Zum Inhalt springen

ADB:Grimm, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Grimm, Joseph“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 550–551, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grimm,_Joseph&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:56 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Grieß, Peter
Nächster>>>
Grisebach, August
Band 49 (1904), S. 550–551 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2016, suchen)
Joseph Grimm in Wikidata
GND-Nummer 118965263
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|49|550|551|Grimm, Joseph|Friedrich Lauchert|ADB:Grimm, Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118965263}}    

Grimm: Joseph G., katholischer Theologe, geboren am 23. Januar 1827 zu Freising, † am 1. Januar 1896 zu Würzburg. G. absolvirte die Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt Freising, die philosophischen und theologischen Studien von Herbst 1845–1850 an der Universität München und wurde am 24. Juni 1850 zum Priester geweiht. In München übte außer den Professoren der theologischen Facultät insbesondere der damalige Domcapitular Friedrich Windischmann, der gelehrte und geistvolle Exeget und Orientalist, einen nachhaltigen Einfluß auf ihn aus und wirkte bestimmend mit auf seinen Entschluß ein, sich die biblische Exegese als besonderes Studienfeld zu erwählen. Indessen gehört sein in die erste Studienzeit fallender frühester wissenschaftlicher Versuch einem anderen Gebiete an: er bearbeitete die von der philosophischen Facultät für das Jahr 1847 gestellte Preisaufgabe über Otto v. Freising, und seine Arbeit wurde wie die Concurrenzarbeiten von Bonifacius Huber (München 1847) und Theodor Wiedemann (Passau 1849) mit dem Preise gekrönt, blieb aber ungedruckt. Seine erste Anstellung nach der Priesterweihe erhielt er als Commendist bei St. Peter in München (vom 1. October 1850 bis 1. Mai 1852). 1852–1854 bekleidete er eine Hofmeisterstelle bei dem Grafen Arco-Valley. Während dieser Jahre bereitete er sich zugleich auf die theologische Promotion vor und arbeitete an seiner Dissertation über die Samariter, auf Grund deren er am 3. August 1854 die [551] theologische Doctorwürde erhielt. Am 16. October 1854 wurde er Cooperator an der Domkirche in München, am 20. Februar 1856 Professor der Exegese am Lyceum zu Regensburg, zuerst bis 1864 für das Alte und Neue Testament; bei der Trennung der beiden Fächer im Herbst 1864 behielt er die alttestamentliche Exegese bei. Nachdem er am 2. Mai 1868 den Titel eines bischöflichen geistlichen Rathes erhalten und 1869 einen Ruf an die Universität Prag abgelehnt hatte, wurde er am 4. August 1874 zum ordentlichen Professor der neutestamentlichen Exegese an der Universität Würzburg ernannt, wo er seitdem bis zu seinem Tode als sehr anregender Lehrer eine bedeutende Wirksamkeit entfaltete und insbesondere in den Culturkampfsjahren junge Theologen aus allen Theilen Deutschlands unter seinen Schülern sah. Einen Ruf nach München im J. 1885 nach dem Tode Schegg’s lehnte er ab. Im Studienjahr 1888/89 war er Rector der Universität. – Die Reihe der wissenschaftlichen Publicationen Grimm’s beginnt mit der schon erwähnten Dissertation: „Die Samariter und ihre Stellung in der Weltgeschichte. (Mit besonderer Rücksicht auf Simon den Magier.) Ein Beitrag zur Kirchengeschichte“ (München 1854). In die Regensburger Zeit fallen die Arbeiten: „Die vier Frauen im Stammbaum des Herrn bei Matthäus“ (Theologische Quartalschrift 1859, S. 408 bis 447); „Der ϰατέχων des zweiten Thessaloniker-Briefes. (2. Thess. 2, 7)“, im Jahresbericht über das k. Lyceum und über das k. Gymnasium zu Regensburg für das Jahr 1860/61 (Stadtamhof 1861); „Die Einheit des Lukas-Evangeliums. Ein Beitrag zur Evangelien-Harmonie und biblischen Einleitung“ (Regensburg 1863); „Die Einheit der vier Evangelien“ (Regensburg 1868). Die Jahre seiner Würzburger Wirksamkeit sind ganz erfüllt von der Arbeit an seinem großen Hauptwerk: „Das Leben Jesu. Nach den vier Evangelien dargestellt“. (7 Bde., Regensburg 1876–1899. Bd. I, 1876, a. u. d. T.: „Geschichte der Kindheit Jesu“. Bd. II–V, 1878, 1882, 1885, 1887, a. u. d. T.: „Geschichte der öffentlichen Thätigkeit Jesu, I.–IV. Bd.“ Bd. VI und VII, 1894, 1899, a. u. d. T.: „Geschichte des Leidens Jesu, I. u. II. Bd.“ Der 7. Bd., für den G. nur unvollendete Vorarbeiten hinterließ, ist auf Grund derselben von Joseph Zahn bearbeitet und fortgesetzt. Von der seit 1890 erscheinenden 2. Auflage sind die drei ersten Bände noch von G. selbst bearbeitet, 1890, 1893, 1895, die bisher erschienenen 2. Auflagen der Bände IV–VI von Zahn, 1897, 1900, 1903.) Ein Werk vieljähriger ernstester Forschung, das die Summe der wissenschaftlichen Lebensarbeit des Verfassers zusammenfaßt und jedenfalls als ein Werk von bleibender Bedeutung eine hervorragende Stelle in der neueren exegetischen Litteratur einnimmt. Daneben ist aus der Würzburger Zeit noch die Rectoratsrede zu nennen: „Das alte Israel und die bildenden Künste. Festrede zur Feier des 307. Stiftungstages der k. Julius-Maximilians-Universität, gehalten am 2. Januar 1889“ (Würzburg 1889).

A. Ehrhard und H. Schell, Gedenkblätter zu Ehren des hochw. geistlichen Rathes Dr. Joseph Grimm, Würzburg 1897.