ADB:Fuchs, Leonhart
Markgrafen von Ansbach und verblieb in dieser Stellung mit einer kurzen Unterbrechung im J. 1533, in welchem er eine Ernennung als Professor der Medicin in Ingolstadt erhielt, allein dieses Amt nach kurzer Zeit in Folge religiöser Mißhelligkeiten (F. war ein eifriger Protestant) wieder aufgab, bis zum Jahre 1535. Eben damals erhielt er eine sehr ehrenvolle Berufung als Professor der Medicin an die noch jugendliche Universität nach Tübingen und hier hat er bis zu seinem am 10. Mai 1566 erfolgten Tode gelebt. – F. nimmt unter den Reformatoren der Medicin im 16. Jahrhunderte eine hervorragende und ehrenvolle Stellung ein, vor vielen derselben aber zeichnete er sich durch eine anerkennenswerthe Unbefangenheit aus, welche ihm namentlich gestattete, die großen Fortschritte, welche die Anatomie durch die Leistungen Vesal’s erfahren, richtig zu schätzen, und ihn davor schützte, bei aller Anerkennung, die er Hippokrates und Galen zollte, ein bloßer Panegyriker dieser großen Männer zu werden; sein anatomisches Lehrbuch („De corporis humani fabrica epitome“, Tubing. 1551) ist eine der ersten anatomischen Schriften, aus welcher die deutschen Aerzte mit der Vesal’schen Anatomie bekannt geworden sind. – Sein Hauptbestreben war auf die Wiederherstellung der griechischen Medicin, auf die Reinigung derselben von den arabistischen Auswüchsen hingerichtet, von welchen die alte klassische Heilkunde während des Mittelalters überwuchert worden war; dieser Aufgabe war er vermittelst einer gründlichen philologischen Bildung und eines scharfen kritischen Verstandes wohl gewachsen, und in eben dieser Leistung ist sein Verdienst um die Förderung der Medicin zu suchen; zu einer eigentlich productiven Thätigkeit ist F. auf diesem Gebiete nicht gekommen. Seine überaus zahlreichen Schriften (vgl. das Verzeichniß in Haller, Bibl. pract. I. S. 523) sind theils Lehrbücher, theils kritische Schriften, theils Commentarien zu Schriften griechischer Aerzte, von welchen er einzelne neu edirt und in lateinischer Uebersetzung veröffentlicht hat. Eine nicht weniger große Bedeutung kommt den Leistungen von F. in der Botanik zu; er ist nächst Brunfels der erste gewesen, der sich in selbständiger Weise mit dem Studium einheimischer Pflanzen beschäftigt, eine große Zahl derselben naturgetreu beschrieben, und diese Schilderung durch gute Abbildungen (Holzschnitte) illustrirt hat. Sein botanisches Werk („De historia stirpium commentarii etc.“) erschien zuerst 1542 in Basel, später von ihm selbst in deutscher Uebersetzung (als „New Kreuterbuch“) 1543, sodann französisch, holländisch, [170] spanisch etc. übersetzt. – F. hatte eine neue und erweiterte Ausgabe dieser Schrift vorbereitet, kam aber nicht zur Veröffentlichung derselben, da er vor erfolgtem Abdrucke der Holzschnitte starb. Ueber den Verbleib des Manuscriptes ist nichts bekannt geworden, die in Holz geschnittenen Formen wurden zerstreut; ein Theil derselben blieb in Tübingen, wo er vielleicht noch jetzt aufbewahrt wird, ein anderer soll, wie Haller mittheilt, in den Besitz von Gessner, einem Freunde von F., gekommen sein. Die Leistungen von F. fanden schon zu seinen Lebzeiten eine hohe Anerkennung; er ist der erste deutsche medicinische Gelehrte, der einen Ruf nach dem Auslande (nach Pisa) erhalten hat, der Kaiser Karl erhob ihn, ohne daß er selbst hierzu irgend einen Schritt gethan hatte, in den Adelsstand. Die dankbare Nachwelt hat seinen Namen in der Botanik in der Gattung „Fuchsia“ verewigt und ihm einen ehrenvollen Platz unter den „Vätern der deutschen Pflanzenkunde“ eingeräumt.
Fuchs: Leonhard F., Arzt, den 17. Jan. 1501 in Wemdingen (Schwaben) geboren, bezog, nachdem er den ersten Unterricht in Heilbronn und später in Erfurt genossen hatte, im J. 1519 die Universität zu Ingolstadt, wo er sich aufs eifrigste mit dem Studium der griechischen und lateinischen Sprache und Philosophie, sodann, nach Erlangung der Würde eines Magister artium bonarum, mit dem Studium der Medicin beschäftigte und im J. 1524 den Doctorgrad erlangte. Er habilitirte sich zuerst als Arzt in München, kehrte aber schon 1526 nach Ingolstadt zurück und trat hier als Lehrer der Medicin auf; 1528 folgte er einem Rufe als Leibarzt des- Ueber sein Leben vgl. Geo. Hizler, Oratio de vita et morte D. L. Fuchsii. Tubing. 1566. – Adam, Vita germanor. medicor. p. 172. – Niceron, Mém. pour servir à l’hist. des hommes illustr. etc. T. XVIII. p. 214. – Joh. Voigt, Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen. Königsb. 1841. S. 260. – Ueber seine Leistungen in der Botanik vgl. Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 309. Kgsb. 1857.