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ADB:Galle

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Artikel „Galle“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 331–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Galle&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:25 Uhr UTC)
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Galle: Kupferstecher- und Kunsthändlerfamilie von Antwerpen. Philipp, der Stammvater derselben (1537–1612), war in Harlem geboren; bei wem er in der Kunst unterrichtet wurde, ist unbekannt, wie überhaupt die biographischen Angaben über alle Künstler dieser Familie sehr dürftig sind. Er siedelte nach Antwerpen über und hier befaßte er sich nicht allein mit der Kunst des Kupferstechens, sondern gründete auch einen Kunstverlag, aus dem im Laufe der Zeit sehr viele Stiche von ihm und seinen Kindern wie auch von andern Künstlern hervorgegangen sind. Die Stiche Philipps bekunden eine geübte Künstlerhand; es fehlt wol zuweilen an Harmonie, die aber auf den von ihm copirten Gemälden alter niederländischer Meister auch wol zuweilen gefehlt haben mag. Für die Kunstgeschichte haben sie den besonderen Werth, daß sie uns Compositionen alter Meister erhalten haben, die im Original meistentheils verloren gegangen sind. M. Heemskerk, Fr. Floris, A. Blockland, P. Brueghel, Stradanus waren zumeist die Künstler, nach deren Gemälden unser Philipp seine Stiche ausführte. Zu den gesuchtesten gehören die figurenreichen Compositionen nach Floris, der Tempelbau in Jerusalem und der Bethlehemitische Kindermord. Schön ist auch die Folge der Geschichte des verlorenen Sohnes, nach Heemskerk, der Tod der Maria nach Brueghel, die Geschichte der Medicäer nach Stradan. Man muß aber alle diese Blätter in vorzüglichen alten Abdrücken vor sich haben, um ihren Werth würdigen zu können. Philipp starb in Antwerpen 1612. – Seine beiden Söhne Theodor (geb. 1560 in Antwerpen) und Cornelis (geb. ebenda 1570) waren auch Künstler, Schüler des Vaters. Beide besuchten Italien, um sich nach der Antike auszubilden. Ersterer hat sich aber nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt mehr mit dem Kunstverlag als mit dem Grabstichel beschäftigt. Fleißiger als ausübender Künstler war dagegen dessen Bruder Cornelis, der sich auch längere Zeit in Rom aufhielt. Als guter Zeichner wußte er auch gewandt den Grabstichel zu regieren. Seine Stiche nach Rubens und van Dyck wurden stets von Kunstfreunden geschätzt. Zu den besten gehören eine Judith, eine Maria als Königin, die Anbetung der Weisen, die vier Kirchenväter, Procne, Tod des Seneca, Venus die Liebesgötter säugend, sämmtlich nach Rubens, dann die Kreuztragung, das Bildniß von A. Wolfart nach van Dyck, die Verkündigung an die Hirten und der arme Lazarus nach J. Bassano und andere. Das Jahr seines Todes ist unbekannt. Sein Sohn und Schüler Cornelis (genannt zum Unterschiede vom Vater der jüngere 1600–1655) hat sich in der Geschichte der Kupferstechkunst den besten Ruf unter den Gliedern der Familie G. erworben. Auch er führte den Kunstverlag fort, hat aber nebenbei vorzügliche Kunstblätter geliefert. Da auf den mit C. Galle bezeichneten Blättern meist der Zusatz: junior fehlt, so ist schwer, mit voller Sicherheit die Werke des Vaters und des Sohnes zu unterscheiden. Dem jüngeren Cornelis gehören unbestritten viele schöne Bildnisse an, so namentlich [332] die nach van Dyck, die er für dessen Iconographie gestochen hat, dann die Abgesandten zum Friedensschluß zu Münster nach Hulle und mehrere einzelne, die sich alle der Gunst der Sammler erfreuen.