ADB:Cleß, Martin
[329] Diener Herzog Ulrichs von Würtemberg, barg den Vertriebenen sammt seiner Mutter auf dem nahen Schlosse Ramsperg, bis ihn 1580 die Reichsstadt Biberach als Pfarrer annahm. 1536 rief ihn Herzog Ulrich nach Göppingen, wo Melanchthon ihn besuchte, und 1543 nach Cannstatt. Als er hier vor dem Interim weichen mußte, zog ihn der Herzog 1548 an die St. Leonhardskirche und in die Oberkirchenbehörde der Hauptstadt. C. ist der Stammvater einer der angesehensten Theologen- und Beamtenfamilien Altwürtembergs. In ihr ragen hervor: Joh. Heinr. Freiherr v. Cleß, österreichischer Feldmarschall-Lieutenant, † 1759 in Wien; der frühverstorbene Verfasser des trefflichen „Versuchs einer kirchlich-politischen Landes- und Culturgeschichte von Würtemberg bis zur Reformation“. 3 Bde. Tübingen und Gmünd 1806–1808, David Friedrich v. C., geb. in Calw 13. Febr. 1768, Diaconus in Heidenheim 1796, Göppingen 1799, Schorndorf 1807, Ritter des königl. Civil-Verdienst-Ordens 1808, Decan in Reutlingen 1810, starb noch in demselben Jahre; Aug. Eberh. Karl v. C., geb. 1794 in Königsbronn, 1819 Hofcaplan, 1825 Professor am obern Gymnasium in Stuttgart, 1853 Ritter des Ordens der würtembergischen Krone, pensionirt 1861 mit dem Titel und Rang eines Oberstudienraths, † 1874; von ihm viele Artikel in Pauly’s Realencyklopädie der classischen Alterthumswissenschaft und mehrere Uebersetzungen in der Sammlung von Osiander, Schwab und Tafel.
Cleß: Martin C., evangelischer Theolog, geb. 26. Nov. 1491 in Uhingen a. d. Fils, wo 1497 ein Martin Cleß Zoller war, † 13. Aug. 1552 in Stuttgart. Nachdem C. in Freiburg Baccalaureus, in Tübingen 1511 Magister geworden, war er zuerst Geistlicher in Leonberg, dann Prädicant des regulirten Chorherrnstifts zu Oberhofen bei Göppingen, mußte aber wegen seiner Hinneigung zu der neuen Lehre fliehen. Philipp v. Rechberg, einer der wenigen treuen- Ueber M. C. vgl. Fischlin, Mem. Theol. Wirt. 1, 57 und Suppl. 382. Beschreibung des Oberamts Göppingen. Stuttg. u. Tüb. 1844.