ADB:Deucer, Johann
Johannes Mathesius, der bekannte Bergprediger im benachbarten Joachimsthal, als dessen bedeutendster Nachfolger D. anzusprechen ist; in der einfach schlichten Sprache, die ihn kennzeichnet, ist deutlich der Einfluß der Sarepta des Mathesius zu erkennen. Sein Bestreben, sich mit den so besonders gearteten Verhältnissen der erzgebirgischen Bergstädte vertraut zu machen, führte ihn zum Studium des Bergrechtes und zur Abfassung zweier einschlägiger Schriften; 1616 schrieb er „Ein new sehr nützlich königlich Bergkbuch, Darinnen begriffen Allerley wichtige Bergksachen, wie auch hochnothwendige Bergwerckgebräuche vnd Gerichtsprozeß, so täglich in allen Bergwercken mit großem Nutz von den bawenden Gewercken, Ampt- vnd Bergleuten können gebraucht werden“, und veröffentlichte 1624 das vorzügliche und lange Zeit maaßgebende „Metallicorum Corpus Juris, Oder Bergk Recht aus allen … Berg-Ordnungen … zusammengezogen“. Auch als Verfasser von Andachtsbüchern nimmt D. eine hervorragende Stelle ein und auch hier hatte er in nächster Nähe ein maaßgebendes Vorbild, dem er sich anschloß, in Johannes Habermann (Avenarius), dem Pfarrer von Falkenau, dessen Gesangbücher noch heute unvergessen sind. Haben Deucer’s Gebete auch keine so weite Verbreitung gefunden, wie die Habermann’s, so erhielten sie sich doch während des ganzen 17. Jahrhunderts im Gebrauche der Gemeinden und gingen oft in ähnliche Sammlungen über. Selbständig ließ er 1611 erscheinen: „Ein newes schönes vnd nützliches Gebetbuch“, das in 4 Jahren 3 Auflagen erlebte; 1621 veröffentlichte er „Vierzehn geistliche Andachten voller trostreichen Gedanken, wie dieselben alle Stunden des Tages vnd bei allen Wercken des Berufs in die Seelen zu pflanzen“, 1625 ein „Gulden Kleinod der Kinder Gottes und [668] 1626 ein „Trostgärtlein trauriger Hertzen“. Sein Hauptwerk aber ist das 1623 erschienene „Christliche Gebetglöcklein“, das er der Wittwe nach dem Schlaggenwalder Bürgermeister Gregor Egerer widmete, und das nebst seinen eigenen Gebeten namentlich Uebersetzungen aus Ambrosius, Augustinus, Bernhard, Chrysostomus, Hieronymus u. a., untermischt mit Liedern von Luther, Mathesius, Nic. Herman, Kolrose, Alberus u. a. bringt. Außerdem schrieb er einen „Thesaurus s. theologiae“ und eine „Analysis locorum theologicorum cum thesi et antithesi in tabulis“ und 1612 eine „Analysis totius philosophiae tam contemplativae quam practicae brevi methodo et methodica brevitate in privatum memoriae subsidium certis tabellis comprehensa et concinnata“.
Deucer: Johann D., evangelischer Geistlicher des 17. Jahrhunderts, Verfasser theologischer und bergrechtlicher Arbeiten. Von seinem Leben ist uns fast nichts bekannt; nur wenige Anhaltspunkte geben uns seine Schriften, denen wir entnehmen, daß er anfangs in Jena, dann in Gröblitz als Prediger wirkte, und gegen Ende des 16. Jahrhunderts „durch ordentliche ehrliche Mittel vnd vorher gehaltene Bergpredigten“ als Pfarrer nach der Bergstadt Schlaggenwald im böhmischen Erzgebirge berufen wurde, wo er blieb, bis ihn die Gegenreformation aus der ihm liebgewordenen neuen Heimath vertrieb. Im J. 1625 nennt er sich bereits „Exulant vnd Mitgenoß an der Trübsal, am Reich vnd an der Geduld Jesu Christi“ und dankt einer Frau Anna Maria Reiboldin auf Rößnitz, geb. von der Gabulentz, für die Wohlthaten, die sie ihm, seinem Weib und 10 kleinen Kindern im Elend erwiesen habe. Damit erlöschen die Nachrichten über ihn. Seine schriftstellerische Thätigkeit beginnt erst in Böhmen; fast alle seine Werke sind hier entstanden. An die Oeffentlichkeit trat er zuerst mit einer „Leichpredigt, gehalten beym begräbnuß Herrn Matthes Egerers zu Schlackenwalde“, die 1605 in Leipzig erschien. Schon sie zeigt deutlich das Vorbild, dem er nacheiferte und dem er auch in seinen 1612 erschienenen „Bergpredigten, durch was Mittel vnd Wege die Bergwerck in auff vnd abnemen kommen“, treublieb; es ist