Zum Inhalt springen

ADB:Hahn, Karl August

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hahn, Karl August“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hahn,_Karl_August&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hahn, Karl Graf von
Band 10 (1879), S. 369 (Quelle).
Karl August Hahn bei Wikisource
Karl August Hahn in der Wikipedia
Karl August Hahn in Wikidata
GND-Nummer 100814026
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|369|369|Hahn, Karl August|Wilhelm Scherer|ADB:Hahn, Karl August}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100814026}}    

Hahn: Karl August H., altdeutscher Philolog. Geboren am 14. Juni 1807 zu Heidelberg, studirte er 1824–30 ebendaselbst und (zwei Semester lang) in Halle classische Philologie. Deutscher Unterricht, den er als Hauslehrer in der französischen Schweiz zu ertheilen hatte, brachte ihn auf das Studium unserer Sprache und auf Jacob Grimm’s Grammatik. Der große Begründer der altdeutschen Philologie selbst, an den er sich im Mai 1833 wandte, rieth ihm, mittelhochdeutsche Handschriften abzuschreiben, Lachmann’s Ausgaben zu studiren, überhaupt das Mittelhochdeutsche zum Mittelpunkte seines Arbeitens zu machen, daneben aber Ulfilas und Otfried nicht zu vernachlässigen. Im allgemeinen hat er dieses Programm befolgt. Ohne besondere Begabung wußte er in engerem Kreise nützlich zu wirken. Er war weit entfernt, glänzen zu wollen. Er hatte den verehrenden Sinn für Größe, der er sich willig unterordnete. In bitterer Lebensnoth, beinahe verhungernd, bot er alles auf, um an seinem bescheidenen Theil ein Diener der Wissenschaft bleiben zu können. Seine Grammatiken (die mittelhochdeutsche 1842, 1847; die neuhochdeutsche 1848; die gothische in der Auswahl aus Ulfilas 1849; die althochdeutsche 1852) schlossen sich eng an den jeweiligen Stand von Jacob Grimm’s Forschungen an, waren aber großentheilis brauchbare Lehrbücher, ruhend auf eigener ausgebreiteter Lectüre und Beobachtung. Alle beschränken sich auf Laut- und Formenlehre, nur beim Mittelhochdeutschen handelte er auch die Wortbildung ab; an die Syntax wagte er sich ohne Jacob Grimm’s Vorgang nicht heran. Seine Ausgaben lieferten zum Theil nur Abdrücke von Handschriften („Gedichte des 12. und 13. Jahrhunderts“, 1840; „Der jüngere Titurel“, 1842; „Das alte Passional“, 1845); so weit sie kritisch waren („Otte mit dem Barte“, 1835; „Kleinere Gedichte von dem Stricker“, 1836; „Lanzelet von Ulrich von Zatzikhoven“, 1845) eiferten sie in treuem ernstem Bemühen dem Vorbilde Lachmann’s nach, ohne es zu erreichen. Die Elemente der kritischen Technik hatte er sich nicht leicht angeeignet; er übte sie dann mit einer gewissen Pedanterie. Einmal wurde der neue Fund eines mittelhochdeutschen Gedichtes besprochen: „Wie sind die Reime?“ war Hahn’s erste Frage. An Karajan gewann er früh einen Schüler, der seiner stets pietätvoll gedachte. Als Universitätslehrer hielt er auf strenge grammatische Zucht. Er hatte sich in Heidelberg 1839 habilitirt und wurde daselbst Extraordinarius, dann 1850 in Prag, 1851 in Wien ordentlicher Professor der deutschen Sprache und Litteratur. Am 20. Februar 1857 ist er gestorben.

Unsere Zeit, 1, 282. Wurzbach. Germania, 12, 116.