ein halblebensgroßes Gypsmodell hinaus. H. modellirte Köpfe berühmter Naturforscher für das mineralogische Museum der Universität Kiel (1855–57), und erhielt 1857 den Auftrag zu dem einzigen großen Monumentalwerk, der ihm je zu Theil geworden, dem Broncestandbild Händel’s in Halle; der große Musiker erscheint in edler Charakteristik und im Costüme seiner Zeit. Dann sollte H. auch das Denkmal E. M. Arndt’s in seiner Vaterstadt Bonn übertragen werden, doch als er an seinem originellen und geistvollen Entwurf nicht die Aenderungen vornehmen wollte, die verlangt wurden, wurde dann eine Concurrenz ausgeschrieben, bei der er sich nicht mehr betheiligte. Nach diesem Mißerfolg zog er sich mehr aus der plastischen Production zurück, arbeitete an einer Anatomie für Künstler, zeichnete Folgen von Compositionen zur Odyssee, zum Anakreon, führte gelegentlich eine oder die andere von denselben als Relief aus, machte auch einzelne Entwürfe für Gegenstände des Kunstgewerbes: Pokale, Consolen, Lampenschirme. Der Tod Rahl’s erschütterte ihn; kurz darauf setzte plötzlich, während einer Sommerreise, ein Herzschlag seinem Leben ein Ziel. H. hat mit seinen Leistungen nicht ganz das erfüllt, was er erstrebte; daß er erst spät zur Kunst kam und dann in die Münchener Schule gerieth, ließ ihn in consequenter künstlerischer Durchführung gegen die Berliner Bildhauer zurückstehen. Volle Herrschaft über die Darstellungsmittel hat er nie erreicht, aber er war eine Künstlernatur von feiner Empfindung und seltener Geistesbildung.