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ADB:Franul von Weißenthurn, Johanna

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Artikel „Franul von Weissenthurn, Johanna“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 276–277, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Franul_von_Wei%C3%9Fenthurn,_Johanna&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Franul: Johanna F. v. Weissenthurn, geb. Grünberg, dramatische Schriftstellerin und Schauspielerin, geboren zu Koblenz 1733[1][2], † 17. Mai 1847 in Wien. Sie war die Tochter eines ziemlich talentlosen Schauspielers Benjamin Grünberg, der i. J. 1781 verstarb. Der Stiefvater Johannens, Andreas Teichmann, gab mit den Kindern des Verstorbenen dramatische Vorstellungen nach Weiße’s „Kinderfreund“, in denen sich Johanna durch Anmuth und Natürlichkeit hervorthat. Bei einer Vorstellung auf dem Haustheater des Grafen [277] Seefeld, sah der Intendant des Münchener Theaters Graf Seeau die junge Kraft in der Titelrolle des Melodrams „Blandine“ und engagirte sie 1787 für die von ihm geleitete Bühne. 1788 verließ Johanna München, suchte ihren Bruder in Baden bei Wien auf, wo auch sie engagirt ward; aber schon im folgenden Jahr gewann sie Brockmann, den ihr Spiel fesselte, für das Wiener Burgtheater, dem sie bis zu ihrem Abschied von den Brettern, 3. März 1842, ununterbrochen angehörte. Strebsamen Geistes füllte sie in Wien die tiefen Lücken ihrer höchst mangelhaften Bildung aus, spielte neben Mad. Rose mit Erfolg erste Liebhaberinnen und trat später in das Fach der alten Damen, gemüthlichen Frauen und Heroinen über, das sie ebenfalls erfolgreich vertrat. Die Urtheile über ihre Künstlerschaft sind allerdings sehr widersprechend, doch fühlt man aus allen heraus, daß F. eine Künstlerin von Gottes Gnaden nicht gewesen ist, obgleich sie 1809 in Schönbrunn als Phädra dem ersten Napoleon außerordentlich gefiel. In das J. 1791 fällt ihre Vermählung mit F. v. Weissenthurn, einem Patricier aus Fiume, der in Wien als Beamter angestellt war und vor ihr verstarb. 1829 feierte sie das 40jährige, 1839 das 50jährige Jubiläum ihrer Mitgliedschaft am Burgtheater und erhielt bei ersterem Anlaß vom Kaiser Franz die große goldene Civilverdienstmedaille, bei letzterem die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft von Friedrich Wilhelm III. von Preußen, begleitet von einer sehr schmeichelhaften und anerkennenden Kabinetsordre. Außer diesen Auszeichnungen ist F. auch die Ehre zu Theil geworden, in die von Joseph II. 1786 begründete Porträtgallerie bedeutender Schauspieler aufgenommen zu werden. Ohne von besonders hervorragender Bedeutung zu sein, hat sich F. doch in der Litteratur- und Theatergeschichte einen Platz zu sichern gewußt. Eine ziemlich nüchterne Vielschreiberin, zur Production durch eine Wette angeregt, schrieb sie an sechzig Theaterstücke, von denen die ernsteren an thränenseliger Sentimentalität gar sehr leiden. Ihre Lustspiele, wie auch einige ihrer Schauspiele zeigen selbständige Erfindung, frischen, wenn auch oft breiten Dialog, mehr komische Situation und treffende Charakteristik, als eigentlich dramatische Handlung. F. fand ihrerzeit und selbst noch nach ihrem Tode ein dankbares und zahlreiches Publicum, das ihre Arbeiten oft und mit Vergnügen sah. Aus Wlassack’s, seiner Chronik des Burgtheaters angehängtem „Register der Stücke“ ersieht man, daß in Wien z. B. die Lustspiele „Welche ist die Braut“ vom 25. Januar 1813 bis Februar 1848 57 Mal, „Das letzte Mittel“ vom 3. November 1820 bis 31. Januar 1865 59 Mal, „Beschämte Eifersucht“ vom 9. März 1801 bis 24. August 1844 62 Mal, das Schauspiel „Der Wald bei Hermannstadt“ vom 14. Juli 1807 bis 10. Mai 1840 sogar 117 Mal aufgeführt wurden. Außer den eben genannten gehören zu Franul’s bekannten Dramen auch „Die Radicalkur“, „Die Ehescheuen“, „Totila, König der Gothen“, „Das Gut Sternberg“, „Welches ist der Bräutigam“, „Pauline“, „Die Reise nach Amerika“, „Johann, Herzog von Finnland“ u. A. Die meisten Werke Franul’s erschienen in drei Sammlungen: „Schauspiele“ (Wien 1804–17, 6 Bde.), „Neue Schauspiele“ (ebd. 1817, 2 Bde., 2. Aufl., Berlin 1823) und „Neue Schauspiele“, neue Folge (Berlin 1821 f. u. Wien 1826, 29 u. 31, 5 Bde.). Der Inhalt dieser Bände findet sich bei Fernbach und Kayser und in Goedeke’s Grundr. III. S. 810. Die Stücke Franul’s geben zumeist dem Schauspieler dankbare Aufgaben und darin liegt ein großer Theil ihrer unverwüstlichen Zugkraft.

Vgl. u. A. Wolff, Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf 1839, S. 101–107, und Heinrich, dens. auf 1848, S. 58–62.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 276. Z. 6 v. u. l.: 1773 (statt 1733). [Bd. 55, S. 889]
  2. Franul, Johanna VII 276 Z. 6 v. u. l.: geb. zu Koblenz 1773 (statt 1733). [Bd. 56, S. 396]