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ADB:Gronovius, Lorenz

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Artikel „Gronovius, Lorenz“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 723–724, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gronovius,_Lorenz&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:22 Uhr UTC)
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Gronovius: Lorenz G., Hauptmann im Dienste der Stadt Hamburg, geb. um 1612. Er war ein jüngerer Bruder des berühmten Philologen Johann Friedrich G. und wie dieser, zu Hamburg geboren und erzogen im Hause seines Großvaters, des Domdechanten Lorenz Langermann, welcher beiden Enkeln die gleiche gelehrte Bildung angedeihen ließ. Lorenz G. wählte jedoch den Kriegerstand zu seinem Lebensberuf, und trat, nachdem er sich in fremdherrlichen Diensten versucht, im J. 1643 als Lieutenant in die Garnison seiner Vaterstadt, worauf er 1650 Hauptmann wurde. Aus den Militäracten Hamburgs geht seine soldatische Tüchtigkeit und nicht minder eine gewisse diplomatische Brauchbarkeit hervor, da man dem Hauptmann Lorenz Gronau (wie sein ehrlicher deutscher Name lautete) nicht nur wichtige Commando’s in exponirten Gebietstheilen, sondern auch schwierige Unterhandlungen mit fremden Heerführern übertrug, die etwa Hamburgs Neutralität zu respektiren wenig Neigung zeigten. Aus manchem Briefwechsel unter den gleichzeitigen Gelehrten von Profession [724] geht hervor, daß Laurentius G. ihr wissenschaftlicher Partner war, dessen philologische oder archäologische Mittheilungen sie zu schätzen wußten, – folglich, daß er nicht nur ein tüchtiger, sondern auch ein grundgelehrter Kriegsmann war, der auch im Feldlager wie im Festungsdienste den Studien oblag und seine classische Jugendbildung stetig zu perfectioniren trachtete. Die dem Unterzeichneten vor Augen liegenden fünf Briefe dieses raren Offiziers aus den Jahren 1675 bis 1679 an seines Bruders Johann Friedrich ältesten Sohn, den Doctor und Professor Jacob Gronovius zu Leyden, bezeugen das Gesagte, wie nicht minder des alten Soldaten jung gebliebene Liebe zur Wissenschaft. Sie sind in lateinischer Sprache mit griechischen Einschaltungen sehr schön geschrieben, handeln von alten Autoren und deren neuen Editionen, und sind durchweg streng gelehrten Inhalts. – Hamburgische handschriftliche Chroniken nennen ihn daher mit Recht „den gelehrten Capitän“, und rühmen von ihm, daß er lateinisch wie deutsch geschrieben und gesprochen, auch englisch, französisch und holländisch fast ebenso gut, ja, daß er sogar die alten griechischen Classiker auf der Wachtstube gelesen und sich daraus Notizen gemacht habe. – Dieser in seiner Art einzige Hamburgische Hauptmann starb am 6. Novbr. 1680.