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ADB:Frischmann, Johann

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Artikel „Frischmann, Johann“ von Paul Wentzcke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 153, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frischmann,_Johann&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:21 Uhr UTC)
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Frischmann: Johann F., Publicist und Diplomat, geboren in Kulmbach um 1612, † am 25. September 1680 in Straßburg, betrieb seit 1630 auf der Straßburger Hochschule unter Leitung Matthias Bernegger’s philologische und historische Studien. Durch Vermittlung seines Lehrers fand er eine Anstellung in Mömpelgard unter dem Vicekanzler Christoph Forstner und erreichte schnell den Rang eines Staatsraths. Unangenehme Vorkommnisse scheinen seine Stellung bald unhaltbar gemacht zu haben: Mitte der fünfziger Jahre finden wir ihn als Privatmann in Eßlingen. Eine 1656 Karl Gustav von Schweden gewidmete Flugschrift „Animorum in Europa et vicina Asia motus de Suecici belli motu in Polonia“, welche die habsburgische Politik aufs schärfste bekämpfte, machte ihn mit einem Schlage in der diplomatischen Welt wie in den gelehrten Kreisen bekannt. Wie die meisten späteren Broschüren Frischmann’s im Lapidarstil geschrieben, fand sie bei dem größten Theil der protestantischen Politiker in ihrer Tendenz vollen Beifall, während die schroffe Form Anstoß erregte. Noch größer war das Aufsehen, das eine Reihe von Flugschriften zur Kaiserwahl Leopold’s I. 1657–58 hervorrief, die ganz den Geist der Mainzer Politik athmen. Besonders zogen sie die Aufmerksamkeit der französischen Wahlgesandtschaft auf sich, die den Verfasser in ihr Interesse zu ziehen wußte. Auf ihre Empfehlung hin ernannte Mazarin F. Ende 1658 zum französischen Residenten in Straßburg, wo er mit manchen Unterbrechungen, wie sie die politischen Verhältnisse, besonders die schwankende Haltung Straßburgs im holländischen Kriege, mit sich brachten, bis zu seinem Tode blieb. Doch vermochte er sich hier weder beim Volke noch beim Rath Gunst zu erwerben. Das erstere haßte ihn als Vertreter des französischen Königs; die regierenden Kreise behandelten ihn wegen dieser seiner Eigenschaft zuvorkommend, wurden aber durch seinen Hochmuth und das taktlose Benehmen seiner Familie abgestoßen, wie schon früher sein unliebenswürdiger Charakter ihm überhaupt Widersacher hervorgerufen hatte. Auch die Verbindung, die F. anfangs noch mit den südwestdeutschen Politikern unterhielt, löste sich nach der großen Schwenkung, die seit 1667 diese Kreise sowie die deutsche Publicistik von Frankreich abführte.

Selten verwandte Ludwig XIV. seinen Residenten zu diplomatischen Sendungen; eine Gesandtschaft zum Großen Kurfürsten, der 1659 zum Vergleich mit Schweden und zum Bruch mit Oesterreich gebracht werden sollte, mißlang vollkommen. Daneben schuf F. eine Menge von Flugschriften, der Sitte der Zeit gemäß sämmtlich anonym, von denen über 40 nachzuweisen sind. Im allgemeinen bewegt er sich mit ihnen seit 1660 ganz in den Bahnen der zeitgenössischen französischen Publicistik. Schmeicheleien gegenüber den Machthabern und Betrachtungen über die deutsch-französischen Beziehungen bilden den Inhalt. Nur der irenische Zug in den Schriften der letzten Art erinnert noch an die Gedankengänge, wie sie früher im Kreise Boyneburg’s vorherrschten. Zur alten Höhe der Frankfurter Zeit erhebt sich eigentlich bloß eine Broschüre Frischmann’s, die die Candidatur Condé’s für den polnischen Thron 1669 fördern soll. Die späteren Schriften, wie endlich Frischmann’s Tod finden keine Beachtung mehr in der deutschen Litteratur.

Einige Flugschriften aufgezählt in Jöcher-Adelung’s Gelehrtenlexikon; die biographischen Nachrichten darin bedürfen ebenso wie die der neueren Litteratur sehr der Verbesserung. Die obigen Angaben nach ungedrucktem Material zu einer besonderen, noch zu veröffentlichenden Arbeit über F.