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ADB:David von Burgund

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Artikel „David von Burgund“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 781–782, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:David_von_Burgund&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:47 Uhr UTC)
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David von Burgund, Bischof von Utrecht, natürlicher Sohn des Herzogs Philipp des Guten von Burgund, ward von seinem Vater zu hohen geistlichen Würden erhoben und noch sehr jung Bischof von Terouanne. Doch der schlaue Fürst hatte noch anderes mit ihm vor. Durch ihn hoffte er seine Macht auszubreiten über das damals auch Overyssel und, dem Namen nach wenigstens, auch Gröningen und Drenthe umfassende Bisthum Utrecht. Schon vor 1450 wird denn auch D. Elect von Utrecht genannt, und als 1455 Rudolf von Diepholtz (s. d.) starb, suchte er seine Wahl durchzusetzen. Doch das Capitel erwählte fast einstimmig den Dompropsten Gisbrecht von Brederode, während D. keine einzige Stimme erwarb. Trotzdem gelang es Philipp in Rom zu bewirken, daß der Papst Calixt III. D. und nicht Gisbrecht zum Bischofe ernannte. Mit Waffengewalt führte jetzt Philipp seinen Sohn, dessen Partei von den Städten Amersfoort und Rhenen gestützt war, ein, belagerte Utrecht und zwang Gisbrecht, einen Vertrag zu schließen, wobei er gegen hohe Entschädigung den Bischofstuhl an D. überließ, der am 6. August 1456 geweiht wurde. Doch im Oberstift (Overyssel) mußte Deventer belagert werden, bevor es ihn anerkannte. Die so schlecht errungene Gewalt wurde mit ebenso schlechten Mitteln von D., der von seinem Vater die Hinterlist und Herrschsucht, aber keine seiner Fähigkeiten ererbt hatte und sich nur durch beispiellose Treulosigkeit und Gewaltthätigkeit auszeichnete, aufrecht gehalten., Unter seiner Herrschaft war Utrecht, wo die Hauptstadt unter dem Einfluß der Gilden einer Reihe von Aufständen und Revolutionen verfallen war, wie sie sonst nur in den vlämischen Städten in den Niederlanden entstanden, und im fortwährenden Streit mit dem Adel und den Städten Amersfoort und Rhenen stand, mehr als je zuvor von einem permanenten Bürgerkrieg heimgesucht, wobei der Bischof dann dieser, dann jener Partei sich anschloß, und immer auf vollständige Knechtung des Landes bedacht war. Sein früherer Nebenbuhler und dessen ganze Familie ward von ihm gefangen und gräulich mißhandelt, 1470; nur die Dazwischenkunft des Herzogs Karls des Kühnen, der seinen Bruder zu einem ziemlich schimpflichen Vergleich mit seinen Opfern zwang, rettete ihnen das Leben. Als er nachher gegen alles Herkommen eine neue oberste Gerichtsbehörde: „Recht van de Schive“ genannt, einführte, ward er von den Utrechtern und dem Burggrafen Johann von Montfoord vertrieben und Engelbrecht von Cleve durch den Rebellen zum Postulat erwählt. Nun erfolgte ein erbitterter Krieg, in welchem D., von den Holländern unter ihrem Statthalter und auch, wie immer, von dem Papst kräftig unterstützt, die Gegner mit dem Banne belegte, die Stadt einnahm, von den Utrechtern unter van Nievelt aber überrascht und nur durch Johann von Montfoord gerettet ward, der ihn gefangen nach Amersfoort abführen ließ und so dem wüthenden Pöbel entriß (1483). Jetzt endlich trat Maximilian von Oesterreich persönlich dazwischen, belagerte mit zahlreicher Mannschaft Utrecht, zwang die Stadt, ihren Bischof wieder anzuerkennen und diesen, sich mit seinen Gegnern zu versöhnen. D. lebte noch 12 Jahre und starb 1496, von seinen Unterthanen gleich mißachtet und gehaßt, ein ebenso schlechter Fürst als Priester. Nur die Wissenschaften scheint er geehrt [782] und in dieser Hinsicht an seine Geistlichkeit strenge Forderungen gestellt zu haben, denn Erasmus lobt ihn. Sonst ist nichts Gutes von ihm zu sagen.