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ADB:Gronsfeld, Johann Freiherr von (gest. nach 1385)

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Artikel „Gronsfeld, Johann Freiherr von“ von Friedrich Haagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 724–726, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gronsfeld,_Johann_Freiherr_von_(gest._nach_1385)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:22 Uhr UTC)
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Gronsfeld: Johann Freiherr von G. Im holländischen Limburg auf dem rechten Maasufer zwischen Visé und Maestricht in sehr fruchtbarer Gegend lag die Herrschaft der 1797 im Mannsstamme ausgestorbenen Freiherren, nachherigen Reichsgrafen von Gronsfeld mit dem heute noch ansehnlichen Dorfe gleichen Namens. Die Freiherren gehörten zu den ansehnlichsten Geschlechtern im Limburgischen, wo sie Burggrafen und Droste der einzelnen Landschaften waren; auch in den Landfriedensbündnissen, welche im 14. Jahrhundert die Herzoge von Brabant, Jülich, der Erzbischof von Köln, die Städte Köln und Aachen schlossen, spielten sie eine hervorragende Rolle, in letzterer Stadt zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert. Sie ließen Gold- und Silbermünzen prägen. Heinrichs von Gronsfeld und Burggrafen von Limburg Sohn Johann von G. und Drost des Amtes Herzogenrath lebte in den sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts in Fehde mit der Stadt Köln. Beide Theile einigten sich im Jahre 1365 ihre Angelegenheiten den Geschworenen des Landfriedensbündnisses zwischen Rhein und Maas zu überlassen, welches der Herzog Wenzel von Brabant, der Herzog Wilhelm von Jülich, der Erzbischof Engelbert von Köln und die Städte Köln und Aachen geschlossen hatten. Kaum war diese Fehde beendigt, so finden wir Johann in einer neuen mit Bruch von Husen und Johann von Pattern. Adam von Husen und einer seiner Genossen wurden erschlagen. Als nun die von Husen beim Landfriedensgericht klagten, suchte Johann sich mit seinen Gegnern zu verständigen. Man kam überein, Schiedsrichter zu wählen und bei dem Spruche dieser und der Geschworenen des Landfriedensbundes sich zu beruhigen. Kaum war der Streit durch diese beigelegt, so finden wir 1369 Johann wieder in eine neue Fehde verwickelt, die ebenfalls durch die Geschworenen des Landfriedensbundes geschlichtet wurde. In Bezug auf den Streit vom Jahre 1365 mit Köln bezeugt dieses 1370 mit einem besiegelten Brief, daß es in der Fehde mit G. bei dem Ausspruche des Landfriedensgerichtes verbleibe. Johann war in Mannlehn oder im Sold von Aachen und bezog von diesem jährlich 100 Mark. In diesen fehde- und raubsüchtigen Tagen suchte Aachen seine Kaufleute und Bürger, welche von dem mit ihm in Fehde lebenden Adel auf den Landstraßen beraubt und des erhofften Lösegeldes wegen gefangen genommen wurden, durch solche Mannlehen vor Raub und Gewaltthat zu schützen. Dieser Schutz war um so größer, je mächtiger der in Mannlehen genommene Adeliche war, weil er die schwächeren Räuber schon durch seinen Namen von Gewaltthat gegen Aachen abhielt. So fragt ein Ritter Matthias von dem Berg bei G. an, ob dieser ihm [725] hinderlich sein werde, die Stadt Aachen anzutasten. G. war, wie die meisten seiner damaligen Standesgenossen, nur auf Gewalt angethan. Der Kunigunde von Aldenrade, einer Verwandten seiner Gemahlin, und ihrem Gatten, dem Ritter Kolpütz machte er das mütterliche Erbe der erstern streitig. Als das Schöffengericht zu Ichendorf der Kunigunde den Besitz zusprach, verwüstete oder verbrannte er dasjenige, was er auf rechtlichem Wege nicht erlangen konnte. Auf dem Gute Ichendorf tödtete er einen Knecht. Vom dortigen Pfarrer verlangte er, derselbe sollte von der Kanzel herab bekannt machen, daß demjenigen, der das Gut in Pacht nehme, Hände und Füße abgehauen werden sollten! Aus einer Klagschrift des Ritters Andreas Kolpütz ersehen wir, daß G. ihm in der Nacht einen Hof in Brand gesteckt hatte. Uebrigens hatten auch Andreas und Kunigunde, seine Gattin, dem Johann einen Hof im Kreise Berchheim nächtlicher Weile anzünden lassen. In seiner Vertheidigungsschrift gegenüber den Geschworenen des Landfriedensvereins sagt Johann, Andreas Kolpütz und Andere seien feindselig in das ihm vom Herzoge von Brabant anvertraute Amt Herzogenrath eingedrungen, hätten die Leute gefangen, beraubt und geschlagen, wodurch sie dem Herzoge großen Schaden zugefügt. Der Vogt von Köln, Gumbricht, sei mit im Felde gegen ihn gewesen. Er erklärte ferner, Andreas von Kolpütz gestatte Leuten einen Aufenthalt, welche die Landstraßen unsicher machten; deshalb habe er deren Aufenthaltshof (Schlupfwinkel) verbrannt. Als im Jahre 1375 die Verbündeten den Landfriedensbund erneuerten, machte der Herzog von Brabant G., den Drosten von Herzogenrath mit dem Droste von Valkenburg Reinard von Berne zu Commissarien, welche die Landstraßen beaufsichtigen, die Plünderer und Räuber auf denselben verfolgen und in Haft nehmen sollten. Ein ehrenvoller Auftrag nach einem Vorleben voller Fehde und Gewaltthat! Im J. 1385 beauftragte ihn die Herzogin Johanna von Brabant, die Leute der Bank oder des Gerichts Walhorn (im heutigen Kreise Eupen) über die Grenzpfähle zwischen dem Herzogthum Limburg und dem „Reich von Achen“ zu vernehmen.

Das über G. Erzählte wiederholt sich in der Regel im Leben seiner adelichen Zeitgenossen. Sein älterer Bruder Heinrich, der um 1380 nicht mehr lebte, hatte mehrere Söhne, u. A. den Johann, welchen Herzog Wenzel von Brabant zum Befehlshaber der Herrschaften Gangelt, Millen und Waldfeucht machte, was ihnen unter dem Adel des Landes Eifersucht, Feindschaft und wahrscheinlich den Tod brachte, den er am 25. August 1385 durch die Ritter von Bongard und von Schönforst durch Meuchelmord erlitt. Sein gewaltsamer Tod möge als Ergänzung der Charakteristik seiner Zeit dienen. Zwischen G. und Eustach von Bongard bestand seit dem Jahre 1372 bittere Feindschaft, deren Veranlassung nicht genau bekannt ist, wahrscheinlich aber Eifersucht auf die Gunst war, in welcher G. bei der Herzogin Johanna von Brabant stand. Es wurden zwischen den Rittern beleidigende Briefe gewechselt, in der ausgebrochenen Fehde Raub, Brand und Mord verübt. Durch Theilnahme der beiderseitigen Verwandten und Freunde wurde ein Theil Limburgs und der benachbarten Gebiete in Mitleidenschaft gezogen. Der Katastrophe vom 25. August ging niederträchtiger Verrath vorher. Die Einzelnheiten der Ausführung des Attentats erzählt Konrad von Gronsfeld, Herr zu Elsloo an der Maas, in einem Briefe an Heinrich von Gronsfeld, Bruder des Ermordeten, folgendermaßen: „Eustache von Bongard und der Herr Reinard von Schönforst schlugen mir vor, meinem Verwandten, dem Herrn Joh. von G. zu schreiben, nach Aachen zu kommen … An dem bestimmten Tage empfingen wir, Eustach von Bongard, Slabbart von Kinsweiler und ich Konrad und Johann von Hengebach von dem Herrn von Schönforst die Protestation, welche Eustache in unserer Gegenwart dem Herrn v. G. mittheilen wollte. Wir kamen mit diesem überein, daß er mit dem Herrn [726] von Schönforst in einem diesem gehörenden Hause auf dem Klosterplatz in Aachen zusammenkommen sollte, um sich zu versöhnen. Später kam der Herr von Schönforst in das Haus, wo Slabbart von Kinsweiler und ich wohnten und schliefen, und lud uns ein, aufzustehen und den Herrn von G. zu bitten zu kommen, um sich zu versöhnen, wie man übereingekommen war. Wir folgten dieser Einladung und gingen den Herrn von G. wecken, der mit uns sich nach dem bezüglichen Haus begab. Als wir dort angekommen waren, grüßte der Herr von Schönforst, indem er sein Käppchen abnahm, den Herrn von G., der seinen Gruß erwiderte und sagte: „Gott verzeih’ mir, Herr von Schönforst, aber ich sehe mit Vergnügen, daß Ihr so grau werdet, wie ich es schon bin“, und sie gingen Arm in Arm in ein Zimmer, wo der Herr von Schönforst sich in Betreff der Kinder von Vaeske und von Gericke Valkenar rechtfertigte. Während sie dort im Einverständnisse waren, kam der Herr Eustache von Bongard und nach ihm Engelbert von Schönforst mit zwei Knechten. Der Herr von Schönforst fragte sie: „Warum kommt Ihr? Eustache antwortete: „Ich glaubte, daß Ihr uns rieft.“ Aber Engelbert sagte: „Ich habe lange genug gewartet“, und zog das Schwert. Indem ich dieses sah, warf ich mich auf Engelbert und hielt ihn in meinen Armen und rief: „Pfui, Mörder, was willst Du thun?“ Gleichzeitig wandte ich mich zu dem Herrn von Schönforst: „Abscheulicher Verräther, wirst Du dulden, daß dieser Mann, welcher sich Deinem Worte anvertraut hat, gemeuchelt werde; denn allein auf Dein Wort habe ich ihn hierher geführt.“ Alsdann näherte sich Eustache von Bongard, gefolgt von den beiden Knechten, legte Hand an meinen Verwandten G. und tödtete ihn. Ich hielt noch den Engelbert fest, als Godard von Schönau mit gehobenem Messer auf mich zukam und mich aufforderte, mich gefangen zu geben, sonst würde er mich tödten. Alsdann rief Arnold, der Empfänger von Schönforst, mir zu: „Herr von Elsloo, ihr werdet nicht von hier weggehen“; und Gerard von der Dick eilt in das Gemach, aber ich sah nicht, was er dort that. Und als sie weggingen, kam noch Herr Godard von Bongard und sein Sohn Godard, und der Vater ging in das Gemach und ging weg. Aber sein Sohn trat in dasselbe. Was er dort that, weiß ich nicht.“ – Das ist die Erzählung Konrads, welcher seinen Brief schließt, indem er förmlich seine beiden Brüder, Reinalt und Engelbert, Eustache von Bongard und Godard von Schönau des Mordes an Johann beschuldigt … Dieser Mord entzündete zwischen den Gronsfeld einerseits und den Bongard andererseits eine heftige Fehde, an welcher fast alle Adelichen der Umgegend und viele Bewohner der Städte Mastricht und Aachen theilnahmen. Man muß annehmen, daß ein Gefühl eines gesunden Rechtssinnes dieselben allgemein auf die Seite des Schlachtopfers führte. Die Herzogin Johanna von Brabant war ebenfalls erzürnt über das ehrlose Attentat gegen ihren Kastellan … Die Fehde verödete die Gegenden Limburgs auf dem rechten Ufer der Maas bis zum Jahre 1389. Mit diesem Jahre gelang es den Bemühungen des Erzbischofs von Köln, Friedrich von Sarwerden, einen Vergleich zwischen den beiden Familien zu Stande zu bringen. Nach Brauch und Sitte der Zeit verurtheilte er die Herren von Schönforst und die von Bongard zur Errichtung von Sühnecapellen.

Man vgl. Christ. Quix, Das Schloß Rymburg, S. 14 ff. – Strange, Genealogie der Herren von Bongard. – Les Schoonvorst d’après des documents[WS 1] inédits par G. D. Franquinet archiviste provincial du Limbourg, Ruremonde 1874.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: docucuments