ADB:Fraenzel, Ferdinand
Ignaz Fraenzl’s (s. u.), wurde geb. nach Lipowsky (Baierisches Musiklexikon 85) am 24. Mai 1770, nach dem neuen Nekrolog der Deutschen den 24. Mai 1766 in Schwetzingen, Sommerresidenz des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz. Schon mit dem fünften Lebensjahre begann der Violinunterricht beim Vater, der so gute Früchte trug, daß bereits zwei Jahre später ein sehr beifälliges Solospiel in einem Hofconcerte zu Mannheim möglich war. 1782 zum Violinisten in der kurfürstl. Capelle ernannt, begab er sich 2 Jahre später mit seinem Vater auf Kunstreisen. In Straßburg benutzte er einen längeren Aufenthalt, um theoretischen Unterricht bei Richter und Pleyel zu nehmen. 1790 ging er nach Italien, trieb in Bologna Compositionsstudien beim Padre Mattei und concertirte in Rom, Neapel, Palermo etc. 1792 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Vorspieler an dem eben in Frankfurt a. M. errichteten Nationaltheater und übernahm im J. 1795 noch die Direction der Capelle eines Kunstmäcens in Offenbach mit Namen Bernard. 1799 trieb es ihn wieder in die Ferne; er ging zunächst nach London, Hamburg und Wien, dann 1803 durch Polen nach Rußland, wo er bis 1806 verweilte, in welchem Jahre ihn der Ruf als königlicher Musikdirector nach München an Karl Cannabich’s Stelle traf. Seine erfolgreiche amtliche Stellung wurde unterbrochen durch Kunstreisen nach Frankreich, Holland, Deutschland und Italien. 1824 legte er die Direction der Oper in München nieder und behielt nur die Leitung der Hofcapelle. Im December 1825 zum königl. baierischen Capellmeister ernannt, ließ er sich 1827 pensioniren und ging nach Genf, wo sich unter seiner Führung die musikalischen Zustände sehr hoben. 1831 wandte er sich wieder nach Mannheim und starb dort am 19. Nov., nach dem neuen Nekrolog der Deutschen am 27. Oct. 1833. F. besaß großen Ruf als Violinist. Nach dem Urtheil von Zeitgenossen spielte er mit Geschmack, großer Reinheit und vorzüglicher Beherrschung der Technik; insbesondere soll er durch lieblichen Vortrag der Cantilene geglänzt haben. Dagegen wird sein Stil und Ton als klein, seine Bogenführung als nicht tadellos bezeichnet. F. als Violinspieler und Componist für dieses Instrument wurde noch bei Lebzeiten [204] überholt durch die Hauptvertreter der Pariser Schule, sowie durch Spohr’s epochemachendes Auftreten. Von seinen Violincompositionen sind zu erwähnen: 8 Concerte (Op. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 12 und 16), eine concertirende Sinfonie für 2 Violinen (Op. 4), 4 Concertino’s (Op. 13. 20. 24 und 32), Variationen, Duo’s etc. Außerdem schrieb er 9 Quartette und 6 Trio’s für Streichinstrumente, mehrere Ouverturen und eine Sinfonie für Orchester, sowie 2 Sammlungen französischer, deutscher und italienischer Romanzen und Lieder. Von seinen Opern sind zu erwähnen: „Die Luftbälle“ (Straßburg 1788), „Adolph und Clara“ (1800), „Carlo Fioras“ (München 1810), „Hadrian Barbarossa“ (München 1815) und „Der Faßbinder“ (München 1825).
Fraenzl: Ferdinand F., Sohn und Schüler- Wasielewski, Die Violine und ihre Meister, Leipzig 1869. S. 187.