ADB:Gleditsch, Johann Friedrich
Knüpfer gewogen wurden und ihn in seinen Studien kräftig unterstützten. Das von seinen Eltern hinterlassene Vermögen reichte jedoch zum Studium nicht aus, und so entschloß er [223] sich zur Erlernung des Buchhandels. Er bestand seine Lehrzeit bei dem Buchhändler Elert Schumacher in Wittenberg. Nachdem er noch in Eisenach sich als Commis in einer Buchhandlung eine kurze Zeit aufgehalten hatte, kehrte er zu Ostern 1681 nach Leipzig zurück und trat um diese Zeit als Gehilfe in die Buchhandlung von Johann Fritsch ein, welche im Jahre zuvor ihren Chef durch den Tod verloren hatte (Fritsch starb 1680 zu Frankfurt am Main). Er leitete nun mit unermüdlicher Thätigkeit, Fleiß und Umsicht das ausgebreitete Geschäft und durch sein musterhaftes Betragen empfahl er sich so der hinterlassenen Wittwe, einer geborenen Götz aus Frankfurt am Main, daß sie sich am 21. November 1681 mit ihm verheirathete. Dieser 36jährigen Ehe entsprangen vier Kinder. Er führte nun das Fritsch'sche Geschäft mit gleichem Eifer fort, bis er es gegen Ende des J. 1693 seinem Stiefsohne, Thomas Fritsch, den er sich im Laufe der Jahre zum Geschäftsbeistande herangebildet hatte, zu eigener Fortführung überweisen konnte. Erst nachdem dieses geschehen, konnte G., bereits 40 Jahre alt, daran denken, eine Handlung unter seinem eigenen Namen zu errichten (1694), die er dann bald durch seine Thätigkeit und Umsicht zu bedeutendem Range und zu einer europäischen Berühmtheit zu erheben wußte. Aus seiner Firma, welche unter ihm und seinen Nachfolgern länger als hundert Jahre bestand, ging eine Reihe von Verlagswerken hervor, welche seinen Namen noch lange in der gelehrten Welt erhalten werden und durch deren Herausgabe er sich das schönste Denkmal gestiftet hat. Die Schriften von Joh. Hübner erschienen alle in seinem Verlage (Hübner's „Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexikon“ in der 31. Auflage 1827. Desselben Genealogische Tabellen, die genealogisch-historischen Nachrichten, in zwei Sammlungen zusammen 313 Bände), ferner eine ganze Reihe noch heute werthvoller Werke, z. B. „Codex Augusteus“, Siegel's „Corpus juris cambialis“ in 6 Folianten, „Allgemein juristisches Oraculum“ in 17 Folianten, Döbel's „Jäger-Practica“, Büffon's „Naturgeschichte“, Jöcher's „Allgemeines Gelehrten-Lexikon“ mit Fortsetzung von Adelung und Rotermund, Rasch „Lex. rei nummar.“, Heinsius' „Allgemeines Bücher-Lexikon“, Feßler's „Geschichte von Ungarn“, Ersch u. Gruber's „Allgemeine Encyclopädie“. Letzteres Werk, das für sich jetzt schon eine kleine Bibliothek bildet, ist bei Auflösung der Gleditsch'schen Buchhandlung im J. 1831 nebst anderen Werken in den Verlag der F. A. Brockhaus'schen Verlagshandlung übergegangen. Es muß noch erwähnt werden, daß G. gleichsam der Schöpfer mehrerer Encyklopädien war, die in verschiedenster Gestalt und Art in seinem Verlage sich vertreten fanden. Sein Verlag hatte einen so großen Ruf, daß, was mit seiner Firma erschien, schon dadurch für ein gutes Buch galt. Er selbst starb am 26. März 1716 und seine Handlung, welche im besten Flor stand, ging in die Hände seines Sohnes Johann Gottlieb über. 1805 kam die Handlung in den Besitz von Karl Friedrich Enoch Richter, unter diesem entstand die Idee der Herausgabe der großen Encyklopädie von Ersch und Gruber und es erschienen auch eine Anzahl Bände derselben bei ihm, doch hatte Richter seine Kräfte überschätzt, sodaß er sich im J. 1830 genöthigt sah zu liquidiren; er siedelte darauf nach Hamburg über, wo er am 15. October 1831 starb.
Gleditsch: Johann Friedrich G., Buchhändler in Leipzig, ward am 15. August 1653 zu Eschendorf bei Pirna geboren. Sein Vater Georg G. war daselbst Pfarrer; seine Mutter Catharina, eine geborne Nicolai, stammte aus Pirna. Er wurde sorgfältig erzogen, im väterlichen Hause auch unterrichtet, dann der Kreuzschule in Dresden zu Ostern 1665 zur weiteren Ausbildung anvertraut. Doch hatte er das Unglück seinen Vater gegen Ende dieses Jahres zu verlieren und sechs Jahre darauf starb auch seine Mutter (1671). Sein Oheim, Superintendent Dr. Johann Christoph Nicolai in Eilenburg nahm sich nun des Verwaiseten an und erwirkte für seinen Neffen zur Vollendung seiner Schulstudien eine Stelle als Alumnus auf der Thomasschule zu Leipzig, wo ihm besonders Conrector Rölich und Cantor- Vgl. Hasse, Geschichte der Leipziger Buchdruckerkunst, S. 66. Roth-Scholz, Beytrag zur Historie der Gelehrten, III. Th. S. 167 ff. Letztes Ehren-Gedächtniß Herrn Johann Friedrich Gleditschens, weyl. Bürgers und weitberühmten Buchhändlers in Leipzig, Leipzig 1716, Folio, etc.