ADB:Gimel Bergen
Henric Petri) nicht nur bei seinen Zunftgenossen sein Hauptname und er selbst bediente sich desselben in seinem Druckerzeichen (Leßer, Historie der Buchdruckerey § 124) als „ΓΗΜΕΛ“, sondern auch im socialen Leben, und der Theologe Nikol. Selneccer schreibt an ihn aus Leipzig (Schöttgen, Historie d. Dreßdnischen Buchdrucker S. 11) unterm 3. Dec. 1588: „Erbar, günstiger Herr Gimel.“ Als Drucker erscheint er zuerst im J. 1571 in Gemeinschaft mit Matthäus Stöckel in Dresden (vgl. d. Art.), in welchem Jahre eine Leichenpredigt auf „Frau Dorothea, Königin von Dänemark" (Gleich, Annales [176] eccles. I. S. 221–222), so wie 1579 die Formula Concordiae aus ihrer beider Druckerei hervorging. Doch findet man auch Schriften aus dieser Zeit der gemeinschaftlichen Thätigkeit, auf denen Gimel’s Name ganz allein steht und namentlich solche, die er, als die Hof-Buchdruckerei eine Zeit lang nach Annaberg verlegt worden war, in dieser Stadt erscheinen ließ. Nachdem Stöckel im J. 1588 gestorben war, supplicirte G. 1589 um die Stelle eines kurfürstlichen Hof-Buchdruckers, welche er jedoch erst 1591 und zugleich wegen eines dem Administrator von Kursachsen, Herzog Friedrich Wilhelm überreichten und dedicirten Gesangbuches 10 Thaler zum Geschenk erhielt. Schon im Jahre vorher hatte er als einen Beweis seiner wohl eingerichteten Druckerei eine Probe aller seiner vorräthigen Schriftgattungen in Patentformat ausgehen lassen, aus welcher zu ersehen, daß er zwölferlei deutsche, fünferlei lateinische, auch griechische und hebräische Lettern, sowie auch Singnoten zur Verwendung hatte. Seine Officin befand sich in seinen letzten Lebensjahren (sein Todesjahr scheint 1599 oder 1600 gewesen zu sein) in der Morizstraße, weshalb auch auf den Drucken seit 1591 in der Regel zu lesen ist „bey G. Bergen in der Moritzstrassen“ oder „in der Moritzstrassen zu erfragen“. Sein mit M. Stöckel gemeinschaftliches Druckerzeichen aus dem J. 1579 hat Schöttgen a. a. O. S. 9 und des ersteren allein S. 12–13 ausschließlich beschrieben (bei Roth-Scholtz fehlen beide). Seine Erben und Nachkommen, unter denen sich der Vorname „G.“ fortpflanzte (1649 druckte nach Gleich a. a. O. II. S. 273–274 ein „G. Bergen“ des Dresdener Oberhofpredigers Weller „Klaff- und Klappermühle“) führten die überkommene Druckerei als Hof-Druckerei und unter der Formel „Dreßden bey den Bergen“ und verbunden mit Buchhandel bis zum J. 1693 fort, wo als der letzte Hofbuchdrucker „Immanuel Bergen“ erscheint. Als ein Curiosum verdient noch für die Buchdruckergeschichte bemerkt zu werden, daß in einer dieser Officinen es gebräuchlich war, daß auch die Setzer ihre Namen mit auf die Bücher drucken ließen. So ist auf einer kleinen im J. 1634 gedruckten Schrift, die Einnahme der Stadt Budissin betreffend, zu lesen „Gedruckt zu Dreßden, in G. Bergen’s Officin, durch Nicolaum Zipsern“. Doch begegnen ähnliche Bemerkungen, wenn auch nicht gerade in demselben Sinne, schon in weit früherer Zeit. So lautet eine Schlußschrift in dem Buche „Der Euangelisch Burger“ (Goedeke, P. Gengenbach, S. 629) „Gedruckt in der fürstlichen Stadt Zwickau durch Jorg Gastel des Schönspergers Diener von Augspurg. Im XXiiij Jar“. Die zwei bedeutendsten Werke, welche aus des Stammvaters Werkstätte hervorgingen, ist eine in der Sprichwörter-Litteratur unter dem Namen „Annaberger Sammlung“ bekannte Sammlung von Sprichwörtern, sowie des Peter Albinus Meißnische Land- und Berg-Chronica (Dresden 1589 Fol., kostbar ausgestattet). Das erstere Werk, von welchem bis jetzt, so weit bekannt, nur zwei Exemplare, das eine in der k. Bibliothek zu Dresden, das zweite aus der Meusebach’schen in der zu Berlin sich erhalten haben, hat keinen Titel und besteht lediglich aus zwei alphabetischen Sammlungen (Registern) zu drei handschriftlichen Werken mit Auslegungen, welche in den Ueberschriften „Buch A“, „Buch B“, Buch C“ genannt werden und sich nicht mehr vorfinden. Diese Register ergeben sich aber nur als Abdrucke anderer Register zu früher gedruckten und theilweise noch nicht näher gekannten Sprichwörtersammlungen. Von der ersten Sammlung (Buch A. B. C. 70 Bl.) mit 4321 Sprichwörtern ist Buch A. ein Egenolff’scher Druck der Klugreden von 1552 (vgl. meine „Ausgaben der Klugreden“ im Serapeum 1866, S. 181–182) nach der Seitenzahl, Buch B. Agricola’s Werk nach der laufenden Nummer der Sprichwörter ausgezogen und Buch C, welches bis jetzt noch nicht hat ausfindig gemacht werden können, enthält nicht eigentliche Sprichwörter, sondern mehr Sprüche, Aphorismen, sogenannte pensées. Es muß ein [177] größeres Werk gewesen sein, das mindestens 590 (591) Seiten hatee. Auch die Quelle der zweiten Sammlung (14 Bl.), 918 Sprichwörter umfassend, gleichfalls ohne Fundorte der Sprichwörter, ist noch nicht entdeckt. Am Ende der ersten Sammlung steht das kurfürstliche Wappen und unter diesem in großen Lettern: „Gedruckt zur Annaburg / | im Churf. Sächsis. Hofflager / den 8. Aprilis im 1577 Jar / | durch G. Bergen, am Ende der zweiten Sammlung: „Gedruckt zur Annaburg. | Im 1577. Jar“. Auf wessen Anregung diese Register gefertigt wurden, ist ungewiß und die Bezeichnung durch Zacher (deutsche Sprichwörtersammlungen S. 14) und Weller (Annalen II. S. 17) als: „Friedrich Wilhelms, Herzogs zu Sachsen-Weimar Register über deutsche Sprichwörter“ ist nicht motivirt. Das mir vorliegende Dresdener Exemplar mit gleichzeitigem Einbande und mit reicher beiderseits mit Wappen versehener Goldpressung zeigt auf der Vorderseite die eingedruckten Initialen „AHZSC“ und unten die Jahrzahl 1577.
Gimel Bergen, Buchdrucker zu Dresden und Annaberg zwischen 1571 und 1600. Geboren zu Lübeck 1543, habe der Vater, wie der Verfasser der „so nöthigen als nützlichen Buchdruckerkunst“ (Leipzig 1770, S. 71) erzählt, diesem seinem dritten Sohne den Vornamen „Gimel“ als den dritten Buchstaben des hebräischen Alphabets gegeben, weil er alle seine Söhne der Reihe nach mit solchen Vornamen beschenken wollte, aber, setzt der Autor des eben erwähnten Buches hinzu, „ich weiß nicht, ob sich sein Vater nicht allzu viel vorgenommen, wenn er das hebr. Alphabet hätte absolviren wollen“. Welchem Stande derselbe angehörte, vermuthlich jedoch dem gelehrten oder geistlichen, findet sich nicht überliefert und sehr wahrscheinlich ist dieser Vorname nur das Diminutiv oder die Endsilbe von „Joachim“. Indessen wurde dieser Vorname (ähnlich wie bei dem Basler Buchdrucker- Vgl. für den biographischen Theil die bereits citirten Quellen, für die Annaburger Sammlung: Hoffmann v. Fallersleben, Spenden I. S. 149–154 und E. Schulze in Herrig’s Archiv, Bd. 32. S. 157.