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ADB:Cotta, Bernhard von

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Artikel „Cotta, Bernhard von“ von Karl Alfred von Zittel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 538–539, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cotta,_Bernhard_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:07 Uhr UTC)
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Cotta: Bernhard von C., Geolog, geboren am 24. October 1808 in dem jetzt abgetragenen Forsthaus auf der Kleinen Zillbach bei Eisenach als Sohn eines hervorragenden Forstmanns Heinrich C. Er widmete sich auf der Bergakademie in Freiberg und in Heidelberg dem Berg- und Forstfach und wurde 1832 Lehrer an der Forstakademie in Tharand. 1842 folgte er einem Ruf als Professor der Geologie und Erzlagerstättenlehre an die Bergakademie in Freiberg, woselbst er bis zu seinem Tode verblieb, nachdem er sich 1874 in Ruhestand hatte versetzen lassen. C. war eine geistvolle, vielseitige und auch künstlerisch glücklich veranlagte Natur. Seine zahlreichen Publicationen bewegen sich theils auf dem Gebiete der strengen Forschung, theils auf jenem der populären wissenschaftlichen Darstellung. Seine erste Abhandlung über Dendrolithen (Dresden 1832) behandelt die fossilen Hölzer aus dem Rothliegenden Sachsens und erfreute sich berechtigter Anerkennung. Von 1832–1846 betheiligte er sich mit C. F. Naumann an der Herstellung einer geognostischen Karte von Sachsen im Maßstab von 1:120 000, welche für die damalige Zeit in Deutschland als unübertroffenes Muster galt. Während seiner Thätigkeit als Aufnahmsgeolog veröffentlichte C. 1836–38 die „Geognostischen Wanderungen“, worin namentlich die Umgebung von Tharand eingehend geschildert ist, sowie eine „Anleitung zum Studium der Geognosie und Geologie“ (Dresden und Leipzig 1839). Als Fortsetzung der in Sachsen durchgeführten geologischen Aufnahmen bearbeitete C. zwischen 1843 u. 48 auch das östliche Thüringen und veröffentlichte darüber eine Karte in vier Sectionen. Im J. 1850 erschienen seine anregenden geologischen Briefe aus den Alpen, worin er den allgemeinen Bau dieses Gebirges schildert und dessen Entstehung im Gegensatz zu Elie de Beaumont und Leop. v. Buch durch eine größere Anzahl nach langen Pausen aufeinander folgenden Hebungen zu erklären versucht. Kleinere Abhandlungen beschäftigen [539] sich mit der Geologie des Fassathals und den granitischen Gesteinen bei Predazzo und am Monzoni. Durch zweckmäßige und anziehende Behandlung des Stoffes zeichneten sich Cotta’s didaktische Werke, wie seine „Gesteinslehre“ (Freiberg 1855), „Die Lehre von den Flötzformationen“ (1856), sowie „Deutschlands Boden“ (Leipzig 1854) aus und erlangten dadurch eine weite Verbreitung. Das eigentliche Forschungsgebiet Cotta’s, auf welchem er thatsächlich neues leistete, sind die Erzgänge und Erzlagerstätten. Seine „Gangstudien“ (Freiberg 1850–62) vertreten gegenüber Werner und Bischof den plutonistischen Standpunkt und suchen die Entstehung der Erzgänge vorherrschend durch Injection von unten zu erklären. Die „Lehre von den Erzlagerstätten“ (Freiberg 1859–61) ist noch heute ein viel benütztes Compendium. Durch diese Werke erwarb sich C. als Sachverständiger in bergmännischen Fragen hohes Ansehen, so daß er vielfach als Sachverständiger nach Ungarn, Siebenbürgen, Serbien, dem Banat, der Bukowina und den östlichen Alpen berufen wurde. Auch das schöne Werk „Der Altai, sein geologischer Bau und seine Erzlagerstätten“ (Leipzig 1871) verdankt einer im Auftrag des Kaisers von Rußland ausgeführten Reise seine Entstehung. Cotta’s geistvolle und ansprechende Darstellungsgabe, welche schon in dem Werke „Deutschlands Boden“ deutlich zu Tage tritt, befähigten ihn in hervorragendem Maaße zur populär-wissenschaftlichen Behandlung geologischer Fragen. Seine „Briefe über Humboldt’s Kosmos“ (Leipzig 1850–60), seine „Geologischen Bilder“ und namentlich seine „Geologie der Gegenwart“ (1866), worin er die Anschauungen Lyell’s und Darwin’s mit großer Entschiedenheit vertritt, fanden eine überaus günstige Aufnahme, erlebten zahlreiche Auflagen und verschafften dem Autor in weiten Kreisen große Popularität. C. gehörte einer alten thüringischen Familie an, die das Adelsprädicat lange Zeit abgelegt hatte. Er starb am 14. September 1879.