ADB:Gerlach, Samuel
Stephan Gerlach’s (s. u.), war er um 1615 (genauer läßt sich seine Geburtszeit nicht bestimmen) zu Göppingen in Würtemberg geboren, lebte von 1638–43 als Hofprediger bei dem Bischofe Johannes von Lübeck und bekleidete später (1644–46) auf dem Danziger Werder zu Herrengrab („Grabyn“) die Stelle eines Lehrers und Hülfspredigers, worauf er bis 1652 ordentlicher Prediger zu Osterwyk wurde, wo er auch (s. Ephr. Praetorius, Dantziger Lehrergedächtniß S. 24. 30) im J. 1654 gestorben ist. In der Vorrede zur Ausgabe der „Eutrapeliae“ von 1647 berichtet er, daß er „vohr mehr als 8. Jahren bey J. Kön. Mayt. zu Schweden, König Gustavs des Großen, Christmilter Gedächtnus, Königl. Hoofstat yn Diensten, und mit dehroselben vohr Nürnberg gewesen“. Seine Geschichten und Reden erschienen zuerst als „Eutrapeliae Philologico-Historico-Ethico Politico-Theologicae“, Oder, Schöne nützliche, … Geschichte (sic.) und Reden. Durch M. S. G.“, Lübeck 1639. 8. Wiederholt als: „Zwey Tausend“. Lübeck 1646. Schmal 12; als „Dreitausend“. Leipzig 1662. 8. (Alle drei Theile in Ulm). Ungewiß sind die Ausgaben: Lübeck 1641 und 47. 12, dagegen sicher jene zu Leipzig 1656 u. 62 und daselbst unter dem Titel (Moller, Cimbria II. 223): „Gnomothecae Philologico- …“, 1678. 8. Ein [23] vierter Theil soll Stuttgart 1662. 8. zufolge des Catal. nundin. Lips. 1662 vernalium erschienen sein; dagegen hat die Ausgabe 1762 bei Goedeke, Gr. II. 512, keine Existenz. Ein jedoch älteres gleichbetiteltes Buch von Noel du Fail, Contes et discours citirt H. Oesterley in seiner Ausgabe von J. Pauli’s Schimpff vnd Ernst, S. 12. Gerlach’s Buch, welches sich nach Form und Inhalt den Schwankbüchern jener Zeit anreiht, ist genauer bezeichnet eine Apophtegmen-Sammlung nach Art jener des J. W. Zincgref oder, wie der Verfasser es in der Vorrede selbst kennzeichnet „ein Wercklein von kurtzen Geschichten und nachdencklichen oder lustigen Reden“, welche zugleich eine Anzahl (31) alter deutscher Sprüchwörter und Redensarten, Denksprüche und Reime enthalten, so (Ausgabe 1647, S. 110): „Als einer auff eine Zeit fragte: Worum die Jüden an dem Ölberg zu Speyr keine andere Gewehr als Hellbarten hätten? gab ein ander jhm antwort und sprach: Sie haben den Christen die Spiesse gelehnet“. Als ein Curiosum für jene Zeit verdient die Orthographie des Verfassers Erwähnung. Un der „Vohrrede“ zur Ausgabe 1646, welche beginnt: „Dahs Buuch ahn seinen Leser“ rechtfertigt der Verfasser diese seine Schreibweise und will er „die Vhrsachen ahnzeigen, wohrüm er solcher Gestalt und nicht mehr naach dehr gemeinen Weise geschriben“. Er schreibt auch „Ehr lasse sich ahn dehm begnügen, daß ehr yn allen Sachchen dahs bäste mit dehr Taht beweise …“. Unter seinen übrigen Schriften sind zu nennen: „Neuer Postreuter oder Prognosticanten-Schlüssel“; auch ins Holländische übersetzt: Amsterdam 1665. 4. und seines Großvaters Stephan G. „Türkisch Tagebuch von 1573 bis 1578“, Franckf. 1674. Fol., das von ihm in Ordnung gebracht, jedoch erst von den Erben herausgegeben wurde.
Gerlach: Samuel G., Verfasser eines in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts viel gelesenen Geschichten- und Historienbuches. Ein Enkel- Moller, Cimbr II. S. 223–224. Unschuld. theologische Nachr. 1711 S. 313. Fr. Cogelii Utinisches Stadtgedächtniß S. 48.