ADB:Hase
Johann III. von Würzburg, † 1466. – Das selbstherrliche Regiment des Würzburger Bischofs Johann von Grumbach (1455–66), seine unaufhörlichen blutigen Kriege und die schonungslose Aussaugung des Hochstiftes durch drückende Kriegssteuern hatte seine Unterthanen in hohem Grade gegen den Kirchenfürsten erbittert. Für seine herrischen und gewaltthätigen Maßregeln machte die Würzburger Bürgerschaft zum guten Theil des Bischofs Hofdiener Hase (Has) verantwortlich. Wie der Chronist Fries berichtet, konnte H. „wohl singen“; sein eigentliches Amt war aber wohl das des Geheimschreibers. Hasens Habsucht, Uebermuth und Ohrenbläserei hatten ihn schon zu Lebzeiten Bischof Johann’s III. so unbeliebt [36] gemacht, daß der Würzburger Rath ihm im September 1465 sein Bürgerrecht aufkündigte. Kaum hatte der Bischof die Augen geschlossen (11. April 1466), als der Sturm gegen seinen unwürdigen Günstling losbrach. Zwar hatte H. sich und seinen werthvollsten Besitz sogleich auf die bischöfliche Burg, den Marienberg, geflüchtet. Angesichts der drohenden Haltung der Bürgerschaft konnte jedoch das Domcapitel nicht daran denken, H. in Schutz zu nehmen. Zuerst auf dem Marienberg gefangen gesetzt, wurde H. am 20. April dem Würzburger Rathe ausgeliefert, der ihn, wohl durch einen Volksauflauf dazu gezwungen, Tags darauf in den Main werfen ließ. Der tragische Ausgang des „bösen Hase“ ist in einem zeitgenössischen Volkslied ausführlich geschildert worden.
Hase: H. (Has), Geheimschreiber des Bischofs- Lor. Fries, Geschichte der Bischofe zu Wirtzburg bei Ludewig, Geschichtsschreiber v. d. Bischoffthum Wirtzburg, S. 845 f. – R. v. Liliencron, Die histor. Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrh. Bd. I (Leipzig 1865) S. 545–549. – H. Haupt, Das Ende des bösen Hase, im Archiv des histor. Vereins f. Unterfranken, Bd. 27 (Würzb. 1884) S. 234–240.