ADB:Diederichs, Johann Christian Wilhelm
Johann David Michaelis, bei dem er hebräische Bibelhandschriften lesen lernte (s. J. D. Michaelis’ Oriental. u. exeget. Bibliothek Bd. II. S. 198). Er ging sodann auf des letztern Rath, damit er „etwas ihm selbst und dem Publico nützliches thäte“, nach Erfurt um behufs einer Vervollständigung des in dieser Beziehung ungenügenden Apparats der Hallischen Bibel (von Joh. Heinr. Michaelis, Halle 1720) die dort befindlichen Handschriften des Alten Testaments zu vergleichen. Proben dort von ihm aufgefundener neuer Lesarten theilt Michaelis a. a. O. Bd. III. S. 210 ff. mit. Er entdeckte bei dieser Gelegenheit ein an einen Codex des Raschi angeleimtes Fragment eines Bibelmanuscripts, welches von Ps. 9, 5–18, 6 reichte. Auch von diesem veröffentlichte Michaelis a. a. O. Bd. 6. S. 240 wichtigere Lesarten. Ebenso von einem zweiten Fragment a. a. O. S. 245 ff., welches die Stellen 1. Könige 2, 5–12, Jesaja 27, 6–28, 13, Ezechiel 28, 25–29, 21 umfaßte. – Im J. 1775 legte alsdann D. die Hauptresultate seiner zweijährigen Erfurter Arbeit in seiner Inauguraldissertation vor, welche den Titel führte: „Specimen variantium lectionum codicum Hebraicorum MSS. Erfurtensium in psalmis“. Die Varianten sind aus 83 Psalmen zusammengestellt, zum Schluß sind einige aus Hiob angefügt. Sie betreffen meist die Consonanten, seltener die Lesezeichen. Es ging aus ihnen hervor, daß in J. H. Michaelis’ kritischer Ausgabe der Bibel gar manche Lesart von Wichtigkeit unbeachtet geblieben war nicht blos hinsichtlich der diakritischen Zeichen sondern auch der Buchstaben, bisweilen sogar ganzer Worte (vgl. Michaelis a. a. O. IX, 20 ff. Rosenmüller, Handbuch für die Litteratur der biblischen Kritik II. 29. 30. 129. Meyer, Gesch. der Schrifterklärung IV. 130. Eichhorn, Einl. in das A. T., II. 694). – Die ganze Collation, die D. gemacht hatte, ist vollständig nicht zum Druck gelangt. – Bald darauf erschienen von ihm „Observationes philologico-criticae ad loca quaedam V. T.“, Göttingen 1775, in welchen die Stellen Deut. 34, 6, Jes. 53, 9, Josua 2, 4. 3, 13. 5, 1. 6. 10. 17. 25. 9, 23. 10, 13 behandelt sind. Für den gegenwärtigen wissenschaftlichen Standpunkt genügen diese Bemerkungen freilich weder in kritischer noch in exegetischer Beziehung. So will er z. B. Deut. 34, 6 wajjikkaber, Josua 2, 4 wattizenem emendiren, zu Jes. 53, 9 wird weitläufig an vielen Beispielen nachgewiesen, daß אֶת (et) im Alten Testamente öfter „mit“ bedeute (S. 15 ff). – Aehnliches gilt von seinen Beiträgen „Zur Geschichte Simsons“ [120] Göttingen 1778 (vgl. Eichhorn, Einl. ins Alte Testament III. 434). – Außerdem gab er Zachariä’s „Einleitung in die Auslegungskunst der heiligen Schrift“ heraus (1778) (s. Meyer a. a. O. V. 515). – Er ward 1780 Professor der orientalischen Sprachen zu Königsberg.
Diederichs: Johann Christian Wilhelm D., geb. zu Pyrmont am 29. Aug. 1750, † 28. März 1781, studirte in Göttingen als eifriger Zuhörer von- Ausführliches Schriftenverzeichniß siehe bei Meusel, Lex. Bd. II. S. 348.