ADB:Gilhausen, Isaac
Landgrafen Ludwig von Hessen ist ihm ein junger Graf Solms zur Erziehung anvertraut: dem widmet er im J. 1597 das deutsche Schauspiel „Grammatica“, das ganz auf adeliche Jugend berechnet ist. Grammatica tritt die Herrschaft an ihre vier Töchter Orthographia, Prosodia, Etymologia, Syntaxis ab; Etymologia ihrerseits will die Mühe der Verwaltung in ihren Fürstenthümern, den Partes orationis, an eben so viele Knaben los werden. Sofort aber erhebt sich ein Rangstreit zwischen Nomen und Verbum, der bis zum Kriege führt; schon ist die Schlacht im Gange, da legen sich Etymologia und Syntaxis ins Mittel, und letztere stellt die Regeln auf, wornach sich die Redetheile künftig zu richten haben. Mit gereimtem grammatischen Stoff wechseln Bilder aus Hof, Universität und Dorf, aus dem Jagd- und Kriegsleben, bäuerliche Schwänke, antike Mythologie und Sage, die zum Theil nicht ohne Geschicklichkeit mit den übrigen Bestandtheilen verflochten werden; Liebe und Ehe finden sich mit einer gewissen Vollständigkeit vertreten: Orthographia und Prosodia sind mannstolle Frauenzimmer, die sich von der „Fraumutter“ wie Nonnen gehalten fühlen und später von ihren Verlobten, dem Jäger Actäon und dem Pferdeliebhaber Neptun, im Stiche gelassen werden; dagegen Etymologia und Technitimus führen eine glückliche Ehe; Pyramus und Thisbe, ziemlich gewaltsam eingeschaltet, repräsentiren treue, aber unglückliche Liebe. Das Ganze, als ein zugleich unterrichtender und unterhaltender Knabenscherz angesehen, verdient immerhin Beifall. Ob nicht einzelne Motive aus der gleichzeitigen englischen Litteratur stammen, bleibt zu erwägen.
Gilhausen: M. Isaac G. (Gilhusius), Dramatiker, aus Marburg und zu Marburg als Lehrer thätig; vom