ADB:Döderlein, Johann Christoph
Danovius Amtsnachfolger in Jena, galt als der ersten Einer in seinem Fache und wurde der Melanchthon seiner Zeit genannt. Er hat liberale Grundsätze befolgt, aber mit schonender Mäßigung, über Steine des Anstoßes klug hinweggleitend. Für die eigentliche Aufgabe damaliger Theologie hielt er, die Lehren der hl. Schrift nach der Vernunft zu untersuchen und beide, die doch einander nicht wirklich widersprechen können, mit einander in Harmonie zu bringen. Seine „Institutio theologi christiani nostris temporibus accommodata“ (1780), auf Zureden einiger Ungarn verfaßt, war wegen gründlicher Exegese, Aufnahme des Dogmenhistorischen, Klarheit der Entwicklung, Abneigung vor jeder otiosa [281] speculatio ein ihrer Zeit sehr geschätztes Werk. Als Exeget war er klug und geschmackvoll, aber die Natur hat er hin und wieder dem Scharfsinne geopfert. In seinem Charakter etwas auffahrend, heftig und mit Prätensionen behaftet, war die Liebe seiner Collegen nicht sonderlich bei ihm. Der allerdings auch nicht ränkelose Eichhorn ist um seinetwillen dem Rufe nach Göttingen gefolgt, und als er starb, war die Rührung in der Nähe äußerst klein. Aber Reinhard schrieb: „Jena und die ganze theologische Litteratur haben an diesem Manne sehr viel verloren.“
Döderlein: Johann Christoph D., geb. zu Windsheim in Franken am 20. Jan. 1746, † am 2. Dec. 1792, Professor der Theologie in Altorf, hierauf des- Vgl. Hagenbach in Herzog’s Realencyklopädie III. 432 und Die Jenaische Theologie S. 88 von