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ADB:Bondini, Pasquale

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Artikel „Bondini, Pasquale“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 97–98, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bondini,_Pasquale&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:32 Uhr UTC)
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Bondini: Pasquale B., Theaterdirector, taucht zuerst in der Opernsaison von 1762 auf 1763 in Prag als Baßbuffo auf und wird als eines der tüchtigsten Mitglieder der Gesellschaft des Gaetano Molinari gerühmt. Später begegnen wir ihm als Mitglied der Bustelli’schen Operngesellschaft. Durch Bustelli, der sich im J. 1776 von seinem Vertrag mit dem Dresdener Hof zurückzog, kam B. nach Dresden. Bustelli überließ ihm die Leitung seiner Operngesellschaft, und am 11. Juli 1777 wurde mit B. vereinbart, daß er die Direction des gesammten Theaterwesens am kurfürstlichen Hof zu Dresden mit einer Subvention von 6000 Thalern übernehmen sollte. Zu Michaelis 1777 kam B. nach Leipzig und stellte sich der unter Brandes stehenden Hofschauspielergesellschaft vor, die er nach Beendigung der Messe nach Dresden überführte. Da er aber wenig vom deutschen Theater verstand und nicht einmal der deutschen Sprache völlig mächtig war, mußte er die Verwaltung der Directionsgeschäfte seinem Regisseur Brandes fast ganz überlassen. Während er zur Ostermesse im Frühjahr 1778 in Leipzig weilte, hatte er durch allerhand ärgerliche Streitigkeiten zwischen seinem Regisseur Brandes und dem Schauspieler Reinecke viel zu leiden. Beim Ausbruche des Bairischen Erbfolgekrieges wurde B. am 14. Juni 1778 der Dresdener Contract gekündigt, während der für Leipzig bestehen blieb. Ein Jahr darauf wurde der alte Contract in seinem vollen Umfange erneuert und B. die rückständigen Subventionsgelder ausgezahlt. Seit dem Jahre 1781 übernahm er auch noch die Leitung der Prager Oper und mußte nun mit seiner Truppe zwischen Leipzig, Dresden und Prag beständig umherwandern. Trotzdem gelangte das deutsche Schauspiel unter seiner Leitung zu großer Blüthe, da Bondini’s Regisseur Reinecke Bedeutendes leistete und ihm eine Reihe tüchtiger Kräfte zur Verfügung standen. In Prag aber sorgte er [98] selbst dafür, daß sich die Oper auf ihrer Höhe erhielt. Im J. 1782 ließ er Mozart’s „Entführung aus dem Serail“ in Prag auf der Bühne erscheinen, und im J. 1786 nahm er sich des in Wien durchgefallenen „Figaro“ mit großem Erfolg an. In seinen letzten Lebensjahren machte ihm die Concurrenz der böhmischen Schauspieler viel zu schaffen. Er suchte sich durch die Erwerbung des städtischen Kotzentheaters schadlos zu halten, konnte aber seine Absicht nicht durchsetzen. Er überließ daher seine Prager Operngesellschaft seinem artistischen Leiter Domenico Guardasoni und mußte sich auch entschließen, im J. 1788 für seine Dresdener und Leipziger Schauspielertruppe seinen bisherigen Cassirer Franz Seconda als Compagnon aufzunehmen. Bald darauf, am 31. October 1789, starb er zu Brauneck in Tirol, als er mit seiner Familie auf der Reise nach Italien begriffen war.

Vgl. Taschenbuch für die Schaubühne auf das Jahr 1791. Gotha o. J. S. 273. – Joh. Christ. Brandes, Meine Lebensgeschichte. Berlin 1800. II, 222. 245. – (Blümner,) Gesch. des Theaters in Leipzig. Leipzig 1818, S. 196 f. – E. Kneschke, Zur Geschichte des Theaters und der Musik in Leipzig. Leipzig 1864. S. 50 fg. – Moritz Fürstenau, Die Theater in Dresden 1763–1777. S. 33. (Separatabdruck aus dem 26. Hefte der Mittheilungen des K. Sächs. Alterthumsvereins 1875.) – O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters. Prag 1885. II, 127–248. – Max Wittig, Joh. Christian Brandes. Schneeberg 1899. S. 29. 30.