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ADB:Buttstedt, Johann Heinrich

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Artikel „Buttstett, Johann Heinrich“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 662–663, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Buttstedt,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:11 Uhr UTC)
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Buttstett: Johann Heinrich B., Organist und Componist, geb. 25. April 1666 zu Bindersleben bei Erfurt, Schüler des berühmten Johann Pachelbel, 1684 Organist an der Regler-, 1687 an der Kaufmanns- und 1691 an der Prediger-Kirche zu Erfurt, gestorben in diesem Amte 1. Dec. 1727. Er war ein vortrefflicher Orgel- und Clavierspieler, auch kein ungeschickter Tonsetzer; seine nicht sehr kunstvollen aber angenehmen Claviersachen wurden viel gespielt und die zu Erfurt 1713 erschienene „Vorrathskammer“ erlebte zwei Auflagen. Doch ist er gegenwärtig fast nur noch bekannt durch seinen mit Mattheson wegen der alten Musik und Solmisation geführten Streit, in welchem er solchergestalt den [663] kürzeren zog, daß seine besseren Eigenschaften darüber vergessen sind und er fast nur noch als eine komische Figur erscheint. Mattheson hatte in seinem „Neu-eröffneten Orchestre“, Hamb. 1713, seine Freude darüber kundgegeben, daß die alte Musik unter die verloren gegangenen Dinge zu rechnen sei, von der „verhaßten Solmisation“ gesprochen, und dem Guido von Arezzo nachgesagt, daß er mit seinen sechs Silben wenig Ehre eingelegt habe (S. 245. 290). B. glaubte sich zum Vertheidiger des Alterthums und der Solmisation berufen und erließ gegen Mattheson seine bekannte Schrift: „Ut re mi fa sol la, Tota musica et harmonica aeterna etc.“, Erfurt bei Werther o. J. (1714–16), worin er mehr Leidenschaft und Eifer als Verstandesklarheit und Beruf zum Denker verrieth, und Dinge behauptete, die einem besser beschlagenen Gegner nur willkommen sein konnten. Mattheson, der anfangs versucht hatte, den Streit brieflich beizulegen, was ihm aber nicht gelungen war, veröffentlichte darauf sein: „Beschütztes Orchester etc.“, Hamburg bei Schiller 1717, worin er mit einem großem Aufwande von Gelehrsamkeit, belustigendem Witz und anzüglicher Grobheit, B. der allerdings wohlverdienten Lächerlichkeit preis gab und der Solmisation wenigstens für die Folgezeit den Garaus machte, wenn sie auch für den Augenblick immer noch gewichtige und weit bedeutendere Anhänger als B. hatte (wie z. B. Joh. Jos. Fux, vergl. den Briefwechsel Crit. mus. II. 181 ss.). Von da an ließ B. in dieser Angelegenheit nichts mehr öffentlich von sich hören; Mattheson aber, der auch einem besiegten Feinde nicht leicht verzieh, bewahrte ihm seine Verachtung noch manches Jahr, wie u. a. aus Ehrenpf. 354 Anm. hervorgeht. Von Buttstett’s Compositionen ist nicht viel gedruckt: vier Messen, Erfurt 1720; ein Kirchenstück „Zeuch mich dir nach, so laufen wir“, 4 voc. Streichinstr. BC. ebend. 1719. Außerdem nur Claviersachen: „Musikal. Vorrathskammer“, enth. vier Präludien und Fugen, eine Arie mit zwölf Var., zwei Partien, ebend. 1713 und Leipzig 1716; zwei Choräle mit Var. „Allein Gott in der Höh’“, ebend. 1705, und „Wo Gott zum Haus’ nicht gibt“, ebend. 1706 (s. Walther). Eine Anzahl figurirter Choräle und andere Clavierstücke verschiedener Art waren handschriftlich im Umlauf.