Zum Inhalt springen

ADB:Daxenberger, Sebastian Franz von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Daxenberger, Sebastian Franz von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 628–629, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Daxenberger,_Sebastian_Franz_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 47 (1903), S. 628–629 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Sebastian Franz von Daxenberger in der Wikipedia
Sebastian Franz von Daxenberger in Wikidata
GND-Nummer 116041994
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|628|629|Daxenberger, Sebastian Franz von|Hyacinth Holland|ADB:Daxenberger, Sebastian Franz von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116041994}}    

Daxenberger: Dr. Sebastian Franz von D., kgl. bair. Staatsrath und Dichter (= „Karl Fernau“), wurde als der Sohn eines sehr vermöglichen Kupferschmiedes am 3. October 1809 zu München geboren, machte seine Gymnasialstudien daselbst, bezog die Universität zu Berlin und Göttingen, wo er mit einer „Dissertatio inauguralis observationes nonnullas ad titulum digestorum de servitutibus praediorum urbanorum continens“ (Göttingen 1830) als Doctor juris promovirte. Hier gewann D. die Aufmerksamkeit und Freundschaft des gleichzeitig zu Göttingen studirenden bairischen Kronprinzen Maximilian, welcher den nach seiner Rückkehr als Rechtpraktikant und Accessist im Ministerium des Innern verwendeten jungen Doctor, im November 1835 zu seinem Secretär ernannte. D. nährte die Vorliebe des Kronprinzen für historische Studien, ebenso dessen Neigung zu artistischen Schöpfungen, welche sich in dem Bau und der malerischen Ausschmückung der romantischen Burg zu Hohenschwangau bethätigte, auch feilte und redigirte D. die lyrischen Erzeugnisse des Kronprinzen, der die zarten Empfindungen seiner Seele in gebundener Form zum Ausdruck zu bringen liebte. Nachdem D. den künftigen Monarchen zur Brautwerbung 1842 nach Berlin begleitet hatte, wurde er 1843 Regierungsrath und verwaltete drei Jahre lang das Amt eines Censors. Im April 1847 rückte er zum Oberkirchen- und Schulrath vor, trat aber am Schlusse desselben Jahres als Ministerialrath in das Staatsministerium des kgl. Hauses [629] und der auswärtigen Angelegenheiten und übernahm die Bearbeitung des politischen Referates. An der epochemachenden kgl. Proclamation vom 6. März 1848 hatte D. einen hervorragenden Antheil: ihr Entwurf war von dem damaligen Staatsminister Ludwig v. Oettingen-Wallerstein, die Redaction von D. Im Januar 1849 ging D. in Stellvertretung des Advocaten J. M. Ruhwandl auf kurze Zeit als Abgeordneter zur Nationalversammlung nach Frankfurt und trat nach seiner Rückkehr in seine alte Stellung. Seit 1851 besaß er den persönlichen Adel, wurde Großcomthur des Verdienstordens der bair. Krone und des hl. Michael, Mitglied des Maximilianordens für Kunst und Wissenschaft; 1856 weilte D. als Mitglied der Donauschifffahrtscommission in Wien; 1866 wurde er Staatsrath im ordentlichen Dienst, und besorgte wiederholt das Portefeuille als Verweser. Als Politiker gehörte er zu den Vertretern der constitutionellen Monarchie bei möglichster Selbständigkeit des bair. Staates. D. starb am 22. Januar 1878. Als Schriftsteller bethätigte sich D. als „Karl Fernau“ im Gebiete der Lyrik, des Dramas und der Novelle. Am bekanntesten wurde seine durch Rottmanner’s melodramatische Composition effectvoll ausgestattete „Sendlinger Schlacht“ (1835, 1844). Im J. 1835 erschienen seine „Mythischen Gedichte“, welchen 1845 eine weitere Sammlung von lyrischen Erzeugnissen und Gelegenheitsdichtungen (darunter „Erinnerungen aus Italien“, „Weibliche Bildnisse“, auch Legenden, Balladen und Romanzen) folgten. Von seinen zahlreichen dramatischen Versuchen (z. B. das Drama „Ulrich Schwarz“, 1841, und das Trauerspiel „Beatrice Cenci“, 1841) hat sich keiner bleibend auf der Bühne erhalten. Weiteren Beifall fanden seine harmlosen feuilletonistisch angehauchten kleinen Culturschilderungen „Münchener Hundert und Eins“ (1840, 1841). Von 1841–1847 redigirte Karl Fernau das von Eduard von Schenk 1834 begründete poetische Taschenbuch „Charitas“, welches mit Beiträgen von König Ludwig I., Melchior Diepenbrock, A. Fürstin von Gallitzin, A. v. Maltitz, C. F. Ph. v. Martius, C. v. Neumayr, J. A. Pangkofer, Fr. Rückert, H. G. v. Schubert, Frhr. v. Zu-Rhein, Kronprinz Maximilian, Ludw. Aurbacher, Franz Graf Pocci, Fr. Thiersch und vielen Anderen einen lehrreichen Ueberblick gewährt auf die damaligen poetischen Schwingen Baierns.

Vgl. Schaden, Gelehrtes München. 1834, S. 173. – M. Brühl, Gesch. der kathol. Litteratur. 1861, S. 536. – Brümmer, Lexikon. 4. Aufl. I, S. 243