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ADB:Genast, Anton

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Artikel „Genast, Anton“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 559–560, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Genast,_Anton&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:25 Uhr UTC)
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Genast: Anton G., war 1765 zu Trachenberg in Schlesien geboren, wo sein Vater beim Fürsten von Hatzfeld das Amt eines Haushofmeisters bekleidete und nicht Genast, sondern Kynast hieß. Er hatte noch eine Menge Geschwister und wurde als der befähigteste unter den Söhnen ganz gegen seinen Willen in [560] die Jesuitenschule nach Krakau geschickt und dem geistlichen Stande gewidmet. In seinem 20. Jahre kehrte er reich an wissenschaftlichen und Sprachkenntnissen in seine Heimath zurück, wo er nach dem Willen seines Vaters als Kaplan eintreten sollte; all’ sein Widerstreben und seine Bitten halfen ihm nichts, und so faßte er sich ein Herz und verließ mit wenigen Thalern in der Tasche heimlich der Eltern Haus. Er wollte Schauspieler werden und ging zunächst nach Breslau; dort wurde er aber abgewiesen, worauf er sich nach Bunzlau wandte, wo eine reisende Comödiantentruppe ihr Wesen trieb und wo er nach einigen Proberollen mit wöchentlich einem Thaler Gage engagirt wurde. Auf dem geschriebenen Theaterzettel erschien sein Name dort zum ersten Male als Genast. Ueber vier Jahr trieb er sich nun bei solchen Gesellschaften herum, sang und spielte in allen möglichen Fächern, bis ihn im J. 1786 sein guter Stern nach Prag zu Wahr führte, der dort Director des deutschen Schauspiels war. Wahr, selbst ein tüchtiger Schauspieler, nahm sich seiner an und unterrichtete ihn in Plastik und Declamation. Da G. der italienischen Sprache mächtig war, machte er auch bald Bekanntschaften mit den Sängern der italienischen Oper unter Guardasoni; durch Bassi, für den der Don Juan geschrieben ist, lernte er sogar Mozart kennen. G. besaß eine sehr hübsche Tenorstimme, weshalb ihn Wahr hauptsächlich im deutschen Singspiel als Tenorbuffo, wozu er das meiste Talent mitbrachte, beschäftigte. Für dies Fach erhielt er auch im J. 1791 einen Antrag nach Weimar, vorher aber kehrte er noch einmal in seine Heimath zurück, um eine Versöhnung mit Vater und Mutter herbeizuführen, was ihm auch gelang. G. wurde hauptsächlich dadurch bekannt, daß er unter Goethe’s Leitung von 1793–1817 als Regisseur (Wöchner) am Hoftheater zu Weimar wirkte. Die Verdienste, welche er sich auf diesem Posten erwarb, wurden von Goethe und Schiller sehr hoch angeschlagen und geschätzt. „In die Intentionen des Ersteren, dessen unbedingtes Vertrauen er besaß und sich unausgesetzt erhielt, hatte er sich so hineingedacht und eingelebt, daß er gewöhnlich errieth, was der Meister wollte und wünschte, noch ehe sein Mund es aussprach.“ (W. G. Gotthardi, Weimarische Theaterbilder aus Goethe’s Zeit.) G. gehörte dem Weimaraner Hoftheater bis zu seiner Pensionirung am 1. April 1817 an, genau so lange als Goethe selbst. Er starb am 4. März 1831.

Eduard Genast, Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers. E. Pasqué, Goethe’s Theaterleitung in Weimar.