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ADB:Füßli, Hans Conrad

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Artikel „Füßli, Johann Konrad“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 256–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BC%C3%9Fli,_Hans_Conrad&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:46 Uhr UTC)
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Füßli: Johann Konrad F., Theologe und Geschichtsforscher aus Zürich, geb. am 4. Mai 1704 zu Oberwetz in der Grafschaft Solms als Sohn des dortigen Pfarrers, des theologischen Schriftstellers Melchior F., gest. am 27. Juni 1775 als Pfarrer zu Veltheim, Kanton Zürich, und Kammerer des Winterthurer Capitels. – F. empfing seine erste Bildung in Wetzlar und zwar eigenthümlicher Weise hauptsächlich im dortigen Jesuitencollegium, kam dann nach dem Tode seines Vaters zur Vollendung seiner Studien nach Zürich, und diente hierauf mehrere Jahre als Informator bei einem Beamten. Auch noch später galt er als ein tüchtiger Erzieher, und unter den in sein Pfarrhaus ihm übergebenen Knaben befand sich der später zu hoher militärischer Würde aufgestiegene Hotze (s. d. Art.). In seine rege litterarische Thätigkeit wurde F. ebenso sehr durch sein lebhaftes wissenschaftliches Interesse, als durch geschäftliche Verbindungen mit der zürcherischen Officin und Buchhandlung Orell und Comp. gebracht, und die nicht großen Amtsanforderungen der Pfarrei Veltheim (bei Winterthur), die er 1742 übernahm und nicht mehr verließ, gestatteten es ihm, seinen schriftstellerischen Arbeiten auch später ungestört sich zu widmen. Durch große Belesenheit gefördert, wurde F. ein sehr fruchtbarer Autor auf dem theologischen und historischen, vorzüglich dem kirchengeschichtlichen Gebiete, und zahlreiche größere und kleinere Schriften, abgesehen von vielen Artikeln in schweizerischen und fremden Zeitschriften, z. B. im Hamburgischen und im neuen Hamburgischen Magazin, gingen aus seiner oft sehr spitzigen Feder hervor. So verwickelte er sich in eine theologische Fehde mit dem Freunde Bodmer’s, Chorherrn Breitinger (s. d. Art.): 1751 gefiel er sich da, in unschöner Weise dabei Gottsched’s Bundesgenossenschaft herbeiziehend, in pseudonymen Brochüren als [257] Alitheadotoski und Antisatanatuski, deren eine als Sendschreiben an den Kanzler von Mosheim sich ankündigte, auf dem Boden von Erörterungen über Calvin und Servet in so maßlosen Angriffen, daß mit Maßregeln gegen die Schriften vorgegangen wurde. Schon 1740 hatte F. auch gegen den Controversschriftsteller Binner, einen Jesuiten aus dem Wallis, als Dr. phil. Bond erklärende „Anmerkungen des satyrischen Gedichtes desselben gegen die Glaubensverbesserer“ herausgegeben, und in späteren Jahren griff er in der Synode öffentlich Lavater an, weil dessen „Aussichten in die Ewigkeit“ gegen die Kirchenlehre verstießen. Eine 1766 (Frankfurt) erschienene Schrift, „Beleuchtung einiger Artikel“, richtet sich gegen theologische und kirchengeschichtliche Aufsätze im Buchstaben A der französischen Encyklopädie. Die werthvollsten selbständigen Arbeiten des so nach allen Seiten hin schlagfertigen Forschers, dessen oft höchst scharfsinnige und an neuen Ergebnissen reiche Darlegungen leider nicht selten durch die hervortretende Selbstüberschätzung verdunkelt wurden, sind neben der Beisteuer des „Phileleutherius“ zur wissenschaftlichen Fehde über die thebäische Legion („Der Christe ein Soldat unter den heydnischen Keysern in der Geschichte des Kriegsobersten Moriz und der thebäischen Legion“ etc., Frankfurt und Leipzig 1765), seine aus den Archiven und Bibliotheken gesammelten quellenmäßigen „Beyträge zur Erleutherung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzer-Lands“ (Zürich, 1740–1753, 5 Bde.) und die „Epistolarum ab ecclesiae Helveticae reformatoribus vel ad eos scriptarum centuria prima“ (Tiguri 1742), zwei besonders damals höchst erwünschte Materialsammlungen, ferner die „Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie mittlerer Zeiten“ (Frankfurt und Leipzig 1770–1774, 3 Bde.): 1776 erschienen noch Monographien über Karlstadt und über Castellio. Einige der frühesten Arbeiten Füßli’s fallen auf das Gebiet der speciellen schweizerischen Geschichte und Staatskunde. 1734 erschien, mit Beifügungen Füßli’s, die 6. lateinische Ausgabe von Josias Simler’s De republica Helvetiorum. Dagegen bezweifelt Haller in der Bibliothek der Schweizer Geschichte (Bd. IV. S. 159 und 160), daß F., von welchem allerdings der Entwurf der aus dem Orell’schen Verlage hervorgegangenen Sammlung gemacht worden war, in dem „Thesaurus Historiae Helveticae“ (Tiguri 1735) die guten Prolegomena zu den einzelnen hier wieder abgedruckten Quellen selbst verfaßt habe, sondern schreibt dieselben Breitinger zu. Andere historische Aufsätze, z. B. über Neuenburg, über die Schlacht von Morgarten, stehen in dem genannten Hamburger Magazin oder sind, wie ein solcher über den Schweizer Bauernaufruhr von 1653, ungedruckt. Füßli’s letztes größeres und auch jetzt noch zumeist gebrauchtes Werk ist seine „Staats- und Erdbeschreibung der schweizerischen Eidgenoßschaft“ (1770–1772, 4 Bde.), welche aus kritischen Artikeln über den einschlägigen Abschnitt in Büsching’s großem Werke (in den Züricher Freimüthigen Nachrichten und Gelarten Anzeigen, von 1763 an) und aus der Aufforderung des Schaffhauser Buchhändlers Hurter, jenen Theil Büsching’s zu verbessern und auszuführen, hervorgegangen war. Füßli’s Verdienst liegt in der stärkeren Betonung der historischen und staatsrechtlichen Angaben; doch verleugnet sich seine polemisirende Art auch hier nicht, theils durch stete Bezugnahme auf Fäsi’s Werk (s. d. Art.), mit welchem F. concurrirt, theils in bissigen Anmerkungen, welche z. B. Verwahrungen der katholischen Kantone auf der Tagsatzung hervorriefen. Als Landpfarrer kümmerte sich F. auch ernstlich um die Hebung der Landwirthschaft, und der unverheirathete Mann nahm sich eifrig seiner Gemeinde an; aber es war wieder eine anstößige Aeußerung seiner Eitelkeit, daß er schon bei Lebzeiten in seiner Kirche eine Denktafel für sich anbringen ließ. Seine werthvolle Bücher- und Handschriftensammlung ging letztwillig gegen mäßige Entschädigung an die Erben an die Züricher Stadtbibliothek über.

[258] Vgl. „Johann Konrad Füeßlin“ etc. m. Portr. o. J. u. D. (vielleicht von F. selbst verfaßt, um 1774), sowie über F. und den oben genannten Fäsi einen Aufsatz vom Verf. d. A. im Zürcher Taschenbuch für 1878.