Zum Inhalt springen

ADB:Gislebert von Mons

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gislebert von Mons“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 203–204, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gislebert_von_Mons&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Gittermann, Hermann
Band 9 (1879), S. 203–204 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gislebert von Mons in der Wikipedia
Gislebert in Wikidata
GND-Nummer 118695150
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|203|204|Gislebert von Mons|Wilhelm Wattenbach|ADB:Gislebert von Mons}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118695150}}    

Gislebert von Mons, vermuthlich im Hennegau geboren, welcher zum deutschen Reiche gehörte, aber größtentheils romanische Bevölkerung hatte, befand sich, wie er selbst sagt, von Kindheit an am gräflichen Hofe; im November 1180 erscheint er als zweiter Notar des Grafen Balduin V., 1184 als Notar, 1188 als Kanzler. Dieser Balduin V. wurde durch seine Heirath auch Graf von Flandern und durch Erbschaft Markgraf von Namur. Aber diese Erbschaft war hart bestritten und veranlaßte viele Verhandlungen am Hofe Friedrichs I. und Heinrichs VI. Zuerst 1184 begleitete G. seinen Herrn zum Reichstag nach Mainz, dann finden wir ihn in Gemeinschaft mit anderen Gesandten thätig, endlich von 1189-91 allein mit wichtigen Aufträgen betraut. Seine Belohnung bestand nach der Sitte der Zeit in einer ganzen Anzahl von Pfründen; als Probst zu Mons gehörte er fortan zu den angesehensten Prälaten des Landes, während er die Kanzlerwürde abgab. Am Todtenbette seines Herrn finden wir ihn im December 1195; er starb erst in den J. 1223-25, wird aber nur noch in Urkunden genannt. Sein schönstes Denkmal ist die von ihm verfaßte „Chronik des Hennegau“; beginnend 1086 mit Hermann und Richilde, durch deren Ehe zuerst Hennegau und Flandern verbunden wurden, erzählt er ausführlich von den beiden letzten Balduinen und beschränkt sich nun auch nicht auf die engen Grenzen seiner Heimath. Seine Mittheilungen, von 1168 an immer reichhaltiger, haben um so größeren Werth, je mehr er aus eigener Anschauung berichtet und bei sehr wichtigen Dingen selbst betheiligt war. Er glänzt weder durch Gelehrsamkeit noch durch zierliche Schreibweise; wir finden bei ihm den Geschäftstil der Zeit, und obgleich Geistlicher und eifrig kirchlich gesinnt, ist er doch mehr Geschäftsmann. Balduin V. verehrte er in hohem Grade wegen seiner bedeutenden und tüchtigen Eigenschaften; diese zu preisen ist sein Hauptzweck, die Erbschaftsfrage aber veranlaßt ihn häufig Rechtsfragen zu berühren, und hier zeichnet er sich durch eine Klarheit der Darstellung und Genauigkeit des Ausdrucks aus, welche wir bei den meisten Chronisten schmerzlich vermissen. Deshalb ist sein Werk für die Rechtsgeschichte von vorzüglichem [204] Werthe; 1784 von Du Chasteler zuerst herausgegeben, wurde es im 21. Band Scriptores der Monumenta Germ. von W. Arndt kritisch bearbeitet; vgl. dazu „Die Chronik des G. von Mons“ (Leipzig 1871), eine treffliche Abhandlung des leider früh verstorbenen Arthur Hantke.